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Das Paket mit dem Totenkopf

Das Paket mit dem Totenkopf

Titel: Das Paket mit dem Totenkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Wasser wäre gut.“
    Tarzan holte es aus der Küche.
Auch sie war verdreckt und roch so unappetitlich, daß einem übel werden konnte.
    Wie soll das weitergehen,
überlegte Tarzan. Helfen müssen wir ihm. Ihn sich selbst überlassen, wäre sein
Todesurteil. Aber wir haben überhaupt keine Erfahrung mit Süchtigen. Wer helfen
will, muß wissen wie. Da gibt es nur eins: Die Drogen-Beratungsstelle.
    Frank trank das Wasser. Seine
Hand zitterte so stark, daß ihm das Glas gegen die Zähne schlug.
    „Danke.“
    „Leg’ dich hin! Ruh’ dich aus.“
    „Klar. Aber vor allem brauche
ich einen Schuß.“
    „So geht’s nicht weiter,
Frank!“
    „Ich bin nicht süchtig.“
    „Natürlich nicht“, sagte Tarzan
bitter. „Du bist in erstklassiger Verfassung. Sozusagen in Hochform. Nur
schade, daß nächste Woche keine Olympiade stattfindet. Drei Goldmedaillen wären
dir sicher. Alles verdankst du dem Heroin, du elender Dummkopf. Wann hast du
eigentlich das letzte Mal in den Spiegel geguckt?“
    Frank wälzte sich auf die Seite
und drehte Tarzan den Rücken zu. Die Schultern bebten. Er schluchzte. Greinend
zog er sich die Jacke übers Gesicht.
    „Ich hab’s gewußt“, schluchzte
er. „Du gibst mir das Geld nicht. Ich kriege meinen Schuß nicht mehr. Aber dann
krepiere ich. Diesen... diesen Zustand halte ich nicht aus.“
    „Kann sein, daß du dich
hundeelend fühlst, Frank. Ich weiß es nicht. Aber damit werden wir fertig. Du
mußt aufhören. Es ist fünf vor zwölf. Krepieren wirst du nur, wenn du
weitermachst. Also hörst du heute auf. Jetzt! Sofort! Du schaffst es. Mann, das
Leben ist Klasse. Willst du’s wegwerfen, mit 14? Wo alles noch vor dir liegt!
Willst du kneifen, nur weil du einen beschissenen Stiefvater hast?
Hunderttausende gibt’s von der Sorte. Wenn du dich an ihm rächen willst, dann
zeig’ ihm, daß du mehr kannst als er. Indem du lernst und arbeitest und
vorwärts kommst. Wenn du fixt, zeigst du ihm nur, daß er recht hat, wenn er auf
dich schimpft.“
    „Du sagst das so leicht“,
schluchzte Frank.
    „So leicht ist es auch.“
    Tarzan hob lauschend den Kopf.
Draußen auf dem Gang waren Stimmen. Er ließ seine Freunde ein. Gaby war
tatsächlich mitgekommen, allerdings ohne Oskar.
    „Weißt du, wohin wir ihn
bringen?“ flüsterte sie Tarzan zu. „Zu Dr. Bienert. Der hat eine Gruppe, die er
betreut. Süchtige Jugendliche. Er kriegt sie wieder hin. Der ist der richtige.“
    Tarzan klatschte sich vor die
Stirn. „Das ist der Tip. Genau richtig. Daß ich daran nicht gedacht
habe.“
    Dr. Bienert war Studienrat. Er
unterrichtete an der Internatsschule, hatte aber seine Wohnung in der Stadt.
Seine Frau war Sozialhelferin. Zusammen kümmerten sie sich um gestrauchelte
Jugendliche, vor allem um Drogenabhängige. In ihre Gruppe nahmen sie jeden auf,
der guten Willens war. Sie konnten viele Heilerfolge verbuchen.
    Zu viert saßen die Freunde um
Frank herum. Von den zehn Mark war nicht mehr die Rede. Frank zitterte und
schwitzte immer noch. Aber Gaby hatte ihm zwei starke Schlaftabletten
mitgebracht, weil sie wußte, daß so ein Mittel bei Entzugserscheinungen die
Qual etwas mildert. Es half auch tatsächlich.
    Schleppend und mit undeutlicher
Aussprache erzählte Frank seine Geschichte. Sie glich den Problemen vieler Jugendlicher,
die sich mit ihrer Umwelt oder ihren Eltern nicht verstehen. Er hatte sich als
Versager gefühlt und — beim ersten Mal aus Neugier — Rauschgift probiert.
Haschisch, eine angeblich harmlose Droge. Dann dauerte es nicht lange, und er
war auf Heroin. Rasend schnell ging es seitdem abwärts mit ihm.
    „Wir bringen dich zu Dr.
Bienert“, sagte Gaby. „Hast du von seiner Gruppe gehört?“
    Frank nickte. „Soll... ganz
dufte sein bei ihm.“
    „Dort schaffst du’s“, meinte
Tarzan. „Und in ein paar Wochen verstehst du dich selbst nicht mehr. Dann ist
dir unbegreiflich, wieso es mit dir soweit kommen konnte.“
    „Vielleicht.“
    „Woher kriegst du eigentlich
dein Heroin?“
    „Von... meinem Stammdealer.“
    „Wie heißt der?“
    „Keine Ahnung. Ich weiß nur,
wie er aussieht. Und wo ich ihn treffen kann.“
    „Wo?“
    „Vor der Disko. Und vor ‘ner
öffentlichen Toilette.“
    „Kennst du Detlef Egge?“ wollte
Tarzan wissen.
    „Vom Sehen.“
    „Hat der was mit Rauschgift zu
tun?“
    Frank zögerte, ehe er sagte:
„Ich habe gehört, er liefere Heroin an. Weiß nicht, woher er das kriegt.
Überhaupt: Egge bleibt so im Hintergrund, daß vielleicht alles nur ein

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