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Das Paket mit dem Totenkopf

Das Paket mit dem Totenkopf

Titel: Das Paket mit dem Totenkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Klößchen wollten gerade
aufbrechen. Während Frank schlotternd vor der Telefonzelle wartete, erklärte Tarzan
seiner Freundin, worum es ging.
    „Karl und Willi sollen
unbedingt herkommen“, schloß er. „Ich brauche jetzt Hilfe. Frank wird
durchdrehen, wenn er merkt, daß ich ihm auf keinen Fall zu seinem Heroin
verhelfe. Himmel, wenn ich nur wüßte, was wir mit ihm anfangen.“
    „Ich komme auch“, sagte Gaby
und legte auf.
    Tarzan trat aus der Zelle.
Franks Lippen zitterten. Aus unnatürlich geweiteten Pupillen sah er Tarzan an.
    „Die beeilen sich, ja?“
    „Klar. Wir gehen jetzt zu dir.
Wo ist denn das?“
    „Ganz in der Nähe.“
    „Wohnst du nicht mehr bei
deinen Eltern?“
    „Eltern?“ Frank wollte in den
Schnee spucken. Aber sein Mund war so trocken, daß er keine Spucke mehr hergab.
„Ich habe höchstens eine Mutter. Früher war sie ganz okay. Aber seit sie mit
meinem sogenannten Stiefvater zusammen ist... Dieser Paul Lorenz ist ein
Schwein, sage ich dir: Arbeitsscheu, ständig betrunken, bösartig und
gewalttätig. Mich haßt er. Meine Mutter ist in ihn vernarrt. Deshalb hört sie
auf ihn, und ich bin ihr schnuppe geworden. Glaubst du, da wohne ich noch bei
denen? Ich bin schon lange auf Trebe (von zu Hause abgehauen). Die
suchen nicht mal nach mir. Vielleicht hoffen sie, ich wäre tot.“
    „Red’ dir doch nicht so einen
Unsinn ein. Deine Mutter heult sich wahrscheinlich die Augen aus’, weil du nicht
da bist.“
    „Das weiß ich leider besser,
Tarzan. Deshalb bin ich weg. Das in der Burghofstraße ist ‘ne
Gemeinschaftswohnung. Aber zur Zeit bin ich der einzige. Nichts Feines. Aber
wenigstens ein Dach überm Kopf, und man erfriert nicht bei der Kälte.“
    Tarzan war erschüttert. „Und
deine Lehre?“ fragte er.
    „Die habe ich geschmissen.
Schon lange.“
    „Was tust du überhaupt?“
    „Eigentlich nichts.“
    „Aber du mußt doch von
irgendwas leben!“
    „Was ich brauche, schlauche (bettele) ich mir zusammen. Das meiste geht natürlich für H drauf.“
    Sie waren ein Stück gegangen
und bogen jetzt in eine andere Straße ein.
    „Aber so kannst du nicht
weitermachen, Frank. Du würdest bald kaputt gehen.“
    „Ist mir doch egal.“
    „Es ist dir nicht egal. Und mir
ist es nicht egal. Und Karl nicht, und Klößchen nicht, und Gaby nicht. Und
schon gar nicht deiner Mutter. Auf deinen Stiefvater kannst du pfeifen. Auf den
kommt’s nicht an. Aber mit dem Heroin hörst du auf, Frank. Heute noch. Dabei
helfen wir dir.“
    Frank blieb stehen. Mißtrauisch
sah er Tarzan an. „Du hast mir zehn Mark versprochen!“
    „Vor allem verspreche ich dir
Hilfe. Ist das hier die Burghofstraße?“
    „Die nächste links.“
    Bevor sie die Abzweigung
erreichten, machte Frank Schlapp. Er sackte zusammen, als wären ihm die Beine
weggemäht.
    Tarzan konnte gerade noch
zugreifen. Er verhinderte, daß Frank mit dem Kopf auf den Boden schlug.
    „Was... ist denn?“
    Frank rang nach Luft. Wie im
Fieber schlugen seine Zähne aufeinander. Er wollte was sagen, brachte aber nur
unverständliche Wortfetzen hervor.
    Tarzan lud ihn sich kurzerhand
auf die Schulter. Bestürzt stellte er fest, wie wenig der Junge wog. Der war
nur noch Haut und Knochen. Im Laufschritt rannte Tarzan die Burghofstraße
entlang. Nr. 11 war ein uraltes Haus, für das sich Denkmalschutz nicht mehr
lohnte. Aus den Parterrewohnungen hatten die Mieter sich längst verabschiedet.
Inzwischen waren die Fensterscheiben zerbrochen. Die Haustür hing schief in den
Angeln.
    Das Licht im Treppenhaus
funktionierte nicht mehr. Mit Frank im Kreuz stieg Tarzan die Treppe hinauf.
    „Die Tür dort“, keuchte Frank.
„Neben dem Hoffenster.“
    Die Wohnung war verschlossen.
Tarzan lehnte den Jungen an die Wand und ließ sich den Schlüssel geben.
    Frank hatte sich soweit erholt,
daß er ohne Hilfe gehen konnte. Tarzan brachte ihn in die Wohnung. Sie bestand
aus zwei Zimmern. Die Beleuchtung war noch in Ordnung. Tarzan sah ein
Matratzenlager übelster Sorte. Außer den Matratzen, die auf dem Boden lagen,
gab es keine Möbel. Der Boden starrte vor Schmutz. Schmuddelige Decken waren
ausgebreitet, die Wände mit grellbunten Postern beklebt. Auf der Fensterbank
standen einige Literflaschen, die billigen Wein enthalten hatten.
    Frank streckte sich auf eine
Matratze. Er atmete immer noch schwer. Aber es ging ihm schon besser.

    „Brauchst du einen Arzt?“
    „Bloß nicht. So einen Zustand
kriegt man leicht, wenn man auf Turkey ist. Ein... ein Glas

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