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Das Paradies am Fluss

Das Paradies am Fluss

Titel: Das Paradies am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Willett
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langsam flussaufwärts und landet auf einer der Bojen; er balanciert darauf und reckt die Schwingen, und sein kreuzförmiger Umriss wird von der glasklaren Wasseroberfläche perfekt widergespiegelt.
    Tief und zufrieden holt Jess Luft; sie wird ihre Kamera nehmen und am Flussufer entlanggehen.
    Vom Seitenfenster der Küche aus sieht Sophie sie durch das kleine Tor treten.
    »Gut«, meint sie zufrieden. »Ich bin so froh, dass sie sich wohlfühlt und nicht nur aus lauter Höflichkeit hierbleibt. Rowena kommt mir ein wenig angespannt vor. Verschweigst du mir etwas?«
    Johnnie schlüpft am Ende des kleinen Flurs vor der Hintertür aus seinen Schuhen und zieht die Gummistiefel an, und Sophie tritt vom Fenster weg, um ihn von der Küchentür aus anzusehen.
    »Was meinst du?« Seine Stimme klingt ein wenig gedämpft, weil er sich gerade bückt, um seine Jeans in die Stiefel zu stopfen.
    »Sie ist nervös«, beharrt Sophie. »Vollkommen strahlend und aufgekratzt, als erwartete sie, dass etwas passiert. Etwas, das mit Jess zu tun hat.«
    »Ach, ganz bestimmt nicht! Sie genießt es nur, einen jungen Menschen um sich zu haben. Mutter hat sich immer unter jungen Leuten wohlgefühlt.«
    Jetzt hat er die Stiefel angezogen, dreht sich um und sieht sie an. Seine Miene zeigt eine unbestimmte Fröhlichkeit und Offenheit, und sie erwidert seinen Blick nachdenklich. Jetzt mach mal einen Punkt!, möchte sie am liebsten zu ihm sagen, doch sie hat einen winzigen Moment lang den Eindruck, als warnte er sie. Er zieht amüsiert die Augen zusammen, als nähme er ihren Zwiespalt wahr.
    »Ich gehe den Rasen mähen«, erklärt er. »Der letzte Schnitt in diesem Jahr, würde ich sagen. Alles in Ordnung, Sophes. Es ist einfach so, dass Jess’ Besuch bei uns allen Erinnerungen an längst vergangene Zeiten heraufbeschwört. Es ist dieser Proust-Moment.«
    »Gut«, gibt sie munter zurück. »Dann ist es ja okay. Aber ich backe keine Madeleines zum Tee. Denk nicht mal dran!«
    Lachend geht er hinaus, und sie kehrt in die Küche zurück und denkt dabei über Rowena nach: diese leise Nervosität während Jess’ Anwesenheit und dieser Ausdruck nach innen gerichteter Konzentration, wenn sie nicht da ist. Es ist, als läge Rowena ein kompliziertes, unsichtbares Puzzle, als probierte sie die Teile aus und versuchte, sie aneinanderzusetzen. Und offensichtlich ist Jess ein wichtiges Teil dieses Puzzles. Obwohl die alte Dame über neunzig ist, ist ihr Verstand noch erstaunlich rege.
    Aber Sophie ist nervös. Sie ist von Natur aus nicht fantasiebegabt, doch sie macht sich Sorgen wegen Rowenas starker Reaktion auf Jess und fragt sich, welche gesundheitlichen Auswirkungen das auf Johnnies Mutter haben könnte.
    Sophie schaut noch einmal aus dem Fenster und sieht keine Spur mehr von Jess. Es ist gut, dass das Mädchen sich bereits zu Hause fühlt – doch die kleine, nagende Sorge bleibt.
    Vorsichtig geht Jess an der Flutgrenze entlang und sucht sich einen Weg durch die Salzwiesen. Hier und da trennen Gruppen von Spindelsträuchern, Dornbüschen und Sommerflieder die schmale Straße vom Flussufer, und wenn der Weg vor ihr zu schlammig aussieht, quetscht sie sich zwischen ihren Zweigen hindurch, um wieder auf die Straße zu gelangen.
    Die Ebbe hat eingesetzt: In der Fahrrinne ist die Strömung jetzt schnell und ihre Wasseroberfläche kabbelig und rau, doch über dem Watt liegt das Wasser glatt und ruhig. Sie hält inne, um ein kleines Motorboot zu beobachten, das mit der Ebbe flussabwärts fährt und dessen Bugwelle von einem Ufer zum anderen reicht. Der Mann auf der Jacht ist wieder an Deck gekommen, steht da und betrachtet das kleine, knatternde Boot. Er bleibt dort stehen und schaut jetzt zu ihr herüber, und instinktiv winkt sie ihm zu – sie weiß, dass Menschen, die mit dem Wasser leben, für gewöhnlich freundlich sind –, und nach kurzem Überlegen hebt der Mann eine Hand und grüßt zurück.
    Aus irgendeinem Grund gefällt ihr das und gibt ihr das Gefühl, zu Hause zu sein. Jess geht weiter, lauscht dem trockenen Rascheln des Schilfs und dem klagenden, trillernden Ruf des Brachvogels. Hier in der Sonne ist es heiß. Orangefarbene und weiße Schmetterlinge flitzen um das Riedgras, und sie saugt den kräftigen, organischen Geruch nach Schlamm, Algen und verfaulendem Holz ein. Sie macht ein paar Fotos von den Spindelsträuchern und dem Sommerflieder und geht dann weiter, wie verzaubert von der magischen Schönheit und dem Frieden dieses Ortes.
    »Es ist

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