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Das Orakel von Port-nicolas

Das Orakel von Port-nicolas

Titel: Das Orakel von Port-nicolas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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er langsam seine beiden dicken Hände aus, als ob er sich verbrannt habe oder als ob sie naß geworden seien und er die Wassertropfen zu Boden schütteln wolle oder als ob er all seine Finger wieder an ihren Platz bringen wolle, na ja, jedenfalls war das merkwürdig, und Louis fand diese Geste ungewöhnlich und interessant. Louis beobachtete immer, was die Leute mit ihren Händen machten.
    »Aber wie kommen Sie so plötzlich zu diesem Entschluß, mitten im November? Gibt es noch etwas anderes?«
    »Ich wollte es Ihnen gerade sagen. Das ist der zweite Grund für meinen Besuch, der bessere, da der erste natürlich von niedrigerer, revanchistischerer Art ist, wie Sie bemerkt haben.«
    »Natürlich. Aber ich will hoffen, daß Sie Pauline kein Leid zufügen, und was das Leid angeht, das Sie mir zufügen könnten, so werden wir uns zu gegebener Zeit damit beschäftigen und wenn Anlaß dazu besteht.«
    »Einverstanden. Hier nun also der zweite Grund: Sie sind einer der reichsten Männer am Ort, Ihr Zentrum für Meerespampe zieht Männer, Frauen und Tratsch in großer Menge an, Sie sind hier seit fast fünfzehn Jahren fest etabliert, und außerdem arbeitet Pauline bei der Regionalzeitung. Vielleicht haben Sie also etwas für mich. Von Paris aus habe ich eine Kleinigkeit verfolgt, die mich bis zum Tod von Marie Lacasta vor jetzt zwölf Tagen auf den Felsen am Vauban-Strand geführt hat. Ein Unfall, hat man gesagt.«
    »Und Sie?«
    »Ich habe gesagt Mord.«
    »Nun schön«, sagte Darnas und schüttelte die Hände. »Erzählen Sie mir das.«
    »War Ihnen Marie Lacasta egal?«
    »Aber nicht im geringsten. Wie kommen Sie auf die Idee? Ganz im Gegenteil, ich mochte die Frau gern, sie war sehr gewitzt und sehr freundlich. Jede Woche kam sie in den Garten. Sie hatte keinen Garten, verstehen Sie, und das fehlte ihr. Ich hatte ihr daher eine Parzelle im Park des Zentrums überlassen. Da machte sie, was sie wollte, pflanzte ihre Kartoffeln, ihre Erbsen und was weiß ich noch alles. Damit hat sie mir nichts weggenommen, ich habe keine Zeit zum Gärtnern, und die Thalassopatienten fangen bestimmt nicht an, Kartoffeln zu hacken, wenn sie aus dem Schwimmbad kommen, bestimmt nicht, das ist nicht deren Art. Wir haben uns oft gesehen, sie brachte Pauline Gemüse mit für die Suppe.«
    »Pauline? Pauline kocht Suppe?«
    Darnas schüttelte den Kopf.
    »Ich koche.«
    »Und beim Rennen? Ihre vierhundert Meter?«
    »Trennen wir das, trennen wir das«, sagte Darnas mit seiner schwächlichen Stimme. »Um Pauline kümmern Sie sich später unter vier Augen, erzählen Sie mir jetzt von diesem Mord. Sie haben recht, ich kenne hier alle, das ist ganz offensichtlich. Sagen Sie mir, was sich hier bewegt.«
    Louis lag nicht viel daran, die Dinge geheimzuhalten. Da der Mörder die Tat sorgfältig hinter einem Unfall verschleiert hatte, war es besser, alles schnellstens durchzuschütteln, unter die Leute zu bringen und großen Lärm zu veranstalten. Den Mörder zwingen, sich in eine andere Richtung als in die seines natürlichen Verstecks zu bewegen, die einzige Hoffnung, daß ihm ein Fehler unterlief, das ist schlichter, gesunder Menschenverstand, solide wie eine alte Bank. Louis erklärte Darnas, der ihm, Gott sei Dank, noch immer genauso häßlich erschien, dessen Gesellschaft ihm aber sehr behagte, warum sollte er es leugnen, die Einzelheiten der Ereignisse, die ihn nach Port-Nicolas geführt hatten, den Zeh, den Hund, Paris, die Stiefel, die Flut, das Gespräch mit dem Bürgermeister, die Aufnahme der Ermittlungen. Während des Berichts, den Darnas nicht ein einziges Mal unterbrach, nicht einmal, um »nun schön« zu sagen, schüttelte er ein paarmal seine dicken Finger aus.
    »Nun«, sagte Darnas, »ich vermute, daß man uns einen Inspektor aus Quimper schicken wird … Also, wenn das der große Dunkelhaarige ist, ist es eine Katastrophe, aber wenn es der kleine Schwächliche ist, haben wir Chancen. Der kleine Schwächliche ist, soweit ich das mitbekommen habe – es hat vor vier Jahren einen Unfall hier in der Einrichtung gegeben, eine Frau, die unter der Dusche starb, furchtbar, aber nur ein Unfall, machen Sie sich keine Sorgen –, der kleine Schwächliche also, Guerrec, ist ziemlich helle. Sehr mißtrauisch allerdings, er schenkt niemandem sein Vertrauen, und das hält ihn auf. Man muß in der Lage sein, sich Verbündete zu suchen, sonst kommt man nicht vorwärts. Und außerdem hat er einen Untersuchungsrichter über sich, der Panik vor Mißerfolgen

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