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Das Paradies am Fluss

Das Paradies am Fluss

Titel: Das Paradies am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Willett
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Guy hält ein Glas guten Malt-Whisky in der Hand, mit dem Oliver ihn versorgt hat.
    Guy ist nicht mehr wütend. Im Laufe des Abends ist er ruhiger geworden, war teilweise sogar amüsant. Aber jetzt versinkt er in einer mürrischen Stimmung. Oliver gießt sich selbst auch ein Glas ein und erinnert sich von ein paar früheren Gelegenheiten, bei denen er mit Guy zusammengetroffen ist, an dieses Muster. Sein Schwager hat ein wenig Alkohol gebraucht, um sich entspannen zu können. Es war ein guter Schachzug, mit ihm in den Pub zu gehen, abzuwarten, bis er sich entspannt hatte, und dann herauszufinden, wie es wirklich zwischen ihm und Gemma steht.
    Er hat Guy davon überzeugen können, dass es nicht unbedingt das Ende der Welt bedeutet, die Zwillinge hier zur Schule zu schicken. Es hat ihn seine ganze Überredungskunst gekostet, den Stolz des Schwagers wegen der Schulgebühren zu beschwichtigen, doch ganz langsam hat Guys Feindseligkeit nachgelassen, und er hat offen über seine Lage gesprochen.
    »Ich will die drei wiederhaben«, erklärt er jetzt. Er sitzt im Schaukelstuhl und hat die langen Beine ausgestreckt und die Knöchel übereinandergeschlagen. »Das ist nicht verhandelbar. Wir haben ein Zuhause, ich habe einen Job, und wenn Gemma nicht von ihrer Familie und ihren Freunden getrennt sein will, dann hätte sie verdammt noch mal darüber nachdenken sollen, bevor sie es uns unmöglich gemacht hat hierzubleiben.«
    »Ganz deiner Meinung«, sagt Oliver. »Ich sehe ein, dass sie in keiner besonders guten Position ist, um Bedingungen zu stellen. Aber nach dem wenigen zu urteilen, was sie mir erzählt hat, klingt es, als wärst du in letzter Zeit auch nicht besonders glücklich gewesen.«
    Er beobachtet, wie Guy den Mund verzieht und sich seine Augenlider senken, und fragt sich, ob er einen taktischen Fehler gemacht hat: Guy hasst jede Art von Illoyalität.
    »Verstehst du, Gemma hat eigentlich gar nicht viel gesagt«, setzt Oliver sanft hinzu. »Sie gibt zu, dass sie nicht besonders gut mit deinem Vater auskommt, aber das ist ja kaum etwas Neues, oder? Wenn wir ehrlich sind, verstehen sich nur sehr wenige Menschen gut mit deinem Vater, stimmt’s?«
    Er sieht, wie Guy mit seinem starken Gefühl für Loyalität und seiner Abneigung gegen Klatsch kämpft; und mit einem Mal empfindet Oliver echtes Mitgefühl für ihn.
    »Gemma hat mir – wohlgemerkt nicht meinen Eltern – erzählt, dass sie das Gefühl hat, du würdest ihm immer ähnlicher: weniger kommunikativ und empfindlicher. Das bereitet ihr Sorgen.« Oliver hätte beinahe »Angst« gesagt, doch er weiß, dass das für Guy zu emotionsgeladen ist. Er wird weniger Verständnis aufbringen, wenn er denkt, Gemma hätte ein Drama daraus gemacht. »Sie hat gesagt, sie glaube, dass du auch nicht besonders glücklich bist; sie ist es jedenfalls nicht, und sie findet, dass sich das langsam auch auf die Zwillinge auswirkt.«
    »Und wir sollen alle Brücken hinter uns abbrechen, einfach wieder herziehen und von vorn anfangen? Wo denn? Wie? Womit? Und warum zum Teufel sollte ich? Ich habe das alles schon einmal hinter mir, vergiss das nicht.«
    Sein Zorn kehrt zurück, und Oliver wahrt sein Schweigen und denkt nach.
    »Irrt sie sich denn?«, fragt er schließlich. »Bist du glücklich?«
    Guy birgt seinen Whisky in der Hand und sieht in das Glas. »Es ist in Ordnung«, sagt er schließlich. »Kanada ist ein schönes Land, doch ich muss zugeben, dass die Arbeit mich ein wenig frustriert. Dad geht in näherer Zukunft nicht in den Ruhestand, wie wir angenommen hatten, und er ist neuen Ideen gegenüber nicht sehr offen, obwohl er meine Pläne, Segeltörns anzubieten, in Betracht zieht. Das hatte ich dir ja schon erzählt, und es wäre wirklich gut. Er hat vor Wut geschäumt, als Gemma geflüchtet ist, und war ärgerlich, weil ich mir freigenommen habe, um hierher zu ihr zu fliegen. Das war nicht gerade hilfreich. Ich hatte ihn gerade in der Stimmung, um einzuräumen, dass meine Idee gut ist, und jetzt haben wir dieses ganze verdammte Theater.«
    »Davon hat Gemma nichts erzählt.«
    Guy wirkt ein klein wenig verlegen. »Ich habe gedacht, sie braucht nur das unbedingt Nötige zu wissen«, murmelt er. »Wollte nicht, dass sie schon in Aufregung gerät, bevor Dad endlich zustimmt.«
    Oliver schweigt. Guy wirkt einen Hauch verlegen über seine Selbstherrlichkeit.
    »Sagst du es ihr denn, wenn du sie jetzt siehst?«
    Guy zuckt mit den Schultern und trinkt von seinem Whisky. »Keine Ahnung.

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