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Das Paket mit dem Totenkopf

Das Paket mit dem Totenkopf

Titel: Das Paket mit dem Totenkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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konntest. Daß er abhaut, ist mir natürlich lieber. Ich hatte mir
schon eingebildet, der habe irgendwas übles vor.“
    Karl grinste, nahm seine
Nickelbrille ab, polierte sie gründlich und zog dann im Laufschritt los, weil
die andern noch am Bahnhof warteten. Allein konnte Klößchen Evis Koffer nicht
schleppen. Über das Mädchen hatte Karl kein Wort verloren. Das war ja auch
unwichtig in diesem Zusammenhang.
    Tarzan flitzte die Treppe zum
zweiten Stock hinauf und klopfte an Zimmer 211.
    „Ich bin’s, Mutti.“
    Lachend trat er ein.
    Im nächsten Moment verging ihm
das Lachen.
    Es war ein hübsches
Hotelzimmer. Mit Doppelbett, freundlich geblümten Vorhängen, modernem
Kleiderschrank, einem Tischchen mit zwei Sesseln und dem Bad nebenan.
    Frau Carsten saß auf einem
Bett. Ihr Gesicht war totenbleich. Aus unnatürlich großen Augen blickte sie
Tarzan an. Ihre Hände zitterten.

    „Um Himmels willen! Mutti, was
ist denn? Ist dir nicht gut?“
    Er lief zu ihr. Schützend legte
er den Arm um ihre Schultern.
    „Der... der... Peter, der
Dokumentenkoffer ist weg.“
    „Der... was?“
    Er sah sich um. Nur ihr
Handkoffer stand auf dem dafür vorgesehenen Kofferbock.
    „Aber, wieso denn? Mutti, ich
weiß genau: Als wir hier ankamen und du auf dein Zimmer gingst, hattest du ihn
bei dir.“
    Sie nickte. „In den
Kleiderschrank habe ich ihn gestellt. Und meinen Mantel habe ich reingehängt.
Der Mantel ist noch da.“
    „Ob das Zimmermädchen...“
    Sie schüttelte den Kopf. „Hier
war kein Zimmermädchen. Das Bett ist nicht aufgedeckt. Auch sonst war nichts
verändert. Nur der Dokumentenkoffer ist weg.“
    „Hattest du die Tür
abgeschlossen?“
    „Zweimal habe ich den Schlüssel
umgedreht“, sagte sie. „Und so war’s auch, als ich eben aufschloß. Ich kann mir
nicht erklären, wo der Koffer geblieben ist.“
    Gedanken jagten Tarzan durch
den Kopf. In erschreckender Weise fügte sich alles zusammen. Das Bild wurde so
deutlich, daß er es am liebsten ausradiert hätte. Furchtbar! Eine Katastrophe!
    „Von allein“, meinte er
hölzern, „kann der Dokumentenkoffer nicht verschwinden. Also muß ein Dieb ihn
genommen haben. Jemand, der hier mit einem Nachschlüssel eingedrungen ist. Hast
du deinen Geldbeutel noch?“
    „Mein Portemonnaie hatte ich
mit der Handtasche bei mir. Sonst fehlt nichts.“
    „Aber wer stiehlt denn einen
Dokumentenkoffer? Ist da was Wichtiges drin?“
    Frau Carsten senkte den Kopf.
Ihre Schultern begannen zu zucken. Als Tarzan merkte, daß sie weinte, wurde
seine Kehle eng. Wie ein Stich fuhr es ihm durch die Brust. Unbeholfen strich
er seiner Mutter übers Haar. Sie suchte ihr Taschentuch, schneuzte sich, hob
den Kopf und versuchte ein Lächeln. Aber ihre Augen waren voller Tränen. So
kannte Tarzan seine Mutter nicht.
    „Sehr Wichtiges ist drin,
Peter. Das heißt, nicht für einen Außenstehenden. Was sollte der damit
anfangen. Aber wichtig für mich. Für die Firma. Es sind betriebsinterne Unterlagen.
Pläne und Adressenlisten. Für die Firma sind sie so wertvoll, daß der Direktor
sie nicht der Post anvertrauen wollte. Sie sollten durch einen Kurier nach
Salzburg gebracht werden. Daß man mich dafür auswählte, war ein
Vertrauensbeweis. Und wenn jetzt... Wenn ich... Wenn die Unterlagen weg sind,
kann das schlimme Folgen für mich haben. Vielleicht... verliere ich sogar meine
Stellung.“
    „Aber!“ empörte Tarzan sich.
„Du kannst doch nichts für die Gemeinheit der Menschen. Du hast den Dieb doch
nicht bestellt.“
    Ihr Anblick schnitt ihm ins
Herz. Wie zusammengesunken sie dasaß!
    „So einfach, Peter, ist es
leider nicht. Daß ich die Fahrt nach Salzburg benutze, um übers Wochenende hier
bei dir zu sein, weiß niemand in der Firma. Sicherlich — daran ist nichts Unrechtes.
Und den Abstecher mache ich auf eigene Kosten. Aber man könnte der Meinung
sein, es sei nicht richtig, tagelang mit dem Koffer umherzureisen. Sicherlich
hast du schon von Betriebsspionage gehört. Große Firmen haben besondere
Kenntnisse auf allerlei Gebieten — Herstellung, Vertrieb, Marktforschung und so
weiter. Diese Kenntnisse sind geheim. Wer sie hat, ist der Konkurrenz ein
weites Stück voraus. Immer wieder kommt es vor, daß diese Geheimnisse
ausspioniert werden. Von der Konkurrenz. Oder bestechliche Betriebsangehörige
begehen Verrat. Obwohl ich einen guten Leumund habe, Peter — in den Verdacht
könnte ich kommen.“
    „Du meinst“, fragte er
fassungslos, „jemand könnte glauben, du wärst

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