Das Paradies ist woanders! (German Edition)
Watkins.
„Guten Morgen, mein Junge, hast du gut geschlafen?“
Mit einem Lächeln auf dem Gesicht sieht der Inspektor Joshua an.
„Ich denke, wir brauchen alle erst einmal einen starken Kaffee. Watkins, wären Sie so nett?“
Der Assistent nickt kurz und macht sich sofort auf den Weg, das Gewünschte zu besorgen. Nur wenige Minuten später stehen drei dampfende Becher auf dem Tisch, sie können beginnen.
„Wie ich mir denken kann, hast du nicht so besonders viel geschlafen, heute Nacht, aber das ist unter diesen Umständen normal, mein Junge. Wenn es dich tröstet, auch ich habe wenig Schlaf bekommen. Musste noch mit Mexiko telefonieren, um genauere Informationen zu erhalten. Doch dazu später, erst einmal muss ich wissen, was du tun wirst. Willst du unser Angebot annehmen, oder soll ich deine Unterlagen an die Staatsanwaltschaft weiterleiten, damit man das Verfahren gegen dich eröffnet? Jetzt gilt es, Joshua, also?“
Der Chefinspektor setzt sich nun auf seinen Stuhl und blickt ihn erwartungsvoll an. Joshua schluckt einmal schwer.
In der Tat hat er fast gar nicht geschlafen, von einigen Minuten abgesehen, als ihm vor Erschöpfung die Augen zugefallen sind. Die Entscheidung, die ich treffen muss, macht mir Angst. Es ist eine erschreckende Vorstellung, sich in ein mexikanisches Gefängnis zu begeben und die Angehörigen der dortigen Drogenkartelle auszuspionieren. Und ich weiß nicht, ob ich die nötigen Nerven dazu habe ... Man muss schon ziemlich cool sein, um so etwas durchzustehen. Bin ich das wirklich? Andererseits bedeutet es aber, einem Strafprozess zu entgegen, in dessen Verlauf man mich sehr wahrscheinlich zu mehreren Jahren Haft verurteilen wird . So nickt er schließlich einmal kurz, bevor er dem Inspektor antwortet.
„Ich werde Ihr Angebot annehmen, denn ich weiß nicht, wie ich anders weiterleben könnte. Ich habe wirklich nichts getan, Sir, aber ich kann es vor Gericht nicht beweisen.
Vielleicht glauben wenigstens Sie mir, wenn ich Ihnen versichere, dass man mir das Zeug untergeschoben hat, dass ich niemals freiwillig so etwas nehmen würde. Alles andere, was dann passiert ist, war unter dem Einfluss dieser Drogen. Ich war nicht mehr bei mir, als ich das getan habe ... , haben soll ... , denn ich erinnere mich ja nicht einmal daran! Und ich habe ganz sicher nicht die Autoschlüssel geklaut, sondern sie von Ringo bekommen. Aber leider wird mir all das keiner abnehmen. Ich schäme mich sehr, dass ich so naiv war und nichts gemerkt habe, aber ich kann es nicht ungeschehen machen ...“
Der Chefinspektor nickt daraufhin. Was der Junge sagt, klingt glaubwürdig, und ich habe fast ein schlechtes Gewissen dabei, ihn zu diesem Handel zu zwingen . Aber er ist realistisch genug zu erkennen, dass es wohl keinen anderen Weg für Joshua gibt.
Neun Uhr
Der Soldat sieht gut aus. Er ist etwa Anfang vierzig, einssechsundachtzig groß, schlank und dabei trotzdem muskulös. Seine schwarzen, kurzen Haare sind ordentlich frisiert, einige graue Strähnen finden sich bereits darin. Der Tarnanzug, den er trägt, kleidet ihn gut, seine Füße stecken in den typischen, schwarzen Militärstiefeln, am Gürtel befindet sich seine Dienstwaffe und ein Schlagstock. Rangabzeichen und ein Namensschild sucht man vergeblich. Er hat sein dunkelblaues Barett auf den Tisch gelegt und studiert eingehend die dicke Akte, welche vor ihm auf dem Tisch liegt. Sorgfältig liest er Seite um Seite, blättert manchmal zurück, wenn er etwas noch einmal vergleichen muss. Auch sein Begleiter ist hochgewachsen und schlank, etwa zehn Jahre jünger, ebenso gekleidet. Er steht abwartend in der Ecke des Raumes und beobachtet seinen Capitan dabei, als dieser sich sorgfältig mit dem umfangreichen Schriftstück befasst.
Endlich geht die Tür auf und der Chefinspektor kommt herein. Er geht auf den Soldaten zu und begrüßt ihn herzlich.
Sie kennen sich bereits seit Jahren, von vielen früheren, gemeinsamen Aufträgen. Sie wissen, dass sie einander vertrauen können. Dann begrüßt er den anderen Soldaten ebenfalls mit einem kurzen Händedruck, bevor er sich erneut dem Capitan zuwendet.
„Carlos, ich freue mich, dich wiederzusehen. Wie geht es dir, der Familie?“
„Danke, gut, Miles, ich hoffe, es geht dir ebenfalls gut. Was machen die Kinder?“
Nach dem ersten Austausch von Höflichkeiten kommen die Männer rasch zur Sache. „Carlos“, dessen wirklicher Namen selbst Chefinspektor Miles nicht bekannt ist, deutet
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