Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Osterman-Wochenende - Ludlum, R: Osterman-Wochenende

Das Osterman-Wochenende - Ludlum, R: Osterman-Wochenende

Titel: Das Osterman-Wochenende - Ludlum, R: Osterman-Wochenende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
zuckte. Dann verschwand er am anderen Ende des Hauses, hinter der Garage.
    »Bernie!« Leila richtete sich neben Alice und dem Kind auf. »Schau doch! Dort drüben!«
    Durch ihr Seitenfenster fiel ein weiterer Lichtkegel. Obwohl er aus ziemlicher Entfernung kam, war der Lichtstrahl
hell; er tanzte näher heran. Derjenige, der die Lampe hielt, rannte offenbar auf das Haus zu.
    Plötzlich ging das Licht aus, dann wieder nur Regen und Blitze. Tanner und Osterman gingen an das Seitenfenster, jeder auf einer Seite, und blickten vorsichtig hinaus. Sie konnten niemanden sehen, keine Gestalt, nichts, außer Regen, den der Wind peitschte.
    Von oben war ein lautes Krachen zu hören. Und dann noch einmal, diesmal schärfer, Holz, das gegen Holz schlug. Tanner ging auf die Stufen zu. Er hatte die Kellertüre versperrt, aber sie war dünn; ein einziger Fußtritt würde sie aus den Angeln reißen. Er hielt die Axt waagrecht vor sich, bereit, nach allem und jedem zu schlagen, der die Treppe herunterkam.
    Stille.
    Jetzt waren aus dem Haus keine Geräusche mehr zu hören.
    Plötzlich schrie Alice Tanner auf. Eine große Hand rieb die Glasscheibe des vorderen Fensters. Der Lichtkegel einer kräftigen Taschenlampe durchdrang die Finsternis. Jemand kauerte hinter dem Licht, das Gesicht unter einer Regenkapuze versteckt.
    Tanner rannte auf seine Frau und seine Tochter zu und hob das Kind von der Decke auf.
    »Zurück! Zurück an die Wand!«
    Das Glas zersplitterte und flog unter dem Fußtritt des Mannes draußen nach allen Richtungen davon. Weitere Fußtritte folgten. Lehm, Gras, Glas- und Holzsplitter flogen in den Keller. Der Regen fegte durch das zerbrochene Fenster herein. Die sechs Gefangenen kauerten an der vorderen Mauer, während der Lichtkegel über den Boden huschte, dann über die gegenüberliegende Wand und die Treppe.
    Was dann folgte, lähmte sie alle.
    Ein Gewehrlauf erschien am Rand des Fensterrahmens,
und eine Salve ohrenbetäubender Schüsse traf den Boden und die hintere Wand. Dann wurde es wieder still. Betonstaub wirbelte durch den Kellerraum; im grellen Schein der Taschenlampe sah er aus wie wallende Wolken. Wieder begannen die Schüsse, wild, ungezielt. Der Infanterist in Tanner wußte, was dort geschah. Ein zweites Magazin war in die Kammer eines automatischen Karabiners geschoben worden.
    Und dann schlug ein zweiter Gewehrkolben das Glas des linken Hinterfensters, ihnen unmittelbar gegenüber, ein. Ein zweiter Lichtkegel huschte über die Reihe von Menschen, die sich gegen die Mauer drückten. Tanner sah, wie seine Frau ihre Tochter an sich preßte, den kleinen Leib mit dem eigenen schützte, und die Wut wallte in ihm auf, ließ ihn handeln.
    Er raste auf das Fenster zu, schwang die Axt gegen das zerschlagene Glas und die geduckte Gestalt dahinter. Der Mann sprang zurück, Schüsse klatschten über Tanners Kopf in die Decke. Der Lichtkegel vom vorderen Fenster erfaßte ihn jetzt. Jetzt ist es vorbei, dachte Tanner. Für ihn würde gleich alles aus sein. Statt dessen schlug Bernie mit dem Spaten nach dem Gewehrlauf und lenkte die Schüsse von Tanner ab. Er kroch zu seiner Frau und den Kindern zurück.
    »Hier herüber!« schrie er und schob sie auf die andere Wand zu, die Garagenseite des Kellers. Janet konnte nicht mehr aufhören zu schreien.
    Bernie packte seine Frau am Handgelenk und zog sie in die Ecke. Die Lichtkegel kreuzten sich. Weitere Schüsse wurden abgegeben; Staub erfüllte die Luft; es wurde unmöglich zu atmen.
    Das Licht vom hinteren Fenster verschwand plötzlich; das von vorne tastete immer noch unsicher durch den Raum. Jetzt veränderte der zweite Karabiner seine Position. Dann krachte etwas am Seitenfenster, und das Geräusch von zerbrechendem
Glas war zu hören. Der breite Lichtkegel fiel jetzt wieder herein, blendete sie. Tanner schob seine Frau und seinen Sohn auf die hintere Ecke in der Nähe der Treppe zu. Schüsse peitschten; Tanner konnte das Vibrieren spüren, als die Kugeln gegen die Wand über ihm krachten und rings um ihn abprallten.
    Sperrfeuer!
    Er hielt den Axtstiel mit beiden Händen umkrampft und warf sich nach vorne durch das Fenster, begriff voll und ganz, daß jede einzelne Kugel jetzt seinem Leben ein Ende machen konnte. Aber niemand würde es beenden können, ehe er sein Ziel erreicht hatte. Nichts konnte ihn daran hindern!
    Er erreichte das Seitenfenster und schwang die Axt schräg hinein. Ein erschreckter Schrei folgte; Blut schoß durch die Öffnung. Tanners Gesicht und

Weitere Kostenlose Bücher