Das Paradies am Fluss
auf die Wunde zu legen, doch es erscheint ihr zu dumm, um es auszusprechen.
»Dein Problem«, erklärt er ihr, denn er liest wie üblich ihre Gedanken, »ist, dass du dir zu viele Sorgen machst.«
»Verstehst du, ich hätte das Gefühl, sie alle zurückzuweisen. Ich habe eine wunderbare Chance, hier in ihrer Nähe zu sein, doch ich sage wieder einmal ›Nein danke‹. Jedenfalls kommt es mir so vor.«
»Warum hast du dann dieses Cottage gekauft?«
»Giles wollte unbedingt, dass ich wieder investiere, solange die Immobilienpreise so niedrig sind. Ich glaube, er hat sich Sorgen um mich gemacht. Er hat mich darauf hingewiesen, dass ich das Cottage in St. Meriadoc vielleicht nicht immer mieten kann. Und selbst wenn, könnte eine Zeit kommen, in der ich das Bedürfnis hätte, weniger abgeschieden zu leben, zum Beispiel, wenn ich aus irgendeinem Grund kein Auto mehr fahren könnte. Alle hielten das für sehr vernünftig. Und außerdem hatte ich ein gutes Gefühl dabei. Dann hat Jess Davids Preis gewonnen, und mit einem Mal dachte ich, dass es großartig für sie wäre, herzukommen und eine Weile zu bleiben. Sie wollte sich ein Jahr freinehmen, und das schien die perfekte Lösung zu sein. Da sie nicht wusste, wo sie hinsollte, aber gern herkommen wollte, war ich wirklich überzeugt davon, es wäre alles so vorherbestimmt.«
»Ein Zeichen oder Omen?«
Sie lacht. »Genau. Ich hatte nur nicht vorhergesehen, dass sie sich so ausgezeichnet mit den Trehearnes verstehen würde, dass sie bei ihnen bleiben will. Ich freue mich darüber, ehrlich! Doch es hat mich ziemlich aus der Fassung gebracht. Andererseits ist es großartig, dass die Trehearnes Jess so ins Herz geschlossen haben, nicht wahr? Wie traurig für die arme alte Lady T., dass sie ausgerechnet jetzt sterben musste! Und was für ein Schock für Jess! Da hat der Sonntagsausflug ein allzu jähes Ende gefunden.«
Oliver schweigt; er überlegt, wie er das Thema des Fotos anschneiden soll, ohne das Versprechen zu brechen, das er Jess gegeben hat.
»Guy hat gut ausgesehen«, sagt er. »Ich finde, er schwächelt, meinst du nicht auch? Ich glaube, wir werden ihn hier bald wiedersehen, wenn er sich nur entschließen kann, was er anfangen soll. Er schien sich sehr gut mit Johnnie zu verstehen.«
Kate wirft ihm einen schnellen Blick zu. »Was meinst du?«
Oliver zuckt mit den Schultern. »Du weißt schon. Die zwei haben über Boote und all das Zeug geredet. Johnnie hat da unten eine tolle Segelbasis, oder? Ich bin vollkommen überwältigt, und dabei segle ich nicht einmal. Ich mag den alten Johnnie gern, und Fred habe ich auch kennengelernt. Damit kenne ich jetzt die ganze Bande. Nun ja, beinahe. Die Gruppe bestand aus Johnnie, Fred und Pa, oder? Und Al und Mike und noch jemand anderem. Weißt du, wer das war?«
»Was für ein anderer?« Kate schaut verwirrt drein.
»Sein Name fällt mir im Moment nicht ein. Johnnie meinte, er hätte zu der alten Bande gehört. Ich glaube, er hat davon gesprochen, er wäre zu dem Wiedersehensessen eingeladen. Hast du eine Ahnung, wer alles auf der Gästeliste steht?«
Kate runzelt die Stirn und versucht, sich zu erinnern. »Johnnie hat allerdings etwas von ein paar ehemaligen U-Boot-Kameraden gesagt«, meint sie. »Und Tom hat sich den Kopf nach Leuten zerbrochen, die Juliet und Mike gekannt haben müssten. Ach, jetzt weiß ich! Ich glaube, sie wollten die Mortlakes einladen.«
»Die Mortlakes?«
»Stephen war bei den U-Booten.« Kate verstummt kurz und denkt daran, dass Cass vor vielen Jahren eine kurze Affäre mit Stephen Mortlake hatte. »Sie leben in Buckland Monachorum«, erklärt sie. »Ich glaube, Stephen hat der Gruppe ziemlich nahegestanden, als sie alle in Dartmouth an der Marineakademie waren.«
»In der guten alten Zeit?« Oliver trinkt von seinem Tee.
Kate lächelt – und seufzt dann. »Ja«, sagt sie. »In der guten alten Zeit.«
Später, nachdem Oliver gegangen ist, ruft Bruno an.
»Also, was ist passiert?«, fragt er. »Wie geht es Guy? Ist er für immer zurück? Ich hoffe, dir ist klar, dass ich den ganzen Tag hier gesessen und überlegt habe, was los ist. Ich war vollkommen außerstande, mich auf die Recherchen für dieses elende Buch zu konzentrieren.«
Kate lacht. »Ich wünschte, du wärst hier gewesen. Zuerst kam Guy mit allen möglichen Ideen über Segelschulen und wer weiß was. So aufgeregt habe ich ihn seit Jahren nicht erlebt. Ach, es war so schön, ihn zu sehen, Bruno! Ich darf noch kein Wort
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