Das Paradies am Fluss
Rolle. Sein Herz begann, heftig zu pochen, und er hieb mehrmals mit der geballten Faust auf das Steuer.
»Schwachkopf!« Er verfluchte sich laut, während Bertie auf dem Rücksitz hockte und herumscharrte, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, als der Wagen rasant um Ecken bog und Hügel hinaufpolterte.
Guy hatte gerade Wotter hinter sich gelassen, als er die Rücklichter sah, sich hinter die Heckklappe ihres kleinen Autos setzte und Gemma mit der Lichthupe anblinkte. Trotzdem fuhr sie weiter, ohne das Tempo zu vermindern, und schließlich überholte er sie in seiner Verzweiflung auf der langen, geraden Strecke vor der Cadover Bridge. Im Vorbeirasen erhaschte er einen Blick auf ihr verblüfftes Gesicht, während seine zwei äußeren Räder über den unebenen Seitenstreifen polterten. Dann setzte er sich vor sie und bremste langsam ab, bis sie anhalten musste. Ehe sie überhaupt begriffen hatte, dass er es war, sprang er schon aus dem Wagen und riss ihre Autotür auf. Erleichtert schrie sie auf, als er sie aus dem Auto zog.
»Guy! Ich hatte ja keine Ahnung, dass du das bist! Ich habe mich gefragt, was in aller Welt das sollte!«
»Warum bist du weggefahren?«, verlangte er zu wissen, umfasste ihre Schultern und schüttelte sie leicht. »Hast du nicht gehört, wie ich dir nachgerufen habe?«
»Ich habe dir eine Nachricht hinterlassen«, sagte sie ausweichend und sah ziemlich schüchtern zu ihm auf. Sie schob sich das Haar aus den Augen. »Ich habe sie unter der Tür durchgeschoben.«
»Habe ich gesehen«, gab Guy verächtlich zurück. »Noch nie in meinem Leben habe ich solchen Unsinn gelesen.«
»War das wirklich Unsinn?«, fragte sie. Und dann beugte er sich plötzlich herunter und küsste sie. Er fühlte sich schwindlig und schwach und drückte sie so fest an sich, dass ihr Gesicht gegen seine Schulter gequetscht wurde.
»Absoluter, verdammter Blödsinn«, murmelte er in ihr Haar hinein. »Aber es war meine Schuld. Ich bin ein Riesenidiot gewesen.« Er schluckte schwer, rang seinen instinktiven Drang nach Selbsterhaltung und Vorsicht nieder und sprach die schlichte Wahrheit aus. »Ich liebe dich.«
Sie löste sich von ihm und starrte ihn in der schnell einsetzenden Dämmerung an.
»Oh, Guy! Wirklich und wahrhaftig? Ich liebe dich auch. Schon ewig. Seit Jahren.«
Er lachte und zog sie in die Arme. »Seit du im Kinderwagen gesessen hast? Freut mich, das zu hören.« Und er beugte sich zu ihr herunter und küsste sie wieder. Bald wurde ihm klar, dass sie zitterte.
»Was machen wir jetzt?«, fragte sie. Ihre voller Liebe aufgerissenen Augen wirkten riesig. »Wir sind auf halbem Weg zwischen dem Courtyard und dem Pfarrhaus. Möchtest du mit zu mir?«
»Nein«, antwortete Guy sofort. Er hatte keine Lust, einer ganzen Horde Wivenhoes gegenüberzutreten, während er das Gefühl hatte, nicht er selbst zu sein. Er musste sich an diese Empfindungen gewöhnen und allein mit Gemma sein. »Könntest du es ertragen, erst einmal mit mir zurückzufahren? Später bringe ich dich nach Hause, und unterwegs holen wir deinen Wagen.«
»Oder«, sagte Gemma mit dem ihm vertrauten herausfordernden Lächeln, »ich könnte über Nacht bei dir bleiben. Ma und Pa hätten sicher Verständnis dafür. Wir sind ja alle so gute Freunde.«
»Du wirst nichts dergleichen tun«, gab Guy zurück, bei dem sich alte puritanische Instinkte zu Wort meldeten. »Das wäre innerhalb von Minuten in ganz Nethercombe herum. Wir warten eben.«
»Himmel!«, rief Gemma in gespielter Bestürzung aus. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich das kann. Welche Wartezeit schlägst du vor?«
»Ich habe nachgedacht. Kurz nach Weihnachten fahre ich nach Fowey, um ein Boot abzuholen. Kommst du mit?«
»Sehr gern«, sagte sie. »Solange du mich nicht allzu sehr herumkommandierst!«
Als Guy jetzt an das Glück und den Spaß dieser ersten Wochen und an die herrliche Tour von Fowey nach Dartmouth zurückdenkt, klumpen sich Frustration und Whisky in seiner Magengrube zusammen. Er schnappt sich die Kulturtasche und geht ins Bad.
Unten brennt noch Licht, und er hört Olivers leise Stimme, dann Schweigen und schließlich ein Auflachen. Einen Moment lang steigt Zorn in Guy auf, als er sich fragt, ob er mit Gemma redet und sie vorwarnt. Doch dann fällt ihm wieder ein, dass Oliver versprochen hat, weder ihr noch Cass und Tom etwas zu verraten. Guy kann seinen Schwager nicht leiden, doch er weiß, dass er ihm vertrauen kann. Er geht ins Bad, schließt die Tür und dreht
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