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Das Osterman-Wochenende - Ludlum, R: Osterman-Wochenende

Das Osterman-Wochenende - Ludlum, R: Osterman-Wochenende

Titel: Das Osterman-Wochenende - Ludlum, R: Osterman-Wochenende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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ganzen Gewicht gegen die Tür. Sie gab ein Stück nach und knallte dann unter den Händen des Chauffeurs wieder zu. »Ich reiße Sie in Stücke!«
    Der Zug hielt vor dem Bahnsteig an. Einige Männer stiegen aus, und dann heulte die Sirene des Zuges zweimal auf.
    Der Chauffeur sagte leise: »Er ist nicht im Zug, Mr. Cardione. Er ist heute morgen mit dem Wagen in die Stadt gefahren. Auch das wissen wir.«
    Der Zug setzte sich langsam wieder in Bewegung und rollte davon. Joe starrte den Hünen an, der seine Wagentüre zuhielt. Seine Wut war fast nicht mehr unter Kontrolle zu halten, aber er war Realist genug, um zu wissen, daß sie ihm nichts nützen würde. Der Chauffeur trat zurück, salutierte ein zweites Mal formlos und ging schnell auf den Rolls-Royce zu. Cardone schob die Wagentüre auf und trat auf das heiße Pflaster.
    »Hello, Joe!« Das war Amos Needham, auch einer der Benutzer des Vorortzuges nach Manhattan. Ein Vizepräsident der Manufacturers Hanover Trust und Vorsitzender des Aktivitätenausschusses des Saddle Valley Country Club. »Ihr Leute von der Börse habt es leicht. Wenn es unruhig wird, bleibt Ihr zu Hause und wartet, bis die Wogen sich wieder glätten, wie?«
    »Ja, klar, Amos.«
    Cardone hatte immer noch den Chauffeur des Rolls im Auge, der jetzt in den Wagen gestiegen war und den Motor angelassen hatte.
    »Das muß ich Ihnen sagen«, fuhr Amos fort, »ich weiß
wirklich nicht, wohin ihr jungen Leute uns noch bringt! – Haben Sie die Notierungen für DuPont gesehen? Alle anderen gehen baden, und die schießt in die Höhe! Ich habe meinem Effektenausschuß gesagt, die sollen lieber den Kaffeesatz lesen. Zum Teufel mit euch Maklern.« Needham lachte glucksend und hob dann plötzlich den Arm und winkte einem Lincoln Continental, der sich dem Bahnhof näherte. »Da kommt jetzt Ralph. Kann ich Sie mitnehmen, Joe...? Aber nein, Sie sind ja selbst gerade aus dem Wagen gestiegen. «
    Der Lincoln rollte neben den Bahnsteig, und Amos Needhams Chauffeur schickte sich an, auszusteigen.
    »Nicht nötig, Ralph. Ich kann schon noch eine Türe aufmachen. Übrigens, Joe... Dieser Rolls, dem Sie da nachsehen, erinnert mich an einen Freund. Aber das kann er nicht sein. Er hat in Maryland gelebt.«
    Cardones Kopf fuhr herum und er starrte den unschuldigen Bankier an. »Maryland? Wer in Maryland?«
    Amos Needham hielt seine Wagentüre auf und erwiderte Cardones Blick ungerührt. »Oh, Sie werden ihn nicht kennen. Er ist schon seit Jahren tot... Komischer Name. Wir haben uns immer darüber lustig gemacht... Er hieß Cäsar.«
    Amos Needham stieg in seinen Lincoln und schloß die Tür. Am höchsten Punkt der Station Parkway bog der Rolls-Royce nach rechts und jagte auf die Hauptstraße nach Manhattan zu. Cardone blickte auf den geteerten Bahnsteig der Saddle Valley Station und hatte Angst.
    Tremayne!
    Tremayne war bei Tanner!
    Osterman war bei Tanner!
    Da Vinci... Cäsar!
    Die Architekten des Krieges!
    Und er, Guiseppe Ambruzzio Cardione, war alleine!

    Oh, Christus! Christus! Sohn Gottes! Gesegnete Maria! Gesegnete Maria, Mutter Christi! Wasche meine Hände mit seinem Blut! Dem Blut des Lammes! Jesus! Jesus! Vergib mir meine Sünden!... Maria und Jesus! Allmächtiger Gott!
    Was habe ich getan?

12.
    Dienstag – 5.00 Uhr
     
    Tremayne lief stundenlang ziellos herum; die vertrauten Straßen der East hinauf und hinunter. Und dennoch – wenn jemand ihn aufgehalten und ihn gefragt hätte, wo er sich befände, hätte er keine Antwort bekommen.
    Er war ausgepumpt, leer. Erschreckt. Blackstone hatte alles gesagt und nichts aufgeklärt.
    Und Cardone hatte gelogen. Entweder seiner Frau gegenüber oder seinem Büro, aber darauf kam es nicht an. Worauf es ankam, war, daß Cardone nicht zu erreichen war. Tremayne wußte, daß die Panik nicht aufhören würde, bis er und Cardone gemeinsam ergründet hatten, was Osterman getan hatte.
    Hatte Osterman sie verraten?
    War es das wirklich? War das möglich?
    Er überquerte die Vanderbilt Avenue und erkannte plötzlich, daß er zum Biltmore Hotel gegangen war, ohne überhaupt an ein Ziel zu denken.
    Das war begreiflich, dachte er. Das Biltmore brachte ihm Erinnerungen an sorglose Zeiten zurück.
    Er ging durch die Lobby und erwartete fast einen vergessenen Freund aus der Jugendzeit zu sehen – und plötzlich
starrte er einen Mann an, den er seit mehr als fünfundzwanzig Jahren nicht mehr gesehen hatte. Er kannte das Gesicht, auch wenn es sich in den Jahren schrecklich verändert hatte

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