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Das Paradies am Fluss

Das Paradies am Fluss

Titel: Das Paradies am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Willett
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haben stundenlang über das schreckliche Durcheinander geredet, das bisher in ihrem Leben geherrscht hat, versucht, einen Sinn hineinzubringen, einander Fehlschläge und Ängste eingestanden, abwechselnd gelacht und geweint und einander Mut gemacht. Jetzt fehlt er ihr, und sie wünscht sich, sie wäre in St. Meriadoc geblieben und hätte das Cottage in der Chapel Street einfach vermietet.
    »Es war verrückt«, sagte sie, »die restlichen eingelagerten Möbel herauszuholen. Das Beste wäre gewesen, das Haus unmöbliert zu lassen. Ich hätte warten sollen, bis ich wirklich entschieden habe, wo ich in Zukunft leben will.«
    »Die Möbel mussten einmal heraus und wieder gebraucht werden«, antwortete Bruno gelassen. »Vielleicht beschließt Jess ja, zu bleiben und das Haus zu mieten. Keine Panik, Kate! Das Haus unmöbliert zu lassen hätte dir auch nicht bei der Entscheidung geholfen. Du hast doch das Cottage hier – ich werde dich schon während deiner Abwesenheit nicht vor die Tür setzen –, und wenn du in der Chapel Street bist und tatsächlich dort lebst, wird dir das eine Hilfe dabei sein, die richtige Wahl zu treffen.«
    Bruno ist ein dunkler, keltischer Typ. Während sie mit ihm telefonierte, sah sie ihn vor sich, wie er in seiner üblichen Aufmachung – Jeans und Pullover – in der Küche umherging, sein Abendessen zubereitete und es in diesen erstaunlichen zentralen Raum trug, wo das vorgelagerte Panoramafenster einem das Gefühl vermittelt, direkt über dem Meer zu schweben. Auf dem Sofa lagen sicher wie gewöhnlich Bücher-und Zeitungsstapel, und Brunos Collie-Hündin Nellie hatte sich am anderen Ende des Raumes vor dem Kamin zusammengerollt.
    »Du fehlst mir«, sagte Kate. Sie sprach es ganz beiläufig aus und fühlte sich dabei ein wenig töricht.
    »Es ist gut, Menschen zu vermissen«, gab er zurück. »Dann erkennt man, wie sehr man sie liebt.«
    Und schon redete er weiter, bevor ihr eine angemessene Antwort darauf einfiel. »Wie gefällt es Flossie in der Chapel Street?«
    Sie sah ihre Retriever-Hündin an, die sich vor dem Heizkörper in ihrem Korb zusammengerollt hatte. »Ihr geht es gut. Als die Umzugsleute kamen, hatte ich sie bei Cass und Tom untergebracht; aber in den letzten paar Tagen hat sie sich sehr gut eingelebt. Cass und Oliver haben mich gestern großartig dabei unterstützt, das Haus in Schuss zu bringen. Ich hoffe, es gefällt Jess.«
    »Es wird alles gut gehen, Kate«, erwiderte er sanft. »Hör auf, dir Sorgen zu machen.«
    Er hatte nicht gesagt: »Zieh zu mir, lass uns zusammen sein!« Und selbst wenn, was hätte sie ihm geantwortet? Sie war daran gewöhnt, ihren Freiraum zu haben, Privatsphäre, wenn sie sie brauchte, wenn ihre Familie sie besuchte – und Bruno erging es nicht anders. Wenn sie zusammen wären, würde das alles ruinieren. Sie sind ein paar Mal zusammen im Bett gewesen, für gewöhnlich nach einem langen, späten Abendessen, wenn die tiefe, emotionale Intimität zwischen ihnen nach einem körperlichen Ausdruck verlangte, und es war schön. Und doch mochten beide keine feste Bindung eingehen.
    Während sie jetzt auf Jess wartet, wird Kate klar, dass er recht hat: Sie muss diesem Instinkt trauen, der sie bewogen hat, Jess hierher einzuladen und das Haus in der Chapel Street wohnlich einzurichten. Sie braucht noch keine Entscheidung zu treffen. Gerade, als sie einen tief empfundenen Seufzer der Erleichterung ausstößt und ihre Ängste beiseiteschiebt, klopft es an der Küchentür. Flossie bellt. Kate sieht auf die Uhr – es ist noch zu früh für Jess –, und dann hört sie Olivers Stimme und eilt zu ihm hinaus.
    »Störe ich euch vielleicht?«, erkundigt er sich. »Ich hatte überlegt, ob du ein wenig moralische Unterstützung gebrauchen kannst. Wenn es dir lieber ist, gehe ich aber wieder.«
    »Absolut nicht«, sagt sie. Mit einem Mal ist ihre Aufregung wieder da, und sie freut sich, ihn zu sehen. »Das ist einfach perfekt. Viel einfacher für Jess, wenn du auch hier bist.«
    »Das ist wirklich ein schönes kleines Haus, Kate.«
    Durch die Tür schaut er in den Salon und betrachtet die Fensternischen, die voll mit hübschen Dingen sind, und die gemütlichen Sessel; dann geht er durch die Diele und tritt in den größeren Raum, wo jetzt der lange Tisch unter dem Fenster steht, umrahmt von vielen unterschiedlichen Stühlen. In den Regalen stehen Bücher, an den Wänden hängen Bilder, und an einer Wand befindet sich ein langes Sofa.
    »Ja, nicht wahr?« Ihre

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