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Das Paradies der Damen - 11

Das Paradies der Damen - 11

Titel: Das Paradies der Damen - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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gehört hatte, war sie plötzlich stehengeblieben. Sie folgte mit aufmerksamen Blicken dem schmalen Boot, das mit großer Geschwindigkeit dahinschoß. Sie suchte den jungen Mann unter den Ruderern, aber sie konnte nichts unterscheiden als die verschwommenen Umrisse zweier Frauengestalten, von denen eine am Steuer saß und einen roten Hut trug.
    Am Abend kehrten sie in das Restaurant auf der Insel zurück. Doch draußen war es zu kühl geworden, sie mußten in einem der beiden geschlossenen Säle essen. Von sechs Uhr ab herrschte schon ein großes Gedränge, die Kellner schleppten Bänke und Stühle herbei und rückten die Teller zusammen, um recht viele Leute unterbringen zu können. Die Sonne ging jetzt rasch unter, und der Wirt, auf eine so große Gesellschaft nicht vorbereitet, ließ auf jedem Tisch eine Kerze anzünden, weil er nicht genug Lampen hatte. Der Lärm wurde allmählich betäubend, man hörte Lachen und Schreien, vermischt mit dem Geklapper von Tellern und Schüsseln.
    »Sind die Leute aber lustig!« sagte Pauline und vertiefte sich in ein Fischgericht, das sie köstlich fand; dann neigte sie sich zu ihrer Begleiterin und fügte leise hinzu:
    »Haben Sie Herrn Albert da unten erkannt?«
    Es war in der Tat der junge Lhomme in Gesellschaft von drei sehr zweideutigen Frauenzimmern; die eine war ein altes Weib mit einem gelben Hut und dem Gesicht einer Kupplerin, die beiden anderen waren junge Mädchen von dreizehn bis vierzehn Jahren mit schamlosen, lasterhaften Gesichtern. Albert war schon sehr betrunken und rief, er werde dem Kellner einen Fußtritt geben, wenn er nicht sofort Likör bringe.
    »Ist das eine saubere Familie!« sagte Pauline; »die Mutter in Rambouillet, der Vater in Paris und der Sohn in Joinville; die treten sich wahrlich nicht auf die Füße.«
    In diesem Augenblick erhob sich im Nebenraum ein ungeheurer Lärm, zuerst ein Gebrüll, dann setzte es offenbar Prügel, denn man hörte das Getöse von stürzenden Bänken und Stühlen. Aus all dem Lärm tönten hier und da Schreie hervor:
    »Ins Wasser mit den Ladenschwengeln!«
    »Die Tintenkleckser ins Wasser, ins Wasser!«
    Als der Schankwirt mit seiner groben Stimme endlich den Streit beigelegt hatte, erschien plötzlich Hutin. Er hatte das große, weißgekleidete Mädchen mit dem roten Hut am Arm, das vorhin am Steuer seines Bootes gesessen hatte. Sie wurden bei ihrem Eintritt mit geräuschvollem Beifall und Händeklatschen empfangen. Er warf sich in die Brust, wiegte sich beim Gehen in den Hüften und protzte mit einem blauen Fleck im Gesicht, den ihm die Keilerei eingetragen hatte. Hinter ihm kam die ganze Mannschaft des Bootes. Man eroberte im Sturm einen Tisch, und jetzt ging der Lärm erst richtig los.
    »Offenbar haben die Studenten in Hutins Begleiterin eine Ehemalige aus dem Quartier Latin erkannt«, erklärte Bangé. »Jetzt singt sie in einem Tingeltangel am Montmartre. Ihretwegen hat es eben den Streit gegeben.«
    »Sie ist recht häßlich mit ihren strohgelben Haaren«, meinte Pauline verächtlich. »Ich weiß nicht, wo Herr Hutin seine Damen aufliest, aber es ist immer eine schmutziger als die andere.«
    Denise war blaß geworden, es durchlief sie eiskalt. Schon am Ufer der Marne hatte sie beim Anblick des vorübergleitenden Kahns ein Frösteln überlaufen; jetzt konnte sie nicht länger zweifeln: dieses Frauenzimmer verkehrte mit Hutin. Liebte sie denn den jungen Mann, daß sie darüber so bekümmert war? In ihrer schmerzlichen Verwirrung fand sie keine Antwort auf diese Frage. Mit zusammengeschnürter Kehle und zitternden Händen saß sie da und aß nicht.
    »Was haben Sie denn?« fragte ihre Freundin.
    »Nichts«, stammelte sie; »es ist hier zu warm.«
    Der Tisch, an dem Hutin mit seiner Gesellschaft saß, stand in der Nähe des ihren, und da Hutin Baugé kannte, führte er mit diesem ein lautes Gespräch, um den ganzen Saal zu unterhalten.
    »Sagen Sie mal«, rief er, »sind die Verkäufer im ›Bon-Marché‹ noch immer so tugendhaft?«
    »So schlimm ist’s auch wieder nicht«, erwiderte Baugé verlegen.
    »Lassen Sie’s gut sein. Dort nimmt man ja nur Jungfrauen, und einen Beichtvater haben sie auch angestellt!«
    Alles lachte. Liénard, der mit von der Gesellschaft Hutins war, rief aus:
    »Im ›Louvre‹ ist es anders; da ist in der Konfektionsabteilung eine Hebamme angestellt. Auf Ehrenwort!«
    Neues, verstärktes Gelächter; selbst Pauline lachte, so drollig fand sie die Sache mit der Hebamme. Aber Baugé war

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