Das Osterman-Wochenende - Ludlum, R: Osterman-Wochenende
nicht Fassetts Sache, dachte Tanner. Es war seine Sache, nur die seine. Er würde es Ali sagen, wenn er mußte. Im letzten Augenblick. So lächelte er ihr jetzt nur zu, legte ihr den Arm um die Hüfte und wünschte sich, er könnte wieder frei sein, um sie zu lieben.
Um zehn Uhr siebenundvierzig klingelte das Telefon.
»John? Hier spricht Dick. MacAuliff war bei mir.« Tremaynes Atem hallte schwer aus dem Telefon, aber er bemühte sich mit Erfolg, wenigstens seine Stimme einigermaßen ruhig zu halten. Man hatte den Eindruck, daß seine Nerven zum Zerreißen gespannt waren. »Ich habe keine Ahnung, in was du dich da eingelassen hast – versuchter Mord, um Himmels willen! – und ich will es auch gar nicht wissen. Aber das ist jedenfalls mehr, als ich ertragen kann! Es tut mir leid, John, aber ich hole meine Familie da raus. Ich habe Plätze auf der Pan Am morgen früh um zehn bestellt.«
»Wohin geht ihr?«
Tremayne gab keine Antwort. Tanner wiederholte seine Frage. »Ich habe dich gefragt, wohin ihr geht.«
»Tut mir leid, John... Das klingt jetzt vielleicht blöd, aber ich will dir das nicht sagen.«
»Ich glaube, ich verstehe... Aber tu uns einen Gefallen. Kommt auf dem Weg zum Flughafen kurz vorbei.«
»Das kann ich nicht versprechen. Wiedersehen.«
Tanner hielt die Gabel mit der Hand fest und ließ sie dann langsam los. Er wählte die Nummer der Polizeistation von Saddle Valley.
»Polizei-Hauptquartier. Sergeant Dale.«
»Captain MacAuliff, bitte. Hier spricht John Tanner.«
»Er ist nicht hier, Mr. Tanner.«
»Können Sie ihn erreichen? Es ist dringend.«
»Ich kann es über Funk versuchen; wollen Sie warten?«
»Nein. Sagen Sie ihm nur, er soll mich so bald wie möglich anrufen.« Tanner gab noch seine Telefonnummer durch und legte dann auf. Wahrscheinlich war MacAuliff zu den Cardones unterwegs. Er hätte eigentlich inzwischen schon dort eintreffen müssen. Er würde bald anrufen. Tanner ging ins Wohnzimmer zurück. Er wollte die Ostermans aus der Fassung bringen.
Das war Teil seines Planes.
»Wer hat angerufen?« wollte Bernie wissen.
»Dick. Er hat gehört, was passiert ist. Er nimmt seine Familie und geht hier weg.«
Die Ostermans tauschten Blicke.
»Wohin?«
»Das hat er nicht gesagt. Sie haben einen Flug morgen früh.«
»Er hat nicht gesagt, wohin sie gehen?« Bernie stand scheinbar beiläufig auf, konnte aber seine Besorgnis nicht verbergen.
»Sagte ich doch. Er wollte es mir nicht sagen.«
»Das hast du nicht gesagt.« Osterman sah Tanner an. »Du hast gesagt, >hat er nicht gesagt<. Das ist etwas anderes, als wenn er es nicht sagen wollte.«
»Ja, da hast du wohl recht... Bist du immer noch der Ansicht, daß wir nach Washington fahren sollen?«
»Was?« Osterman sah seine Frau an. Er hatte Tanners Frage nicht gehört.
»Bist du immer noch der Ansicht, daß wir nach Washington fahren sollen?«
»Ja.« Bernie starrte Tanner an. «Jetzt mehr denn je. Du brauchst Schutz. Wirklichen Schutz. Die versuchen, dich umzubringen, John.«
»Das frage ich mich allmählich. Ich frage mich wirklich, ob sie mich umbringen wollen.«
»Was willst du damit sagen?« Leila stand auf und sah Tanner an.
Das Telefon klingelte.
Tanner eilte in sein Arbeitszimmer zurück und nahm den Hörer ab. Es war MacAuliff.
»Hören Sie«, sagte Tanner leise. »Ich möchte, daß Sie genau – genau – beschreiben, wo Tremayne während Ihres Verhörs war.«
»In seinem Arbeitszimmer.«
» Wo in seinem Arbeitszimmer?«
»An seinem Schreibtisch. Warum?«
»Ist er aufgestanden? Ist er herumgegangen? Zum Beispiel, um Ihnen die Hand zu geben?«
»Nein... Nein, ich glaube nicht. Nein, das hat er nicht getan. «
»Und was ist mit seiner Frau? Hat sie Sie ins Haus gelassen ?«
»Nein. Das war das Mädchen. Tremaynes Frau war im Obergeschoß. Ihr war nicht gut. Das haben wir uns bestätigen lassen; wir haben den Arzt angerufen, erinnern Sie sich?«
»Richtig. Jetzt sagen Sie mir etwas über die Cardones. Wo haben Sie sie gefunden?«
»Zuerst habe ich mit seiner Frau gesprochen. Eines der
Kindermädchen ließ mich ein. Sie lag auf dem Sofa, ihr Mann war in der Garage.«
»Wo haben Sie mit ihm gesprochen?«
»Das sagte ich doch gerade. In der Garage. Ich bin auch gerade richtig hingekommen. Er ist nach Philadelphia unterwegs. Sein Vater ist krank. Sie haben ihm schon die Sterbesakramente verabreicht.«
»Philadelphia? – Wo war er genau?«
»In der Garage, sagte ich! Seine Koffer waren gepackt. Er
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