Das Paradies am Fluss
wir uns sehr freuen, wenn du uns besuchen kommst«, sagt Cass zu Oliver, während sie zusammen nach Tavistock hineinfahren, »aber ich habe ein ganz seltsames Gefühl, dass du dieses Mal bei deinem Besuch einen Hintergedanken verfolgst. Willst du mir nicht sagen, was es ist?«
Oliver zuckt mit den Schultern und setzt eine ausdruckslose Miene auf, während er die schmale Brücke über den Fluss Meavy überquert. Er denkt daran, wie er vor Jahren, als er Fahren lernte, dem Wagen seines Vaters an diesen harten Steinen Schrammen beigebracht hat – und an den Streit, der darauf folgte.
»Ich möchte gern selbst sehen, wie es euch beiden geht«, erklärt er, »nichts weiter. Wie jeder gute Sohn. Das ist doch nichts Neues.«
»Hm.« Cass ist skeptisch. »Aber normalerweise machst du dich, nachdem du ein, zwei Tage deine Sohnespflichten erfüllt hast, schnell wieder davon, weil du noch andere Eisen im Feuer hast. Dieses Mal kommt es mir vor, als wartetest du auf etwas. Oder jemanden.«
»Oh, das stimmt«, versetzt Oliver rasch. »Ich warte darauf, Jess kennenzulernen. Sie kommt am Freitag, deswegen dachte ich, dass ich bleibe, um dieses Wunderkind zu sehen, das Davids hochgeschätzten Preis gewonnen hat. Schadet doch nichts, oder?«
»Nein«, sagt Cass, aber sie ist nicht überzeugt. Sie fühlt sich unsicher und gereizt. »Ich wäre dir nur dankbar, wenn du während dieser Wartezeit nicht ständig deinen Vater provozieren würdest. Dass Gemma droht, Guy zu verlassen, nimmt ihn ziemlich mit, und da ist deine Fopperei keine Hilfe.«
»Tut mir leid, Ma. Ich hatte versucht, die Stimmung etwas aufzulockern, das ist alles. Sonst sagst du immer, dass es hilft, wenn man alles heiterer nimmt.«
»Ich weiß.« Das stimmt, doch im Moment weiß sie einfach nicht, was sie will. Nichts fühlt sich richtig an. »Ich bin innerlich ganz unruhig, Ollie, als stünde eine Katastrophe bevor.« Sie lacht. »Ich klinge schon wie Kate. Eigentlich ist sie diejenige mit den Zeichen und Omen, nicht wahr? Früher habe ich immer gesagt, sie müsste Cassandra heißen, nicht ich.«
»Möchtest du bei ihr vorbeifahren?«
Cass denkt darüber nach. Sie freut sich sehr darüber, dass Kate nach drei Jahren vielleicht wieder nach Tavistock zieht; ihre innige Beziehung hat ihr gefehlt, die spontanen Besuche und Treffen. St. Meriadoc liegt nur eineinhalb Autostunden entfernt, aber es wäre trotzdem schön, Kate wieder in der Nähe zu haben. Tom ist in letzter Zeit mürrischer geworden. Er ist der harten Arbeit überdrüssig, die notwendig ist, um das Pfarrhaus und das Grundstück instand zu halten, und es ist mühsam, ihn ständig aufzuheitern. Da ist es eine wunderbare Aussicht, dass Kate in ihrer Nähe ist, um sie zu unterstützen und aufzumuntern. Jedenfalls war das so, bis das Thema einer möglichen Scheidung von Gemma und Guy düster am Horizont auftauchte. Jetzt tänzeln Kate und sie argwöhnisch um das Thema herum. Es ist das heikle Thema schlechthin, und es kostet Mühe, direkte Bemerkungen darüber, wer schuld ist, zu vermeiden. Sie sind beide sensibel und immer bereit, das eigene Kind zu schützen, und heute Morgen fühlt Cass sich diesem feindseligen Hin und Her nicht gewachsen. Sie möchte shoppen, sich bei Brigid Foley etwas Elegantes zum Anziehen kaufen und bei Crebers nach einem leckeren Happen zum Mittagessen stöbern; sie sehnt sich einfach danach, sich zu entspannen und glücklich zu sein.
»Kate hat sicher viel zu tun«, sagt sie, »mit dem Einrichten des Cottage und allem. Umziehen ist wirklich die Hölle, oder? Vor allem, weil Jess schon am Freitag kommt.« Eine Pause. »Woher wusstest du eigentlich, wann sie ankommt?«
»Kate hat mir eine SMS geschrieben«, antwortet er.
»Oh.« Cass fühlt sich ein wenig verletzt. »Mich hat sie nicht angerufen. Warum wohl nicht?«
»Vielleicht aus demselben Grund, aus dem du heute Vormittag nicht bei ihr vorbeischaust.«
Cass schweigt.
»Ich gehe zur Buchhandlung«, erklärt Oliver. »Wir parken dann am Bedford Hotel und treffen uns auf einen Kaffee oder Drink, wenn du mit dem Einkaufen fertig bist. Ist das okay für dich?«
»Ja.« Sie wirft ihm einen Seitenblick zu. »Gehst du zu Kate?« Cass will nicht, dass er Kate besucht. Sie hat das Gefühl, dass es ein schlechtes Licht auf sie wirft, wenn Kate erfährt, dass sie in der Stadt ist und nicht vorbeischaut, um nach ihr zu sehen. Cass fühlt sich schuldig, rastlos und verärgert.
Oliver schüttelt den Kopf. »Nein. Heute lassen wir Kate
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