Das Osterman-Wochenende - Ludlum, R: Osterman-Wochenende
an.«
»Was hat er vor?« Ali wollte aufstehen, aber Osterman packte sie und hielt sie am Boden fest.
»Du kennst das schon, Bernie«, sagte John. »Handbuch für Infanterie. Überschrift: Nachtpatrouille. Keine Sorge. Die Chancen stehen tausend zu eins zu meinen Gunsten.«
»Nicht nach dem Buch, das ich kenne.«
»Mund halten! – Eins, zwei, drei!«
Osterman knipste den Lichtschalter an, und die Deckenbeleuchtung flammte auf. Tanner sprang zur Anrichte hinüber.
Es kam. Das Signal. Der Beweis, daß der Feind da war.
Ein Knall, Glas zersplitterte, und die Kugel krachte in die Wand, ließ den Verputz wegsplittern. Osterman schaltete das Licht ab.
Auf dem Boden schloß John Tanner die Augen und sagte mit leiser Stimme. »So sieht’s also aus. Die Mikrofone waren eine Lüge... Alles eine Lüge.«
»Nein! Bleib da! Zurück!« schrie Leila, ehe einer von ihnen
begriff, was sie meinte. Sie warf sich quer durch die Küche auf die Türe zu, dicht gefolgt von Alice.
Tanners Kinder hatten die Schüsse draußen nicht gehört; der Regen, der Donner und das Fernsehen hatten sie übertönt. Aber den Schuß, der in die Küche abgefeuert worden war, hatten sie gehört. Die beiden Frauen warfen sich jetzt über sie, zogen sie zu Boden, schützten sie mit dem eigenen Leib.
»Ali, schaff sie ins Speisezimmer! Bleibt auf dem Boden!« befahl Tanner. »Bernie, du hast keine Waffe, oder?«
»Tut mir leid, habe nie eine gehabt.«
»Ich auch nicht. Ist das nicht komisch? Ich war immer dagegen, daß man sich Waffen kauft. Das ist so verdammt primitiv. «
»Was werden wir jetzt tun?« Leila gab sich Mühe, ruhig zu bleiben.
»Wir werden hier verschwinden«, antwortete Tanner. »Die Schüsse kommen von den Büschen. Aber der Heckenschütze weiß nicht, ob wir bewaffnet sind oder nicht. Er wird nicht von vorne das Feuer aufnehmen. Zumindest glaube ich das nicht. Auf dem Orchard Drive kommen verhältnismäßig oft Wagen durch. Wir zwängen uns jetzt alle in den Kombi und sehen, daß wir hier verschwinden.«
»Ich öffne die Tür«, sagte Osterman.
»Für einen einzigen Nachmittag hast du genug den Helden gespielt. Jetzt bin ich dran... Wenn wir es richtig einteilen, gibt es überhaupt keine Probleme. Die Tür geht schnell auf.«
Sie krochen in die Garage.
Die Kinder lagen im hinteren Teil des Kombis zwischen den Koffern, beengt aber geschützt. Leila und Ali kauerten sich hinter den Vordersitz auf den Boden. Osterman saß am Steuer, und Tanner stand neben der Garagentür, bereit, sie hochzuziehen.
»Los jetzt, laß den Motor an!« Er würde warten, bis der Motor auf Touren lief und dann das Tor öffnen und in den Wagen springen. Es gab keine Hindernisse. Der schwere Wagen würde an dem kleinen Triumph vorbeirollen und dann die Einfahrt hinunterrasen.
»Los Bernie! Laß ihn endlich an!«
Aber Osterman öffnete seine Tür und stieg aus. Er sah Tanner an.
»Tot.«
Tanner drehte den Zündschlüssel im Triumph. Der Motor reagierte nicht. Osterman klappte die Motorhaube des Kombi auf und winkte John heran. Die beiden Männer sahen den Motor an, Tanner hielt ein Streichholz.
Jeder einzelne Draht war abgezwickt worden.
»Kann man diese Tür von außen öffnen?« fragte Bernie.
»Ja. Sofern nicht abgesperrt ist.«
»War sie das?«
»Nein.«
»Hätten wir sie öffnen gehört?«
»Wahrscheinlich nicht bei dem Regen.«
»Dann ist es möglich, daß jemand hier drinnen ist.«
Die beiden Männer blickten zu der schmalen Toilettentüre. Sie war geschlossen. Das einzige Versteck in der Garage. »Holen wir sie raus«, flüsterte Tanner.
Ali, Leila und die beiden Kinder gingen ins Haus zurück. Bernie und John sahen sich an den Garagen vänden nach irgendwelchen Gegenständen um, die als Waffen dienen konnten. Tanner nahm schließlich eine verrostete Axt, Osterman einen Spaten. Beide Männer näherten sich der verschlossenen Tür.
Tanner gab Bernie ein Zeichen, sie aufzuziehen. Tanner rannte vor und hielt die Axt zum Schlag bereit.
Der kleine Raum war leer. Aber an die Wand war mit schwarzer Sprühfarbe der griechische Buchstabe Omega geschmiert.
25.
Tanner drängte sie alle in den Keller. Ali und Leila schafften die Kinder über die Treppe hinunter und machten dabei den matten Versuch, das Ganze als Spiel erscheinen zu lassen. Tanner hielt Osterman an der Treppentüre auf.
»Wir wollen ein paar Hindernisse aufbauen, okay?«
»Meinst du, daß es dazu kommen wird?«
»Ich will einfach kein Risiko eingehen.«
Die
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