Das Orakel von Port-nicolas
hat. Daher ist der Richter schnell mit Polizeigewahrsam bei der Hand, er läßt den erstbesten Verdächtigen einlochen, so große Angst hat er, den Schuldigen zu verpassen. Zuviel Hast schadet auch. Na ja, Sie werden ja sehen … Auch wenn ich vermute, daß Sie nicht für die Ermittlungen hierbleiben werden? Ist ihre Partie beendet?«
»Ich bleibe nur noch, um zu sehen, wie Quimper die Sache in die Hand nimmt. Es ist ein bißchen meine Arbeit, ich möchte wissen, wem ich die Fortsetzung anvertraue.«
»Wie bei Pauline?«
»Wir hatten gesagt, wir trennen.«
»Trennen wir. Was kann ich Ihnen zu dem Mord erzählen? Zunächst mal, Kehlweiler: Sie gefallen mir.«
Louis sah Darnas ziemlich überrascht an.
»Doch, Kehlweiler, Sie gefallen mir. Und so lange, bis ich das Leid feststelle, das Sie mir hinsichtlich Pauline antun könnten, die ich liebe, jeder, der sie gut kennt, versteht das mühelos, und solange, bis die uralte Rivalität uns Stirn gegen Stirn gegeneinanderhetzt und ich die trostlose Vorstellung habe, nicht die Oberhand zu gewinnen, da ich, wie Sie bemerkt haben, häßlich bin, was bei Ihnen nicht der Fall ist, solange also, bis ich auf jene möglichen Augenblicke warte, die das Leben erschüttern, dulde ich die Vorstellung nicht, daß die alte Marie erschlagen wurde. Nein, Kehlweiler, das dulde ich nicht. Verlassen Sie sich nicht allzusehr auf den Bürgermeister, was Informationen über seine Bürger angeht, er wird sie Ihnen genausowenig liefern wie der Polizei. Er pflegt jeden seiner Stimmzettel und verbringt sein Leben damit, Ärger zu vermeiden, ich tadle ihn nicht, aber er ist, wie soll ich sagen, sehr schlaff.«
»An der Oberfläche oder bis in die Tiefe?«
Darnas verzog die Lippen.
»Nun schön, Sie haben es bemerkt. Man weiß nicht, wie es in der Tiefe des Bürgermeisters aussieht. Er ist seit zwei Amtszeiten hier, er wurde aus der Île-de-France hierher beordert, und nach all der Zeit ist es unmöglich, irgend etwas auch nur ein bißchen Beständiges bei ihm zu erfassen. Darin liegt vielleicht das Geheimnis, um gewählt zu werden. Um sich in alle Richtungen drehen zu können, ohne daß es allzusehr bemerkt wird, ist es doch das beste, rund zu sein, nicht wahr? Nun, Chevalier ist rund, glitschig, glasig wie ein Meeraal, in gewisser Weise ein Meisterwerk. Er wird Ihnen wenig aufrichtige Antworten geben, auch wenn sie Ihnen so erscheinen.«
»Und Sie selbst?«
»Ich kann lügen wie jeder andere, das versteht sich von selbst. Nur Einfaltspinsel können das nicht. Aber von dem Garten abgesehen, sehe ich keine Verbindung zwischen Marie und mir.«
»Vom Garten aus hat sie mühelos das Haus betreten können.«
»Was sie auch tat. Ich habe es Ihnen gesagt: wegen des Gemüses.«
»Und in einem Haus kann man viel erfahren. War sie neugierig?«
»Ha! Sehr neugierig … Wie viele alleinstehende Menschen. Sicher, sie hatte Lina Sevran und die Kinder von Lina, die sie aufgezogen hatte, aber die Kinder sind groß, sie sind alle beide in Quimper auf dem Gymnasium. Daher lief sie viel allem herum, vor allem seitdem ihr Mann, Diego, vor ungefähr fünf Jahren verschwunden ist, ja, ungefähr vor fünf Jahren. Zwei kleine Alte, die spät geheiratet hatten und sich sehr liebten, sehr ergreifend, das hätten Sie sehen müssen. Ja, Kehlweiler, Marie war sehr neugierig. Und das war sicherlich auch der Grund, weshalb sie die kleine schmutzige Arbeit übernommen hat, die ihr der Bürgermeister anvertraut hatte.«
»Darf ich meine Kröte aus der Tasche holen? Ich hatte nicht damit gerechnet, so lange zu bleiben, und befürchte, ihr wird es zu warm.«
»Nun schön, ich bitte Sie«, sagte Darnas, der sich nicht stärker zu wundern schien, Bufo auf seinem Marmorboden zu sehen, als wenn es sich um ein Päckchen Zigaretten gehandelt hätte.
»Ich höre Ihnen zu«, sagte Louis, nahm die Kanne mit dem kalt gewordenen Wasser und spritzte ein paar Tröpfchen auf Bufo.
»Reden wir im Park darüber, was halten Sie davon? Es gibt hier so viel Personal, und wie Sie selbst heute morgen erfahren haben, kann man hier ein und aus gehen, wie man will. Ihr Tier fühlt sich draußen genauso wohl. Sie gefallen mir, Kehlweiler, bis auf weiteres, und ich erzähle Ihnen die Geschichte von Maries Mülltonnen ganz unter uns. Nur Pauline kennt sie außer mir. Natürlich können auch andere sie erfahren haben, Marie war weniger diskret, als sie dachte. Das wird Sie interessieren.«
Louis stand auf, setzte sich wieder, um Bufo
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