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Das Osterman-Wochenende - Ludlum, R: Osterman-Wochenende

Das Osterman-Wochenende - Ludlum, R: Osterman-Wochenende

Titel: Das Osterman-Wochenende - Ludlum, R: Osterman-Wochenende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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immer wieder mit der Hand über das Glas, als könne er so das Wasser draußen wegwischen.
    Keiner sagte ein Wort; das Trommeln des Regens und die Windstöße schienen zuzunehmen. Jetzt war Bernie dran. Als er seiner Frau die Taschenlampe abnahm, drückte er sie ein paar Sekunden lang an sich.
    Dann war Tanner an der Reihe, und anschließend nahm Ali wieder ihren Platz ein. Keiner von ihnen sprach es aus, aber sie begannen die Hoffnung aufzugeben. Wenn MacAuliff wirklich Streifen eingesetzt hatte und sich auf ihr Haus konzentrierte, dann schien es unlogisch, daß in mehr als einer Stunde noch kein einziger Polizeiwagen vorbeigekommen war.
    »Da ist es, Dad! Siehst du das rote Licht?«
    Tanner, Bernie und Leila rannten neben Alice und den Jungen ans Fenster. Ali hatte die Taschenlampe angeknipst und winkte jetzt mit ihr. Der Streifenwagen hatte seine Fahrt verlangsamt; er bewegte sich fast nicht mehr, hielt aber nicht an.
    »Gib mir die Lampe!«
    Tanner hielt den Scheinwerferkegel gerade, bis er im Wolkenbruch undeutlich aber doch unverkennbar die verschwommenen Umrisse des weißen Wagens erkennen konnte. Dann bewegte er den Lichtkegel schnell auf und ab.
    Der Fahrer des Wagens mußte das Licht bemerken. Der Lichtkegel mußte über die Windschutzscheibe wandern, dem Fahrer in die Augen leuchten.
    Aber der Streifenwagenfahrer hielt nicht an. Er erreichte die Einfahrt und fuhr langsam weiter.
    Tanner schaltete die Lampe aus. Er wollte sich nicht umdrehen, wollte die Gesichter der anderen nicht sehen.
    Jetzt sagte Bernie leise: »Mir gefällt das nicht.«

    »Er muß es gesehen haben! Er muß einfach!« Ali hielt ihren Sohn fest, der immer noch durch das Fenster spähte.
    »Nicht unbedingt«, log John Tanner. »Da draußen ist scheußliches Wetter. Seine Fenster sind wahrscheinlich genauso beschlagen wie unsere. Vielleicht noch stärker. Das ist bei Wagenfenstern oft so. Er kommt schon wieder vorbei. Das nächste Mal gehen wir ganz auf Nummer Sicher. Nächstes Mal laufe ich hinaus.«
    »Wie denn?« fragte Bernie. »Du schaffst das nie rechtzeitig. Wir haben Möbel vor die Tür gestellt.«
    »Durch dieses Fenster.« Tanner maß es in Gedanken ab. Es war viel zu klein. Wie leicht einem doch die Lügen fielen.
    »Ich kann durchkriechen, Dad!« Der Junge hatte recht. Vielleicht würde es sich als notwendig erweisen, ihn zu schicken.
    Aber er wußte, daß er das nicht tun würde. Er konnte das nicht.
    Der Fahrer des Streifenwagens hatte den Lichtstrahl gesehen und nicht angehalten.
    »Gehen wir wieder zu den Fenstern zurück. Leila, übernimm du jetzt. Ali, sieh mal nach Janet. Ich glaube, sie ist eingeschlafen. «
    Tanner wußte, daß er sie beschäftigt halten mußte, selbst wenn das, was sie taten, sinnlos war. Sonst würde jeder seinen eigenen Gedanken nachhängen, seine eigene, ganz persönliche Panik empfinden.
    Der Donner peitschte. Ein Blitz erhellte den Keller.
    »Johnny!« Osterman hatte das Gesicht am linken hinteren Fenster. »Komm her.«
    Tanner rannte zu Osterman hinüber und sah hinaus. Durch den Wolkenbruch konnte er einen kurzen, senkrechten Lichtstrahl vom Boden aufsteigen sehen. Er bewegte sich
weit hinter dem Pool, in der Nähe des Wäldchens. Der Lichtkegel schwankte langsam, ruckartig. Dann erleuchtete ein Blitz die Gestalt, die die Taschenlampe hielt. Jemand kam auf das Haus zu.
    »Jemand hat Angst, er könnte in den Pool fallen«, flüsterte Bernie.
    »Was ist?« Alis Stimme hallte von der improvisierten Liegestatt ihrer Tochter zu ihnen herüber.
    »Da draußen ist jemand«, antwortete Tanner. »Haltet euch völlig ruhig. Es könnte sein... Ja, es könnte die Polizei sein.«
    »Oder derjenige, der auf uns geschossen hat! O Gott!«
    »Schsch! Still.«
    Leila verließ das Vorderfenster und ging zu Alice.
    »Nimm das Gesicht von der Scheibe weg, Bernie.«
    »Er kommt jetzt näher. Er geht um den Pool herum.«
    Die beiden Männer traten zurück und bauten sich neben dem Fenster auf. Der Mann draußen trug einen großen Poncho und hatte seinen Kopf mit einem Regenhut geschützt. Er schaltete seine Taschenlampe aus, als er näher an das Haus kam.
    Über sich konnten die Gefangenen jetzt hören, wie die Küchentüre klapperte, dann ein Krachen, als der Mann sich gegen das Holz warf. Bald hörte der Lärm auf, dann herrschte, abgesehen von dem Sturm, wieder Stille. Die Gestalt verließ die Umgebung der Küchentüre, und Tanner konnte jetzt von seinem Aussichtsplatz aus sehen, wie der Lichtstrahl auf und ab

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