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Das Orakel von Margyle

Das Orakel von Margyle

Titel: Das Orakel von Margyle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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schwerer Wein. Sie lässt Euch ganz schwindlig werden, doch was bleibt, ist ein bitterer Nachgeschmack.”
    “Maura”, sagte Delyon, “schaut Euch dieses Symbol an und sagt mir, ob Ihr etwas damit anfangen könnt.”
    Der plötzliche Klang seiner Stimme ließ Maura zusammenzucken. “Still!” Sie bedeutete ihm, in die Ecke neben der Tür zu gehen. “Ich glaube, ich habe draußen etwas gehört.”
    Vielleicht hatte sie es sich auch nur eingebildet nach all den langen Tagen, in denen sie kaum etwas anderes hatte tun können, als sich Sorgen zu machen und sich die Gefährlichkeit ihrer Aufgabe vorzustellen. Es half ihr nicht, dass Delyon sich keiner Gefahr bewusst zu sein schien. Mehr als einmal war er, in Gedanken versunken, mitten am Tag einfach nach draußen spaziert.
    Bevor er zu seinem Schiff zurückgekehrt war, hatte Gull Maura noch erzählt, dass die Han in dieser Gegend glaubten, in Ven Gyllia würde es spuken – und dass er und seine Schmugglerkumpanen alles taten, um diesen Glauben noch zu schüren. Auch wenn sich nur selten Patrouillen dem Ort näherten, so würden sie doch sofort nachschauen, sollten sie etwas Verdächtiges hören oder sehen. Maura jedenfalls wollte ihnen keinen Grund geben, sich näher heranzuwagen.
    Verärgert begab sich Delyon mit seiner Schriftrolle in die Ecke. Maura lauschte mit höchster Konzentration und ignorierte seinen beleidigten Blick. “Mag sein, dass da nichts war”, gab sie schließlich zu. “Nur ein kleines Tier, vielleicht.”
    Bevor Delyon etwas antworten konnte, hob sie mahnend den Finger. “Wenn es
dieses Mal
nichts zu bedeuten hatte, dann heißt das noch lange nicht, dass wir nicht auf der Hut sein müssen.”
    Eigentlich hatte der Mann gar nicht aufgehört, auf der Hut zu sein, sagte sie sich. Das Problem war, dass er nie damit angefangen hatte. Mit reumütigem Kopfschütteln begab Delyon sich wieder neben die Tür, wo er besseres Licht zum Lesen hatte. “Ist jeder auf dem Festland so vorsichtig wie Ihr?”
    “Zumindest die, die länger leben wollen”, fauchte Maura. “Wenn Ihr dazugehören wollt, tut Ihr gut daran, Euch selbst ein wenig in Vorsicht zu üben!”
    Wie lange es wohl noch bis zum Sonnenuntergang dauerte? Wenn es erst einmal dunkel genug war, konnte sie sich nach draußen wagen, sich die Füße vertreten und frische Luft schnappen. Damit und mit Schlafen vergingen die Nächte schnell, während diese letzten Tage des Wartens einige der langweiligsten gewesen waren, die Maura jemals hatte ertragen müssen.
    Gab es so etwas wie
zu viel
Frieden und Stille? Sie hatte das Gefühl, als würden die Mauern der kleinen Hütte sie jeden Tag ein wenig enger umschließen – genau wie die Sorgen, die sie niederdrückten.
    Delyon war klug genug, nicht mit ihr zu streiten. Er hatte wieder begonnen, mit gerunzelter Stirn seine Schriftrolle zu studieren. Obwohl Maura wusste, dass er nicht gerne gestört wurde, bevor das Licht schwächer wurde, konnte sie ihre Ängste nicht länger unterdrücken. “Gull sagte, man würde uns eine Nachricht überbringen, wenn es an der Zeit ist, mit unserer Reise zu beginnen. Glaubt Ihr, dem Boten ist etwas zugestoßen … oder …?”
    Nein. Sie würde es sich nicht erlauben zu denken, dass mit Raths Invasion an der Küste etwas schiefgelaufen war.
    “Kann sein, dass die Flotte vom Sturm länger aufgehalten wurde als angenommen.” Delyon schenkte ihr kaum Aufmerksamkeit. “Vielleicht wurden einige der Schiffe beschädigt und mussten repariert werden, bevor sie Segel setzen konnten. Vielleicht hat sich auch die Nachricht über die Invasion nicht so schnell verbreitet, wie mein Bruder hoffte.”
    Das war sehr gut möglich, wie Maura widerwillig zugeben musste. Aber sie konnte sich nicht helfen, sie ärgerte sich einfach über Delyons Unbekümmertheit. Er kramte einen Kohlestift aus seinem Gepäck und kritzelte eine Notiz in die Schriftrolle. Nachdem er einen Augenblick drauf gestarrt hatte, schüttelte er den Kopf und radierte mit einem Klumpen Sandstein alles wieder aus.
    “Ich kann noch ein paar friedvolle und ruhige Tage brauchen, um die Zauberformel der tiefen Meditation zu entziffern”, murmelte er. “Die würde uns im Palast eine Menge Zeit ersparen.”
    “Ich gebe Euch noch drei weitere Tage.” Maura starrte durch die Türöffnung auf ein anderes verlassenes Haus, dessen strohgedecktes Dach eingestürzt war. “Dann machen wir uns nach Venard auf!”
    Sie hatte kaum zu Ende gesprochen, als eine Bewegung hinter

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