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Das Paradies der Damen - 11

Das Paradies der Damen - 11

Titel: Das Paradies der Damen - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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verletzt durch diese Späße über seine Firma und bemerkte nun seinerseits:
    »Lassen Sie mich bloß in Ruhe mit dem ›Paradies der Damen‹! Da wird man ja wegen eines Wortes vor die Tür gesetzt! Und dazu ein Chef, der aussieht, als wollte er alle seine Kundinnen für sich allein haben!«
    Doch Hutin hörte nicht mehr auf ihn; er war etwas nähergerückt und prahlte, daß ihm die verflossene Woche hundertfünfzehn Franken eingebracht habe, während Favier nur zweiundfünfzig geschafft habe. Eine prächtige Woche war das gewesen! Dafür ließ er heute auch etwas springen und wollte nicht eher zu Bett gehen, als bis die hundertfünfzehn Franken ausgegeben waren. Dann ereiferte er sich und begann über Robineau zu schimpfen, diesen »Schwachmatikus« von einem Zweiten, der so stolz tue, daß er mit seinen Verkäufern nicht einmal über die Straße gehe. Wenn es ja noch der Abteilungsleiter gewesen wäre – aber Robineau!
    »Schweigen Sie still«, sagte Liénard. »Sie reden zu viel, mein Lieber!«
    Baugé hatte die Rechnung verlangt, weil er sah, daß Denise sich immer unbehaglicher fühlte; allein der Kellner kam und kam nicht, und sie mußte noch eine Zeitlang die Prahlereien Hutins mit anhören. Jetzt brüstete er sich, daß er weit höher stehe als Liénard; denn Liénard lebe von seinem Vater, während er die Früchte seiner eigenen Intelligenz genieße. Endlich hatte Baugé gezahlt, und die beiden Mädchen folgten ihm.
    Denise seufzte erleichtert auf. Sie schrieb ihr Unbehagen noch immer dem Mangel an frischer Luft zu. Jetzt atmete sie freier. Als sie aus dem Garten des Restaurants traten, sagte eine schüchterne Stimme im Dunkel:
    »Guten Abend, meine Damen!«
    Es war Deloche. Sie hatten ihn im ersten Saal gar nicht bemerkt, wo er gegessen hatte, nachdem er – »zu seinem Vergnügen«, wie er sagte – zu Fuß aus Paris gekommen war. Als Denise die vertraute Stimme hörte, fühlte sie in ihrem Kummer das Bedürfnis nach einer Stütze.
    »Herr Deloche, kommen Sie mit uns«, sagte sie erleichtert; »geben Sie mir Ihren Arm.«
    Pauline und Baugé gingen voraus. Sie waren erstaunt, sie hatten nicht geglaubt, daß es so kommen werde, noch dazu mit diesem Burschen! Da man indessen noch eine Stunde bis zum Abgang des nächsten Zuges warten mußte, machte man unter den großen Bäumen am Ufer entlang einen Spaziergang bis zur Inselspitze. Von Zeit zu Zeit wandten Pauline und Baugé sich um und sagten:
    »Wo bleiben sie denn?… Ach, da sind sie ja!… Sehr merkwürdig!«
    Denise und Deloche waren zuerst schweigend nebeneinander hergegangen. Zu ihrer Rechten floß die Marne dahin, deren Wasserfläche im Dunkel zuweilen wie ein Spiegel schimmerte. Der Wind hatte sich gelegt; sie hörten nichts mehr als das Rauschen des Flusses.
    »Ich freue mich so, daß ich Sie getroffen habe«, stammelte endlich Deloche. »Sie wissen nicht, wie glücklich Sie mich damit machen, daß Sie mit mir Spazierengehen.«
    Nach einigen verlegenen Worten wagte er – durch das Dunkel ermutigt – das Geständnis, daß er sie liebe. Er hatte es ihr schon längst schreiben wollen; sie hätte es aber vielleicht niemals erfahren ohne die schöne, mitschuldige Nacht, ohne diesen sanft murmelnden Fluß, ohne diese Bäume, die ihr Laubwerk wie schützende Fittiche über sie breiteten. Doch sie antwortete nicht, sie ging mit leicht schwankenden Schritten an seiner Seite einher. Er suchte ihr ins Gesicht zu blicken, als er sie plötzlich schluchzen hörte.
    »Mein Gott«, sagte er, »Sie weinen? Fräulein Denise, Sie weinen? Habe ich Sie gekränkt?«
    »Nein«, erwiderte sie.
    Sie bemühte sich, ihre Tränen zurückzuhalten, vermochte es aber nicht. Schon bei Tisch hatte sie gelaubt, ihr Herz müsse brechen. Jetzt, im abendlichen Dunkel, überließ sie sich ihrem Schmerz; das Schluchzen erstickte sie fast, als sie daran dachte, wie widerstandslos sie wäre, wenn Hutin hier an Deloches Stelle neben ihr ginge und ihr so zärtliche Geständnisse machte. Dieses Bekenntnis, das sie sich endlich ablegte, versetzte sie in höchste Verlegenheit. Eine tiefe Schamröte stieg ihr ins Gesicht, als wäre sie diesem andern, der öffentlich mit seinen Dirnen erschien und Staat machte, bereits in die Arme gesunken.
    »Ich wollte Sie nicht beleidigen«, beteuerte Deloche mit flehender Stimme.
    »Ich bin Ihnen nicht böse«, sagte sie endlich, »aber ich bitte Sie, sprechen Sie mit mir nicht so wie eben … Was Sie verlangen, ist unmöglich. Sie sind ein guter Junge;

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