Das Paradies auf Erden
gewesen.”
Thomas sah sie nachdenklich an. “Du bist dir doch sicher, Claudia? Ich bin wesentlich älter … “
“Ich mag dich genauso, wie du bist, Thomas. Bitte ändere dich nicht. Ich weiß, dass wir glücklich werden.”
“Leider muss ich fort. Vergib mir, aber ich habe nicht mal Zeit, dich zu einer Tasse Kaffee einzuladen.”
Claudia begleitete Thomas zum Haupteingang. Er küsste sie zum Abschied, eher flüchtig, aber sie hatte nichts anderes erwartet. Dann stieg er in sein Auto und fuhr davon.
Claudia schrieb die Kündigung und ging dann zu Miss Nortons Büro. Innerlich zitterte sie. Konnte man sie daran hindern zu gehen? Sie hatte keinen Vertrag unterschrieben und wurde wöchentlich bezahlt, aber gab ihr das den Spielraum, den sie jetzt brauchte?
Miss Norton war alles andere als erfreut. Sie hielt Claudia einen Vortrag über die jungen Frauen von heute, die keinen Sinn für Verantwortung hätten, und fragte dann, ob Claudia auch alles reiflich überlegt habe. Als Claudia das bestätigte, erhob sie keine weiteren Einwände. Mitarbeiterinnen, die nicht gern blieben, betonte sie nur noch, könne sie nicht brauchen. Claudia habe zwar zu wenig Zeit gehabt, sich richtig einzuarbeiten, aber unter den gegebenen Umständen wolle niemand sie zurückhalten.
Claudia bedankte sich und fragte, ob sie zwei Tage früher gehen dürfe, da ihr ja wöchentlich zwei freie Tage zustehen würden. Miss Norton schien das für einen zusätzlichen Affront zu halten, stimmte aber widerwillig zu. Damit war Claudia entlassen.
Sie zog wieder ihren Regenmantel an und ging zu der Telefonzelle, um ihre Mutter anzurufen. Es gab zwar auch im Krankenhaus ein öffentliches Telefon, aber es befand sich in einem Korridor, wo jeder mithören konnte, und wurde außerdem ständig benutzt. Über mehr als das Wetter konnte man dort nicht sprechen.
Mrs. Willis war entzückt und sehr überrascht. “O Darling!“ rief sie. “Ich hatte ja keine Ahnung, dass du und Mr. Tait-Bullen … ich meine, du und Thomas …
euch so nah steht. Was für eine aufregende Neuigkeit! George wird sich sehr freuen. Welche Pläne habt ihr?”
Claudia steckte neue Münzen in den Schlitz und berichtete, was Thomas und sie besprochen hatten. “Wir wünschen uns ebenfalls eine stille Hochzeit”, fügte sie hinzu. “Thomas will eine Sondergenehmigung beantragen, und die Trauung soll in Little Planting stattfinden. Ich höre hier in fünf Tagen auf. Thomas holt mich ab. Kann ich bis zur Hochzeit bei euch bleiben? Es handelt sich nur um ein bis zwei Tage.”
“Natürlich, Schatz. Wir müssen uns auch um deine Garderobe kümmern. “
Claudia, die ihre spärliche Garderobe genau vor Augen hatte, stimmte von Herzen zu.
Der Rest des Tages verging wie im Traum. Claudia war glücklich und wollte, dass auch alle anderen glücklich waren. Sie brachte noch die misslaunigsten Patientinnen zum Lächeln, schenkte kannenweise Tee aus, wischte unermüdlich auf und hörte sich nach Dienstsschluss eine Strafpredigt von Schwester Clark an, die ihre Kündigung als persönliche Kränkung auffasste.
Es war nach zehn Uhr, als sie die Station verließ - zu spät, um noch bis zur Telefonzelle am Ende der Straße zu gehen. Zum Glück wurde das Telefon im Korridor um diese Zeit kaum noch benutzt.
Claudia wählte die Nummer, die Thomas ihr gegeben hatte, und wartete gespannt, ob er sich melden würde.
“Hier Tait-Bullen. ” Seine Stimme klang sehr geschäftsmäßig.
“Ich bin es … Claudia. Ich sollte dich anrufen. Bist du meinetwegen wach geblieben?”
Thomas studierte gerade die Akte eines Patienten, den er morgen operieren sollte. “Nein”, versicherte er. “Hast du mit Miss Norton gesprochen?”
“Ja. Ich darf in fünf Tagen aufhören … jetzt sind es eigentlich nur noch vier.”
“Dann hast du Donnerstagnachmittag deine letzte Schicht?”
„Ja, aber ich muss packen und die Dienstkleidung zurückgeben.”
“Ich hole dich Freitagmorgen um neun Uhr ab, Claudia.”
“Vielen Dank, aber musst du nicht arbeiten?”
“Erst am Nachmittag”, sagte Thomas. Seine Stimme klang inzwischen etwas freundlicher. Auf dem Nachhauseweg setze ich dich in Little Planting ab. Nun noch etwas anderes. Wo wurdest du geboren? Wie alt bist du? Hast du außer Claudia noch andere Vornamen, und bist du gebürtige Engländerin?”
Claudia beantwortete die Fragen kurz und sachlich, um Thomas nicht unnötig aufzuhalten. Nur bei ihrem zweiten Vornamen zögerte sie. “Er lautet Eliza”,
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