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Das Paradies der Damen - 11

Das Paradies der Damen - 11

Titel: Das Paradies der Damen - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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etwas gekauft, während sie sich jetzt zuweilen verlocken lasse. In der Tat gab sie von fünf Artikeln, die sie erstanden hatte, vier zurück; sie war schon in allen Abteilungen dafür bekannt.
    Während sie sprach, ließ sie die Türen des Saales nicht aus den Augen und atmete auf, als Frau Bourdelais sich zu ihren Kindern umwandte, um ihnen die Bilder zu erklären. Fast im gleichen Augenblick traten Herr von Boves und Paul von Vallagnosc ein. Der Graf, der tat, als wollte er dem jungen Mann die neuen Geschäftsräume zeigen, tauschte mit Frau Guibal rasch einen Blick aus. Dann versenkte sich diese wieder in ihre Lektüre, als hätte sie ihn gar nicht bemerkt.
    »Schau an – Paul!« sagte plötzlich eine Stimme hinter den Herren.
    Es war Mouret, der die Runde durch die verschiedenen Abteilungen machte. Sie schüttelten sich die Hände, und Mouret fragte den Grafen:
    »Hat Frau von Boves uns die Ehre erwiesen zu kommen?«
    »Mein Gott, nein«, erwiderte der Graf. »Sie bedauert sehr. Sie ist unwohl, aber es ist gottlob nichts Bedenkliches.«
    Jetzt tat er, als hätte er plötzlich die Anwesenheit Frau Guibals bemerkt; er trat auf sie zu, während die anderen Herren sich damit begnügten, sie aus der Ferne zu grüßen. Auch sie spielte die Überraschte. Paul lächelte, er begriff endlich und erzählte Mouret leise, wie der Graf, mit dem er in der Rue Richelieu zusammengetroffen sei, sich erst bemüht habe, ihm wieder zu entkommen, und endlich wohl beschlossen habe, ihn zum »Paradies der Damen« mitzunehmen unter dem Vorwand, daß man das absolut sehen müsse.
    Seit einem Jahr holte die Dame aus dem Grafen an Geld und Vergnügen heraus, soviel sie nur konnte. Dabei war sie so vorsichtig, ihm niemals zu schreiben; sie gab ihm nur ein Stelldichein an öffentlichen Plätzen: in Kirchen, Museen, Warenhäusern, und da verständigten sie sich.
    »Ich glaube, daß sie bei jeder Zusammenkunft das Hotel wechseln«, flüsterte der junge Mann. »Kürzlich befand er sich auf einer großen Inspektionsreise. Jeden zweiten Tag erhielt seine Frau einen Brief von ihm: aus Blois, aus Libourne, aus Tarbes; und doch bin ich sicher, daß ich ihn in einem Hotel in Batignolles habe verschwinden sehen. Aber schau ihn dir nur an: wie untadelig er da vor ihr steht in der vornehmen Haltung eines hohen Beamten. Das ist Altfrankreich, mein Lieber, Altfrankreich!«
    »Und was macht deine Heirat?«
    Ohne den Grafen aus den Augen zu lassen, erwiderte Paul, sie warteten noch immer auf den Tod der alten Tante. Dann sagte er triumphierend:
    »Hast du gesehen? Er hat sich heruntergebeugt und ihr eine Adresse zugesteckt; und sie hat sie mit der ehrbarsten Miene der Welt entgegengenommen … Schöne Dinge spielen sich ab bei dir!«
    »Oh«, meinte Mouret lächelnd, »die Damen sind hier nicht bei mir, sie sind hier absolut zu Hause.«
    Er scherzte weiter. Die Liebe bringe Glück ins Haus, wie die Schwalben, sagte er. Er kannte sie sehr gut, die Mädchen und Frauen, die den ganzen Tag durch die Abteilungen liefen und auf einen Freund warteten; aber wenn sie auch nichts kauften, so vermehrten sie doch das Getriebe und brachten Leben in die Räume.
    Unter solchen Gesprächen zog er seinen Freund mit sich fort und stellte sich mit ihm am Eingang des Lesesaals auf. In dem weiten Raum hörte man nichts als das Rascheln der Zeitungen und das Gekritzel der Federn. Ein alter Herr war über seiner Lektüre eingeschlafen. Herr von Boves betrachtete aufmerksam die Gemälde an der Wand, augenscheinlich in der Absicht, seinen künftigen Schwiegersohn im Gewühl der Menge zu verlieren. Nur Frau Bourdelais unterhielt sich laut und ungeniert mit ihren Kindern.
    »Du siehst, sie sind hier zu Hause«, wiederholte Mouret.
    Im Erdgeschoß hatte sich mittlerweile auch Frau Desforges eingefunden. Obgleich sie die Neueinrichtung schon kannte, blieb sie einen Augenblick stehen, wie gebannt durch das rührige Leben, das hier herrschte. Rings um sie her wogte die Menge, es war ein ständiges Kommen und Gehen inmitten der gleißenden Vielfalt der Waren.
    »Wünschen gnädige Frau billige Strumpfbänder?« fragte ein Verkäufer. »Reine Seide, neunundzwanzig Sous.«
    Sie würdigte ihn keiner Antwort und suchte sich zurechtzufinden. Die Kasse des jungen Lhomme befand sich links. Er kannte sie und erlaubte sich, sie mit einem Lächeln zu begrüßen. Er versank geradezu in der Flut von Kassenzetteln, während hinter ihm der Laufbursche Joseph mit dem Einpacken der Waren kaum fertig

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