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Das Orakel von Port-nicolas

Das Orakel von Port-nicolas

Titel: Das Orakel von Port-nicolas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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schließlich.
    »Mülltonnen sind nie was Glorreiches.«
    »Und die Sevrans? Was sagt Ihnen das?«
    Darnas hob die Arme und schüttelte seine Hände aus.
    »Abgesehen von ihrem widerlichen Pitbull könnte ich nur Gutes über sie sagen. Sie ist ziemlich eindrucksvoll, schön, ohne hübsch zu sein, Sie haben es sicherlich bemerkt, und eher schweigsam, außer wenn ihre Kinder da sind, dann ändert sie sich völlig, wird geradezu lustig. Ich glaube, sie langweilt sich hier schlicht unglaublich. Sevran ist ein guter Kamerad, intelligent, unterhaltsam, aufrichtig, aber er hat ein gewaltiges Problem mit seinen verdammten Maschinen. Er begeistert sich für diese Dinger mit Hebeln, Kolben, Getrieben, auf der Spur dieser verdammten Maschinen zieht er durchs ganze Land, aber vergessen Sie nicht, daß er schließlich davon lebt. Er ist, was man einen echten Sammler nennen könnte, um so mehr, als er Handel damit treibt und sie verkauft, sie kauft, sie wieder verkauft, und das hält den Laden am Laufen, glauben Sie mir. Er ist einer der großen Spezialisten des Landes, genießt einiges Ansehen in Europa, man kommt von überall her zu ihm. Lina sind die Maschinen schnurz, und er hängt zu sehr an ihnen. Lina langweilt sich also zwangsläufig. Für eine Frau ist es einfacher, gegen eine andere Frau zu kämpfen als gegen Schreibmaschinen. Ich äußere diese Idee einfach so, in meinem Falle wäre mir lieber, daß Pauline sich zum Beispiel für Maschinen interessieren würde statt für Sie.«
    »Trennen wir.«
    Darnas hob den Kopf und beobachtete Louis’ Gesicht.
    »Mustern Sie mich? Stimmt irgendwas nicht?«
    »Ich überlege mir etwas, ich wäge das Risiko ab.«
    Darnas kniff seine kleinen Augen zusammen und betrachtete Louis, ohne sich zu rühren. Schließlich nickte er und scharrte mit dem Fuß in den Kiefernnadeln, die den Boden bedeckten.
    »Nun?« fragte Louis.
    »Die Gefahr ist nicht zu unterschätzen. Ich muß nachdenken.«
    »Ich auch.«
    »Also bis bald, Kehlweiler«, sagte Darnas und gab ihm die Hand. »Seien Sie sicher, daß ich Ihnen Schritt für Schritt folgen werde, was die Ermittlung angeht, und ebenso, was Pauline angeht. Wenn ich Ihnen bei ersterer helfen und bei zweiterer schaden kann, dann mit großem Vergnügen. Sie können mit mir rechnen.«
    »Danke. Haben Sie keinerlei Idee, was Marie in den Mülltonnen hätte finden können?«
    »Leider nein. Ich habe sie dabei gesehen, mehr nicht. Der Bürgermeister wird es wohl als einziger wissen, oder vielleicht Lina Sevran. Marie hat sie aufgezogen wie ein eigenes Kind. Aber bevor Sie von dem einen oder der anderen Informationen erhalten, müssen Sie viele Stunden im Café de la Halle verbringen.«
    »Kommt Lina Sevran ins Café?«
    »Jeder kommt hier ins Café. Lina ist oft dort, um ihrem Mann beim Billard zuzusehen oder um Freunde zu treffen. Es ist der einzige Ort, wo im Winter geredet wird.«
    »Danke«, wiederholte Louis.
    Sein rechtes Bein nachziehend, entfernte er sich zum Ausgang des Parks und spürte in seinem Rücken, wie Darnas, der sicher gerade darüber nachdachte, ob der Hinkende eine Chance hatte oder nicht, ihn beobachtete. Zumindest war das die Frage, die Louis sich selbst stellte. Er hätte Pauline nicht wiedersehen sollen, das war offensichtlich. Sie hatte sich nicht verändert, abgesehen vom Ort und dem Namen, und jetzt machte ihm ein leichter Kummer im Kopf zu schaffen. Und außerdem war sie geflohen. Das war normal, wenn man bedachte, daß er sich wie ein Flegel aufgeführt hatte. Das Nervigste an all dem war, daß Darnas ihm ebenfalls gefiel. Sollte er Marie umgebracht haben, so konnte das die Dinge natürlich regeln. Darnas war bemüht gewesen, ihm Fährten zu liefern – interessante übrigens. Es begann leicht zu regnen, das gefiel Bufo.
    Louis beschleunigte seine Schritte nicht, das tat er fast nie, und atmete den Kieferngeruch ein, der mit der Feuchtigkeit herauskam. Der Kieferngeruch war sehr gut, er würde nicht den ganzen Tag damit zubringen, an diese Frau zu denken. Er wollte ein Bier.

18
    Das Zentrum für Thalassotherapie lag recht weit vom Café de la Halle entfernt, und Louis lief unter einem kalten Regen, der anfing, das Gras der Böschung zu durchnässen, langsam die kleine, leere Straße entlang. Sein Knie tat ihm weh. Er entdeckte einen Kilometerstein und setzte sich mit Bufo für einen Augenblick dort hin. Ausnahmsweise einmal versuchte er nicht nachzudenken. Er fuhr sich mit der Hand über die Stirn, um das Wasser abzuwischen,

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