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Das Paket mit dem Totenkopf

Das Paket mit dem Totenkopf

Titel: Das Paket mit dem Totenkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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wieder nicht. Mist!“ Wütend stampfte sie in den Schnee. „Man hat
wirklich nur Nachteile, wenn man ein Mädchen ist. Immer ist alles zu
gefährlich, und man darf nachts nicht mehr raus.“
    „Hast aber auch Vorteile“,
sagte Tarzan grinsend.
    „Nenn’ mir einen!“
    „Du brauchst dich später nicht
zu rasieren.“
    „Hahahah!“ lachten Willi und
Karl. Und Karl sagte: „Wer weiß! Vielleicht wächst ihr ein Damenbart.“ Dann
machte er: „Auuuuuhhh!“ Und tanzte einbeinig Beat. Den anderen Fuß zog er ein.
Gaby hatte ihm wirkungsvoll mit dem Absatz auf die Zehen getreten.
    „Einen Vorteil hat’s doch, ein
Mädchen zu sein“, sagte Gaby hoheitsvoll. „Ich bin nicht so blöd wie ihr.“
    „Außerdem hast du viel härtere
Absätze“, jammerte Karl.
    „Jedenfalls wißt ihr noch
nicht, was ich mir überlegt habe“, sagte Tarzan. „Ich...“
    Weiter sprach er nicht, denn
Gaby zeigte wenig Interesse. Sie hatte einen Hund entdeckt, einen netten
Mischling: Etwas Cocker, etwas Schnauzer. Die lange Rute deutete darauf hin,
daß auch ein Setter zu den Ahnen gehörte. Dieser Vierbeiner stand an einer
Hausecke und winselte kläglich. Mal hob er die rechte, mal die linke Pfote. Er
leckte auch daran. Aber das tat seiner Zunge nicht gut. Das Winseln wurde
stärker.
    „Streusalz!“ rief Gaby und
sauste zu dem Hund.
    Der machte zwar einen scheuen
Eindruck. Aber ein Hund, der vor Gaby zurückschreckt, muß erst noch geboren
werden. Sofort bückte sie sich. Mit ihrem Taschentuch begann sie, ihm die
Pfoten zu säubern. Der Hund ließ sich’s gefallen, wurde gleich zutraulich und
legte sich schließlich auf den Rücken. Es war eine Hündin.

    „Ich brauche noch ein
Taschentuch“, rief Gaby.
    Niemand rührte sich.
    „He!“ sagte sie. „Was ist los?“
    „Meins ist zu schmutzig“,
erwiderte Klößchen. „Da würde der Hund wegrennen.“
    „Meins habe ich vergessen“,
sagte Karl. „Deshalb ziehe ich ja schon die ganze Zeit hoch.“
    „Also gut!“ Tarzan riß sein
Taschentuch in der Mitte durch und gab ihr eine Hälfte.
    „Susi bedankt sich“, sagte
Gaby. „Komm, Susi, gib die Pfote.“
    „Sie kennt wirklich jeden Hund
in der Stadt“, flüsterte Klößchen. „Ich kenne nicht mal jedes Kino.“
    Gaby säuberte alle Hundepfoten.
Dann nahm sie das Tier auf den Arm. Susi — oder wie auch immer sie heißen
mochte — legte den Kopf auf Gabys Schulter. Kritisch prüfte Gaby den Boden.
Hundert Meter weiter stellte sie den Hund auf die Beine.
    „Hier kannst du laufen, Susi.
Hier ist nur Splitt gestreut. Kein Salz.“
    Susi wedelte erfreut, machte
kehrt und sprang in langen Sätzen zurück.
    „War alles umsonst“, meinte
Karl. Und schnüffelte heftig. Sein Taschentuch, das er angeblich vergessen
hatte, durfte er jetzt nicht mehr benutzen. Gaby wäre ihm ins Gesicht
gesprungen, wenn sie ihn bei der Schwindelei ertappt hätte.
    „Eigentlich wollte ich euch
vorhin was erklären“, sagte Tarzan. „Falls ihr mir gütigst euer Ohr leiht,
versuche ich’s nochmal. Also: Ich werde — wie Willi ganz richtig vermutet — um
Mitternacht hinterm Westfriedhof sein. Ich sehe da nämlich eine einmalige
Gelegenheit, den Dokumentenkoffer meiner Mutter endlich zurückzukriegen.“
    „Wieso denn das?“ fragte
Klößchen verblüfft.
    „Weil ich Detlef Egge in die
Mangel nehmen kann. So daß ihm Hören und Sehen vergeht. Vorausgesetzt, mein
Verdacht stimmt.“
    „Was meinst du?“ fragte Gaby.
    „Ich glaube, er ist der
Erpresser.“
    „Wie? Er? Der Erpresser, der
die 50 000 Mark will? Von seinen eigenen Komplicen? Aber... Das wäre doch...“
    „Absolut logisch“, sagte
Tarzan. „Und wie ich diesen Egge einschätze, paßt es auch zu ihm. Der will
Geld. Nur Geld. Deshalb dealt er. Zaulich bringt das Rauschgift. Egge scheint
eine Art Zwischenhändler zu sein. Er reicht es weiter. An Toni Wiedemann. Und
vor allem an Dieter Lembke, den Disco-Chef. Daß die drei Komplicen sind, steht
fest. Daß sie Freunde sind, bezweifle ich. Jedenfalls ist es nicht das, was wir
unter Freundschaft verstehen. Die Gier nach noch mehr Geld und ihr
verbrecherisches Tun hält sie zusammen. Aber ein Gewissen machen die sich
nicht. Zu Egge paßt es, daß er seine Komplicen erpreßt. Er kennt sie. Er weiß,
wie weit er gehen kann. Und er erfährt, ob der unbekannte Erpresser in eine
Falle laufen soll. Indem er 10 000 Mark zusteuert, macht er sich ein feines
Alibi. Trotzdem beträgt sein Gewinn 40 000. Darauf spekuliert er. Lembke

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