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Das Paradies ist anderswo

Das Paradies ist anderswo

Titel: Das Paradies ist anderswo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Vargas Llosa
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als der Raub, als die unbillige, brutale Art, in der er sich Aline genähert hatte, war sein Motiv, waren die Gründe, die diesen menschlichen Unrat bewegten, sie zu entführen. Habgier! Geld! Die Hoffnung auf ein Lösegeld aus dem imaginären Gold Perus! Woher hatte dieser Abschaum, dieser Hungerleider von deinem Großvater das Gerücht, den Mythos, daß die Frau, die ihn verlassen hatte, in den Reichtümern der Familie Tristán aus Arequipa schwamm, seitdem sie aus Peru zurückgekehrt war? Er hatte Aline nicht aus väterlicher Liebe oder aus dem verletzten Stolz des verlassenen Ehemannes geraubt. Sondern um die Großmutter Flora zu erpressen und sie um phantastische Reichtümer zu erleichtern, die sie angeblich aus Südamerika mitgebracht hatte. »Bei manchen Menschen hat die Gemeinheit, die Niedertracht keine Grenzen«, empörte sich Gustave Arosa. In der Tat, André Chazals Verhalten ließ an die schlimmsten Exemplare der Tierwelt denken: an Raben, Geier, Schakale, Schlangen. Doch der Schurke hatte die Gesetze auf seiner Seite; eine Frau, die ihr Heim verließ, war für die bigotte Moral unter Louis-Philippe ebenso ehrlos wie eine Hure und besaß weniger Rechte als diese, sich auf das Gesetz zu berufen.
    Wie gut hatte Madame-la-Colère sich bei dieser Gelegenheit geschlagen, nicht wahr, Paul? Da konntest du plötzlich eine grenzenlose Bewunderung, eine tiefe Solidarität mit dieser Großmutter empfinden, die vier Jahre vor deiner Geburt gestorben war. Sie war bestimmt gebrochen, am Boden zerstört durch die Entführung ihrer Tochter. Aber sie verlor ihre Geistesgegenwart nicht. Einen Monatlang betrieb sie mit Hilfe ihrer mütterlichen Verwandten, der Familie Laisney (vor allem ihres Onkels, des Kommandanten Laisney), ein Treffen mit ihrem Ehemann. Denn der Entführer Alines war vor dem Gesetz noch immer ihr Ehemann. Das Treffen fand in Versailles statt, vier Wochen nach dem Raub, im Haus des Kommandanten. Du konntest dir die Szene sehr gut vorstellen; einmal hattest du sogar ein paar Skizzen dazu aufs Papier geworfen. Die kalte Unterredung, die Vorwürfe, die Schreie. Und plötzlich die fabelhafte Großmutter, die Chazal eine Blumenvase – einen Topf, einen Stuhl? – auf dem Kopf zertrümmerte, die Verwirrung ausnutzte, nach Alines Hand griff und mit ihr hinaus auf die leeren, nassen Straßen von Versailles stürmte. Ein von der Vorsehung gesandter Regen erleichterte ihre Flucht. Was hattest du für eine Großmutter, Koke!
    Was nach dieser grandiosen Rettungsaktion geschah, verdichtete und wiederholte sich in Pauls Erinnerung wie in einem bösen Traum. Von der Justiz verfolgt, wanderte die Großmutter Flora von Revier zu Revier, von Staatsanwalt zu Staatsanwalt, von Gericht zu Gericht. Da Skandale den Anwälten immer Ansehen bringen, übernahm Jules Favre, ein junger, ehrgeiziger und niederträchtiger Winkeladvokat, der später eine politische Karriere machen sollte, im Namen der Ordnung, der christlichen Familie und der Moral die Verteidigung André Chazals und tat alles, um die unwürdige Mutter, die untreue Ehefrau, die ihr Heim verlassen hatte, moralisch zu disqualifizieren. Und das Mädchen? Was war mit deiner Mutter während dieser Zeit? Sie war von den Richtern in ein Waisenhaus gesteckt worden, wo Chazal und Flora sie jeweils getrennt nur einmal im Monat besuchen durften.
    Am 28. Juli 1836 wurde Aline zum zweiten Mal entführt. Ihr Vater holte sie mit Gewalt aus dem von Mlle Durocher geführten Internat in der Rue d’Assas Nummer 5 und sperrte sie heimlich in ein elendes Pensionat in der Rue du Paradis-Poissonnière. »Kannst du dir vorstellen, inwelchem seelischen Zustand das Mädchen durch diese schrecklichen Erlebnisse war?« sagte Gustave Arosa. Nach sieben Wochen floh Aline aus diesem Gefängnis, indem sie sich aus einem Fenster abseilte, und es gelang ihr, zur Großmutter Flora zu finden, die bereits in der Rue du Bac wohnte. Das Mädchen konnte zwei Monate lang das mütterliche Zuhause genießen.
    Denn Chazal erwirkte mit Hilfe des Advokaten Jules Favre, daß Justiz und Polizei sich im Namen der väterlichen Gewalt auf die Jagd nach dem Mädchen machten. Am 20. November 1836 wurde Aline zum dritten Mal geraubt, dieses Mal von einem Kommissar, vor der Tür ihres Hauses, und ihrem Vater übergeben. Gleichzeitig teilten der Königliche Prokurator und der Richter der Großmutter Flora mit, daß jeder Versuch, Aline ihrem Erzeuger zu entreißen, für sie Gefängnis bedeuten würde.
    Jetzt begann der

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