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Das Orakel von Port-nicolas

Das Orakel von Port-nicolas

Titel: Das Orakel von Port-nicolas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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was ist blöd in Ihrem Beruf. Sagen Sie, waren Sie schon da, als es die Panne da im Knast gegeben hat?«
    Der Inspektor rieb sich die Augen. Der Bulle schien nicht viel geschlafen zu haben, und Kehlweiler verstand dieses Leid besser als jeder andere. Während er darauf wartete, daß der Inspektor sich entschloß, ihn in der Hierarchie weiter nach oben zu befördern, holte er Bufo aus der Tasche und behielt sie in der linken Hand. Er konnte Bufo nicht in seiner Tasche ersticken lassen, Kommissariat hin, Kommissariat her. Amphibien haben ihre Ansprüche.
    »Was ist das denn?« fragte der Inspektor und wich ein Stück zurück.
    »Nichts, nichts«, erwiderte Louis etwas verärgert. »Das ist meine Kröte. Sie stört doch wohl niemanden, oder?«
    Die Leute sind wirklich enttäuschend, was Kröten angeht, immer machen sie eine große Geschichte daraus. Dabei stört so was hundertmal weniger als ein Hund. Der Inspektor fuhr sich erneut mit den Fingern über die Augen.
    »Also, los, raus mit Ihnen«, sagte er.
    »Unmöglich. Ich wäre nicht reingekommen, wenn ich hätte raus wollen. Ich bin ein sehr hartnäckiger Mensch. Kennen Sie den Kerl, der nie rausgehen wollte, nicht mal unter dem Druck der Bajonette? Na ja, der Kerl ist nicht so wichtig, wichtig an der Sache ist, daß er mein Ahne war. Ich sag nicht, daß das ein Geschenk wäre, aber so ist es. Sie werden Schwierigkeiten haben, mich loszuwerden.«
    »Das ist mir scheißegal!« rief der Inspektor.
    »Gut«, erwiderte Kehlweiler.
    Er setzte sich und kaute langsam. Das Sandwich mußte noch lange halten. Über diesen übermüdeten Kerl herzufallen war überhaupt nicht rühmlich, aber er amüsierte sich trotzdem gut. Schade, daß der Kerl sich nicht auch amüsieren wollte. Jeder kann das Spiel mit den Ahnen spielen, das ist nicht verboten. Und was Ahnen anging, war Louis sehr großzügig.
    Im Raum herrschte wieder Stille. Der Inspektor wählte eine Nummer. Sicherlich die des Oberinspektors. Inzwischen hieß es »Hauptmann«.
    »Ein Typ, der nicht weg will … Ja, vielleicht. Komm, nimm den Vogel und mach ihn fertig, du würdest mir einen großen Gefallen tun … Ich weiß nicht … Ja, sicherlich …«
    »Danke«, sagte Kehlweiler. »Aber ich will Paquelin sprechen.«
    »Ihre Staatsangehörigkeit?«
    »Bitte?«
    »Franzose, ja oder nein?«
    Kehlweiler breitete mit einer ausweichenden Geste die Arme aus.
    »Möglich, Oberleutnant Fernere, durchaus möglich.«
    Inzwischen hieß es »Oberleutnant«.
    Der Inspektor beugte sich vor.
    »Sie wissen, wie ich heiße?«
    Der Oberinspektor öffnete mit offensiver Ruhe behutsam die Tür. Er war klein, und Kehlweiler nutzte das sofort, um aufzustehen. Louis war knapp einen Meter neunzig, und das war häufig von Nutzen.
    »Nimm das weg hier«, sagte Fernere, »aber erkundige dich vorher. Der Typ kennt meinen Namen, er versucht uns zu überlisten.«
    »Weshalb sind Sie hergekommen? Um zu essen?«
    In den Augen des Oberinspektors lag etwas, was sich mit den Säbelhieben seines Chefs schlecht in Einklang bringen lassen dürfte. Kehlweiler schätzte, daß er es riskieren könne.
    »Nein, ich habe einen Fall von panierten Schweinsfüßen für Paquelin. Mögen Sie Paquelin? Ich finde ihn ein bißchen streng, ein bißchen sehr auf die Seite geneigt.«
    Der Typ zögerte kurz.
    »Folgen Sie mir«, sagte er.
    »Langsam«, erwiderte Kehlweiler. »Ich habe ein steifes Bein.«
    Louis nahm seine Plastiktüte, sie gingen in den ersten Stock hinauf, und der Oberinspektor schloß die Tür.
    »Haben Sie Adamsberg gekannt?« fragte Louis, während er Bufo auf einem Stuhl absetzte. »Jean-Baptiste Adamsberg? Den Unbekümmerten? Den unordentlichen Intuitiven?«
    Der Inspektor nickte.
    »Sind Sie Lanquetot? Hauptmann Yves Lanquetot? Täusche ich mich?«
    »Wo kommen Sie her?« fragte Lanquetot in der Defensive.
    »Aus dem Rhein.«
    »Und das da, ist das eine Kröte? Eine gemeine Kröte?«
    »Es ist ein Vergnügen, jemanden zu treffen, der sich auskennt. Besitzen Sie eine?«
    »Nicht richtig … Na ja, auf dem Land, direkt neben der Haustür, da lebt eine.«
    »Reden Sie mit ihr?«
    Der Inspektor zögerte.
    »Ein bißchen«, antwortete er.
    »Da ist nichts Schlimmes dabei. Bufo und ich reden viel miteinander. Sie ist lieb. Ein bißchen bescheuert, aber man kann ja nicht von ihr verlangen, daß sie die Welt neu erschafft, nicht wahr?«
    Lanquetot seufzte. Er wußte nicht mehr so recht, woran er war. Diesen Typen mitsamt seiner Kröte hinauszuwerfen bedeutete,

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