Das Paradies ist woanders! (German Edition)
mit dem Kinn zum Tisch, dorthin, wo sich die Akte befindet, die er soeben gelesen hat.
„Er ist ziemlich jung für diesen Job, Miles, gerade mal sechzehn. Fast noch ein Junge. Und ohne weitere Vorstrafen. Ich hoffe, er weiß, auf was er sich da einlässt.“
Der Chefinspektor sieht den Soldaten kurz an, dann nickt er.
„Er weiß es, Carlos, da bin ich mir sicher. Er ist ziemlich clever, und er wird in zwei Monaten siebzehn. Er hat viel zu verlieren, er wird seine Sache ordentlich machen.“
Der Soldat nickt kurz, er scheint noch nicht restlos überzeugt.
„Es wäre gut, wenn ich ihn mir einmal ansehen könnte. Einige Dinge möchte ich vorab klären, damit wir uns ganz sicher sein können. Wenn das der Fall ist, können wir ihn noch heute mitnehmen. Wir haben einen Platz, an dem er nützlich sein könnte. Alles was es dazu zu sagen gibt, und vor allem alles, was der Junge wissen darf und soll, besprechen wir mit ihm gemeinsam.
Dann müssen wir die Dinge nicht zu oft wiederholen. Dieses viele Geschwätz raubt mir nämlich den letzten Nerv!“
„Habe mir schon gedacht, dass du direkt aus Washington kommst, Carlos. Und, waren die Gespräche mit dem Justizminister erfolgreich? Mir gehen diese endlosen Meetings auch auf die Nerven, bin eher dafür, etwas zu tun. Also los dann, gehen wir einen Stock höher, der Junge wird dorthin gebracht.“
Die beiden Soldaten können sich bei dieser Bemerkung des Chefinspektors ein Lächeln nicht verkneifen. In ihren Ansichten über die Politiker, liegen sie nicht besonders weit auseinander. Leider ist man auf diese angewiesen.
Elf Uhr
Joshua wird wieder in das Vernehmungszimmer gebracht. Dort erwarten ihn diesmal vier Personen. Außer dem Chefinspektor und seinem Assistenten Watkins, befinden sich dort jetzt zwei weitere Männer, die er noch nie zuvor gesehen hat.
Beide tragen Tarnanzüge der Armee, schwarze Militärstiefel, einen ebensolchen Ledergürtel mit ihren Dienstpistolen und einem Schlagstock daran, dunkelblaue Baretts.
Keinerlei Rangabzeichen, oder die sonst üblichen Namensschilder, sind zu erkennen. Der ältere der Beiden mustert ihn aufmerksam, beobachtet jede seiner Bewegungen. Joshua wird ein wenig unsicher. Was bedeutet das alles?
Dann tritt der Soldat einen Schritt nach vorne und spricht ihn an.
„Du bist Joshua? Setz dich bitte, wir müssen uns ein wenig unterhalten. Möchtest du etwas trinken?“
Er tut, was der Mann ihm sagt, dann antwortet er ihm ohne zu zögern, ebenfalls auf Spanisch, denn auch der Soldat hat ihn so angesprochen.
„Si, senor, por favor.“
Der Soldat gibt seinem Begleiter einen kurzen Wink, und dieser stellt eine Dose eiskalte Cola vor ihm auf den Tisch. Ohne ihm allzu lange Zeit zu lassen, fährt der Soldat anschließend fort.
„Ich weiß, wie du heißt, und auch, was man dir vorwirft. Ich habe es aus den Akten entnommen, die mir der Chefinspektor gegeben hat. Wer ich bin, spielt für dich keine Rolle, du kannst mich Carlos nennen, das soll genügen. Mein Begleiter ist Rico, für dich. Wir sind gekommen, um dich dorthin zu bringen, wo du für uns eine Aufgabe erfüllen wirst. Solange du das tust, bist auch du jemand anderes. Nicht mehr Joshua Fernandez, sondern José. Ist das klar?
Deinen echten Namen darfst du niemals preisgeben, ... du weißt nicht, wem du trauen kannst. Eigentlich kannst du niemandem trauen, außer Miles, Watkins, Rico und mir. Und den Personen, die wir zu dir schicken. Hast du das verstanden?“
Carlos sieht ihn dabei ernst an, beobachtet genau, wie Joshua reagiert. Er erwartet eine Antwort von mir , das ist Joshua bewusst. Der Soldat hat all das in einem ziemlich schnellen Spanisch erklärt, ich muss mich sehr konzentrieren, um ihm folgen zu können, ... aber ich glaube, dass ich alles richtig verstanden habe.
Also antwortet er Carlos nun, ebenfalls auf Spanisch. Es ist eine Art Prüfung für mich, soviel ist sicher .... Der Soldat möchte genau wissen, ob ich die Sprache gut genug beherrsche, um als mexikanischer Jugendlicher durchzugehen. Klar, keiner der anderen Sträflinge darf mich verdächtigen, ein Spion zu sein ... Das wäre lebensgefährlich ... Als ihm das durch den Kopf geht, muss er schwer schlucken. Verdammt, worauf lasse ich mich da nur gerade ein?
„Ich habe alles verstanden, aber wie erkenne ich denjenigen, den man zu mir schickt? Wie werde ich die Informationen weitergeben? Soviel ich weiß, ist es auch in den Gefängnissen nicht sicher, jeder kann dort ebenfalls
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