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Das Paradies der Damen - 11

Das Paradies der Damen - 11

Titel: Das Paradies der Damen - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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Tochter seines Chefs.«
    »Sieh an«, rief Ciaire, »wäre das ein Vergnügen, ihn der wegzuholen! Den Spaß will ich mir machen!«
    Sie fuhr in diesem Ton fort, entzückt darüber, Denise empört zu sehen. Diese konnte ihr alles verzeihen, aber der Gedanke an ihre kranke Kusine, der diese Grausamkeit den Rest geben mußte, brachte sie außer sich. Eben trat eine Kundin ein, und sie übernahm, da Frau Aurélie in den Keller gegangen war, die Leitung der Abteilung. Sie rief Ciaire herbei:
    »Sie täten besser daran, sich um diese Dame zu kümmern, anstatt zu schwatzen.«
    »Ich schwatze nicht.«
    »Schweigen Sie und nehmen Sie sich sofort der Dame an.«
    Ciaire fügte sich. Wenn Denise, ohne auch nur die Stimme zu heben, ihren festen Willen zeigte, wagte keine sich zu widersetzen. Durch ihre Sanftmut hatte sie sich ein unbeschränktes Ansehen erworben.
    Einen Augenblick ging sie schweigend zwischen den ernst gewordenen Kolleginnen einher. Marguerite als einzige gab ihr recht, daß sie dem Chef Widerstand leistete. Sie erklärte, man solle lieber anständig bleiben; diese Dummheiten brächten nichts als Unannehmlichkeiten ein.
    »Sie ärgern sich?« flüsterte jetzt eine Stimme hinter Denise.
    Es war Pauline, die eben durch die Abteilung ging.
    »Ich muß wohl«, erwiderte Denise; »es ist so schwer, diese Mädchen in Zaum zu halten.«
    »Lassen Sie’s gut sein«, bemerkte Pauline achselzuckend; »Sie können uns doch alle beherrschen, wenn Sie nur wollen.«
    Sie konnte die Weigerung ihrer Freundin noch immer nicht begreifen. Sie hatte Ende August Baugé geheiratet, eine große Dummheit, wie sie lachend versicherte. Bourdoncle behandelte sie jetzt, als wäre sie für das Geschäft verloren. Sie zitterte davor, daß man sie und ihren Mann eines schönen Tages entlassen könnte, denn die Herren von der Direktion wollten von verliebten Paaren nichts wissen. Das ging so weit, daß sie tat, als kenne sie ihren Mann nicht, wenn sie ihm im Hause begegnete. Sie hatte gerade wieder einen Schrecken hinter sich: der Inspektor Jouve hatte sie beinahe dabei ertappt, wie sie mit ihrem Mann in einem Winkel geplaudert hatte.
    »Er hat mich sogar verfolgt«, fügte sie hinzu, nachdem sie Denise das Abenteuer erzählt hatte. »Sehen Sie ihn da, wie er mit seiner großen Nase hinter mir herschnüffelt?«
    In der Tat kam Jouve eben aus der Spitzenabteilung. Doch als er Denise erblickte, krümmte er den Rücken und entfernte sich mit freundlicher Miene.
    »Gerettet!« murmelte Pauline. »Sie haben ihm das Maul gestopft, Liebste. Sie werden ein gutes Wort für mich einlegen, wenn mir etwas passieren sollte, nicht wahr? Ja, ja, seien Sie nicht so erstaunt! Man weiß doch, daß Sie alles durchsetzen können.«
    Damit eilte sie in ihre Abteilung. Denise war sehr rot geworden; aber Pauline hatte die Wahrheit gesagt. An den Schmeicheleien, die sie umgaben, erkannte Denise ihre Macht. Als Frau Aurélie wieder in die Abteilung kam und unter der Obhut ihrer Stellvertreterin alles ruhig bei der Arbeit fand, lächelte sie Denise freundschaftlich zu. Sie ließ selbst Mouret im Stich und wurde täglich liebenswürdiger gegen eine Person, die eines Tages den Ehrgeiz haben konnte, nach der Stelle der Abteilungsleiterin zu trachten. Denises Herrschaft begann.
    Nur Bourdoncle wollte die Waffen nicht strecken. Der geheime Krieg, den er gegen das junge Mädchen führte, beruhte auf instinktivem Widerwillen. Er verabscheute sie wegen ihrer Sanftmut, wegen des geheimen Zaubers, den sie ausübte. Des weiteren bekämpfte er sie, weil er ihren verhängnisvollen Einfluß auf das Geschäft fürchtete, der dem Haus an dem Tag gefährlich werden konnte, an dem Mouret ihr erliegen würde. Die geschäftlichen Fähigkeiten des Chefs, dachte er, müßten unter dieser dummen Leidenschaft verkümmern; was er durch die anderen Frauen errungen hatte, würde er durch diese eine wieder verlieren. Ihn selbst ließen alle kalt, er behandelte sie mit der Verachtung eines leidenschaftslosen Mannes, dessen Beruf es war, von ihnen zu leben, und der seine letzten Illusionen eingebüßt hatte, weil er sie als Geschäftsmann in ihrem wahren Wesen erkannt hatte. Er prügelte seine Geliebten, sobald er zwischen seinen vier Wänden war. Am meisten aber beunruhigte ihn an dieser kleinen Verkäuferin, die nach und nach so mächtig geworden war, daß er an ihre Uneigennützigkeit, an die Aufrichtigkeit ihrer Weigerung nicht glauben konnte. In seinen Augen spielte sie eine Komödie, eine

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