Das Paradies auf Erden
besuchen. Das haben wir früher oft getan, aber seit die Kinder da sind, bleiben wir so spät lieber zu Hause. “
“Wie viele Kinder hast du?” fragte Claudia.
“Zwei”, antwortete Amy, “und im Frühling kommt das dritte.” Sie lächelte.
“Ann hat bisher nur eins. Kinder machen viel Freude und noch mehr Arbeit.”
Claudia setzte sich noch eine Weile zu ihrer Schwiegermutter, bis diese die Familie ermahnte, den Abend zu beenden.
„Vergesst nicht, die Strümpfe für die Kinder zu füllen”, sagte sie noch.
“Frühstück um acht … Kirche um halb zehn.”
“Ich gehe mit Claudia zum Mitternachtsgottesdienst”, erklärte Thomas und lächelte ihr zu.
“Dann bleibt die Hintertür offen”, entschied seine Mutter. “Maggie wird Kaffee warm stellen, und im Kühlschrank sind belegte Brote, falls ihr noch Hunger habt.”
Man sagte sich formlos Gute Nacht, und Claudia und Thomas blieben allein im Wohnzimmer zurück.
“Nun?” fragte er. “Gefällt dir meine Familie?”
Claudia seufzte glücklich. “Sogar sehr. Ich habe immer nur Mum gehabt … und Dad natürlich, aber er ist früh gestorben. Es muss wunderbar sein, eine große Familie zu haben.”
“Das stimmt. Wir sehen uns nicht oft, aber bei besonderen Anlässen kommen wir fast immer zusammen. Ann und Amy sind glücklich verheiratet, und auf James’ zukünftige Frau werden wir sicher nicht mehr lange warten müssen.”
“Fühlen sich deine Eltern hier oben nicht ziemlich einsam?”
“Nein, denn sie sind einander sehr zugetan. Mum hat außerdem den Garten, und Dad fehlt in keinem Komitee. Es gibt hier sogar eine gewisse Geselligkeit …
selbst im Winter.” Thomas sah auf die Standuhr neben dem Kamin. “Möchtest du zu Fuß zur Kirche gehen? Es dauert höchstens zehn Minuten.”
“Dann hole ich meinen Mantel. Es wird draußen kalt sein.”
Sie verließen das Haus durch eine Tür hinter der Treppe, die Claudia bisher nicht bemerkt hatte. Der Himmel war sternenklar, nur der Mond begann schon zu verblassen. Ein schmaler Weg führte zum Gartentor, durch das sie auf die Straße kamen.
“Du hast die Kirche ja schon gesehen”, meinte Thomas und nahm Claudias Arm. “Sie liegt gleich dort drüben hinter den ersten Häusern.”
Es überraschte Claudia, wie viele Menschen zu dem späten Gottesdienst gekommen waren. Thomas ging langsam durch den Mittelgang, begrüßte Bekannte, stellte Claudia vor und setzte sich dann in die vorderste Reihe, von der man den schönsten Blick auf den weihnachtlich geschmückten Altar hatte.
“Mitternacht ist vorüber”, sagte Claudia, als sie nach dem Gottesdienst langsam zurückgingen. “Jetzt ist richtig Weihnachten.”
Thomas blieb stehen. “Du hast Recht, und wir brauchen auch keinen Mistelzweig.” Er umarmte Claudia, küsste sie und ließ sie sofort wieder los.
Mehr wollte er seiner Selbstbeherrschung nicht zumuten.
Claudia gefiel der Kuss sehr. Sie hätte ihn gern erwidert, aber Thomas hatte sie losgelassen, ehe sich die Gelegenheit dazu bot. Vielleicht später …
Im Haus war es still und dunkel, als sie durch die Seitentür hereinkamen und leise in die Küche gingen. Es war eine Küche im Landhausstil, wie Claudia sie aus Little Planting kannte. Auf einem alten Schaukelstuhl lag eine große getigerte Katze, und Harvey schlief in seinem Korb am Herd.
“Maggie ist schon ewig bei uns”, erzählte Thomas, während er zwei Becher aus dem altmodischen Geschirrschrank nahm und Kaffee einschenkte. “Wir lieben sie alle, und die Kinder hängen wie Kletten an ihr, wenn sie zu Besuch kommen.
Maggie hat natürlich Hilfe im Haus, aber, die beiden Mädchen sind heute bei ihren Familien. Wir beschäftigen auch einen Gärtner, der Mum die schwere Arbeit abnimmt. Der alte Mann müsste sich längst zur Ruhe setzen, aber das kennt man hier oben nicht.”
“Würdest du lieber hier als in London wohnen?”
Thomas schüttelte den Kopf. “Hier komme ich her, aber mein jetziges Leben spielt sich in London ab. Ich habe das Glück, beides miteinander verbinden zu können. Fühlst du dich in London wohl?”
“O ja”, antwortete Claudia schnell. “Du hast ein hübsches Haus, und bis zu den Parks ist es nicht weit.”
“Ich habe Antwort von dem Makler bekommen und das Cottage in Child Okeford gekauft”, fuhr Thomas lächelnd fort. “Ich habe bis jetzt geschwiegen …
es sollte eine Weihnachtsüberraschung sein.”
“Du hast es gekauft?” jubelte Claudia. “0 Thomas, wie wunderbar! Freust du dich
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