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Das Paradies am Fluss

Das Paradies am Fluss

Titel: Das Paradies am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Willett
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und steht in beschützerischer Haltung neben seiner Braut; eine Hand hat er auf den Knauf seines Schwertes gelegt.
    »Wie außerordentlich!«, murmelt sie. »Juliet und Mike.«
    Sie betrachtet das Foto weiter, und Jess sieht ihr an, dass es noch andere Erinnerungen und Bilder heraufbeschwört.
    »Lady T. hat es mir geschenkt«, erklärt sie. Das ist keine richtige Lüge; Jess ist sich sicher, dass Rowena es ihr geschenkt hätte, wenn sie darum gebeten hätte. »Ich komme gar nicht über die Ähnlichkeit hinweg. Das Bild hatte ich noch nie gesehen. Daddy hatte nicht allzu viele Erinnerungsstücke, und bei den wenigen Malen, die ich Granny begegnet bin, hat sie nie über die Vergangenheit gesprochen.«
    Aber jetzt nimmt Kate das zweite Foto zur Hand.
    »Herrje, da ist ja Tom!«, ruft sie lachend aus. »Und ist das Johnnie neben ihm? Oh, und das ist Mike, oder?«
    Jess steht wartend hinter Kates Stuhl und hofft inständig, dass sie die beiden Männer erkennt, die sie noch nicht hat identifizieren können.
    »Und das«, erklärt Kate und zeigt auf den Mann, »ist Stephen Mortlake.«
    Eifrig beugt Jess sich vor. »Stephen Mortlake?«
    »Er war ein Freund von Tom, einer von der alten Bande. Ich glaube, seine Frau und er sind auch zu der Wiedersehensfeier eingeladen. Schade, dass sie jetzt eine Zeit lang verschoben wird, aber ich bin mir sicher, dass Sie ihn früher oder später kennenlernen werden. Und das ist Freddy Grenvile, Johnnies Cousin.«
    »Ja«, sagt Jess. Ihr Herz schlägt schnell, und sie setzt sich auf den Stuhl neben Kate. »Es ist so merkwürdig, diese Puzzleteile zusammenzusetzen. Erzählen Sie mir von Stephen Mortlake. Und von Freddy Grenvile.«
    Gemma sitzt in dem Costa-Café in der Duke Street, trinkt einen Caffè latte und sieht aus dem Fenster. Sie braucht Luft zum Atmen, um über alles nachzudenken: über Guys Heimkehr und die Erfolgsaussichten seines Projekts. Es ihren Eltern zu erzählen hat sich genauso schwierig gestaltet, wie sie schon geahnt hatte, und Oliver, der zu einem Meeting nach London gefahren war, hatte ihr dieses Mal nicht beistehen können. Sie hat sich nach Kräften bemüht, den beiden den Plan auseinanderzusetzen, aber Pa hat sie ständig mit negativen Bemerkungen unterbrochen, obwohl Ma, genau wie Oliver vorausgesagt hatte, überglücklich gewesen ist. Erst als letzten Ausweg hatte Gemma zu dem – ebenfalls von Ollie vorgeschlagenen – Trick Zuflucht genommen. »Also, Johnnie Trehearne hält es für eine sehr gute Idee«, erklärte sie. »Guy hat das Projekt mit ihm durchgesprochen, und er hat uns angeboten, zwei seiner Anlegestellen zu benutzen. Er hat sogar angedeutet, dass er gern darin investieren möchte.«
    Darauf trat tiefes Schweigen ein. Sie sah, dass Ma sich große Mühe gab, angesichts von Pas Miene nicht vor Lachen herauszuplatzen. Er wirkte wie vor den Kopf geschlagen und wünschte ganz offensichtlich, er könne ein Stück zurückrudern, nachdem er jetzt wusste, dass Johnnie das Projekt so positiv beurteilte. Sie sah ihm an, dass er sich in eine ausweglose Position manövriert hatte – sein Ärger darüber, wie sie an ihre Probleme herangeht, überträgt sich auf seine Meinung über jede ihrer Handlungen –, doch sie möchte, dass er sich darüber freut, dass Guy nach Hause kommt und sie zusammen sein werden.
    »Guy könnte es bestimmt besser erklären als ich«, versetzt sie rasch, um ihm den Druck zu nehmen. »Wenn er dir das Projekt vorstellt, wirst du es vielleicht ein wenig anders sehen. Schau dir diese Broschüren an, die wir aus London mitgebracht haben, dann wird wahrscheinlich alles klarer.«
    Unwillkürlich musste sie daran denken, was Ollie ihr im Pub über Charlotte erzählt hatte, über den Kummer und die Gewissensbisse ihrer Eltern, und mit einem Mal spürte sie ein überwältigendes Bedürfnis, Pa und Ma restlos zu überzeugen und von ihnen ermutigt zu werden. Sie sehnte sich danach, die Tragödie wenigstens ein bisschen zu lindern und wiedergutzumachen, dass sie ihnen solche Sorgen bereitet hat.
    An diesem Morgen hat sie zugesehen, wie die beiden – dem Anlass entsprechend elegant und dunkel gekleidet – zum Begräbnis der alten Lady T. aufbrachen. Sie hat sich Mas Auto geliehen, um nach Tavistock zu fahren, damit sie hier allein sitzen und sich die Freude gönnen kann, an Guys Heimkehr und ihr gemeinsames, aufregendes neues Unternehmen zu denken. Natürlich würden Probleme auftauchen, und manchmal würde Guy gestresst und schweigsam sein, und sie

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