Das Paradies am Fluss
tritt ein. Gemma beobachtet den Verkehr. Oliver hält an, um eine Frau mit mehreren kleinen Kindern über die Straße zu lassen, und wirft Gemma einen Blick zu.
»Wie viel?«, fragt er.
Sie verzieht das Gesicht. »Ein neues Boot kostet ungefähr vierhunderttausend«, murmelt sie, »aber um richtig anzufangen, brauchen wir eine halbe Million.«
»Das sagst du wahrscheinlich so schnell, damit es nicht so furchtbar klingt«, überlegt er, legt den Gang ein und fährt weiter.
»So viel würde es kosten, Guys großen Traum zu verwirklichen«, räumt sie ein, »doch er weiß, dass er sich nach der Decke strecken muss. Wir haben aus dem Verkauf des Cottage in Brent einhundertfünfundachtzigtausend, die wir investiert haben. Guy wollte nie, dass wir das Geld anrühren, weil er immer gehofft hat, so ein Unternehmen zu starten. Er hat versucht, Mark zu überreden, zusammen mit ihm zu investieren, denn er war überzeugt davon, dass wir reichlich genug für den Anfang hätten, wenn Mark und die Bank jeweils noch einmal so viel dazutun würden.«
»Aber Mark hat nicht mitgespielt?«
»Ich glaube, er hält Guy gern an der kurzen Leine, und nachdem er jetzt wieder geheiratet hat, bin ich überzeugt davon, dass es nie dazu kommen wird.«
»Dann hat Guy also definitiv beschlossen, zurückzukommen und es hier zu versuchen?«
»Er weiß schon, dass die Option mit dem großen, klassischen Schiff ein Traum ist. Er wird sich nach einem gebrauchten umsehen, doch wenn er keines findet, wird er sich zunächst mit kleineren Booten zufriedengeben«, erklärt sie. »Aber das klingt, als würde es so viel Spaß machen, und wir könnten es während des Schuljahrs zusammen betreiben, verstehst du? Johnnie hat ihm angeboten, ein paar seiner Anlegeplätze zu benutzen, und er und Fred wollen ihm gelegentlich unter die Arme greifen. Johnnie war wirklich ganz aufgeregt.«
»Das glaube ich dir.«
»Er hat Guy gesagt, er sei bereit, mehrere Tausend Pfund in seinen Plan zu investieren. Anscheinend kennt er jemanden, der genauso ein Geschäft an der Solent-Meerenge betreibt, und kann sich vorstellen, dass es hier unten gut ankommen würde. Er meinte, an einem solchen Projekt würde er sich gern beteiligen.«
Oliver zieht die Augenbrauen hoch. »Alte Seebären sterben nicht«, bemerkt er. »Sie kaufen nur größere Boote.«
Er hat es nicht eilig. Auf der Fahrt über Roborough Down und das Moor haben sie Gelegenheit, in einer entspannten, friedlichen Atmosphäre zu reden. Es beeindruckt ihn ziemlich, dass Guy Johnnie so schnell für sich eingenommen hat. Offensichtlich hat Guy an dem Tag, an dem er mit Johnnie und Jess segeln gegangen ist, seine Chance optimal genutzt. Er sieht sie wieder vor sich, wie sie am Rand des Rugbyfeldes stehen und die Köpfe zusammenstecken, und seine Achtung vor seinem Schwager steigt.
»Wenigstens hat Guy sich entschieden«, sagt Gemma. »Dass er zu Hause und wieder mit uns zusammen war und dass du ihn mit an den Tamar genommen und allen vorgestellt hast – all das hat ihm ganz neuen Mut gemacht. Vor allem die Begegnung mit Johnnie. Dass er ihn so positiv ermuntert hat, hat Guy das Selbstvertrauen geschenkt, zurückzufliegen, Mark zu kündigen und dann wiederzukommen und es zu versuchen.«
»Und wie wird Mark reagieren?«
»Er wird wütend sein, weil er die Kontrolle über Guy verloren hat; doch tief im Inneren ist er wahrscheinlich erleichtert. Ich habe dir ja erzählt, dass seine neue Frau nichts davon hält, dass wir im Haus leben und sie und Mark in der Wohnung, und ich glaube, sie hätte gern, dass Mark alles verkauft und in den Ruhestand geht. Sie reist gern.«
»Und was wirst du unseren alten Herrschaften erzählen?«
»Guy findet, wir können ihnen jetzt sagen, dass er zurückkommt und versuchen will, die Firma so schnell wie möglich startklar zu bekommen.« Sie seufzt. »Ich fürchte mich nur davor, es Pa zu erzählen.«
»Weil er alles ins Negative ziehen wird?«
Gemma nickt. »Es ist natürlich ein großes Unterfangen. Und selbstverständlich wirft es andere Fragen auf, zum Beispiel, wo wir wohnen sollen und so weiter. Wir können natürlich etwas mieten, doch ich weiß genau, dass es schwierig werden wird.«
»Wenn Johnnie sich für das Projekt in die Bresche wirft, wird das Pa beeindrucken. Und Ma ist bestimmt begeistert. Ich bin es übrigens auch.«
»Danke«, murmelt sie erleichtert. »Ich war auf der ganzen Zugfahrt so glücklich, ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr. Aber jetzt müssen
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