Das Paradies liegt in Afrika
murmelte sie. »Sonst ist Hopeland in Gefahr.«
7
N iemanden lieà das Geschehen unberührt. Charlotte, die ihr Herz für Peter Dielburg entdeckt hatte und glücklich war, dass der sympathische Jurist ebenso empfand, versuchte, ihre eigenen Interessen zurückzustellen. So wie alle anderen auf Hopeland tat sie alles, um bei der Bekämpfung der Reblausplage zu helfen.
So wie sie tat auch Victor, was immer in seiner Macht stand. Konnte er auch nicht im Weinberg helfen, so kümmerte er sich um die Versorgung der Arbeiter, fuhr Verpflegung zu den abgelegenen Hügeln und versuchte, alles über diese Plage und ihre Bekämpfung herauszufinden. Aber es schien wirklich so, als gäbe es kein Mittel gegen die kleinen Tiere, die so groÃen Schaden anrichteten. Nur die Weingärten, die auf Sandböden angelegt waren, wurden verschont. Hier schienen sich die Läuse nicht halten zu können.
»Es gibt in Frankreich Versuche mit Rebstöcken aus Amerika«, sagte er nach zehn Tagen, als er abends mit Karoline und David zusammensaÃ. »Man sagt, da gäbe es reblaustolerante Reben â die kann man als sogenannte Unterlagsreben nehmen. Sie werden dann mit Edelreisern bepfropft und â¦Â«
»Ja, so könnte der verheerende Kreislauf unterbrochen werden! Das ist einleuchtend!« David beugte sich erregt vor. »Woher hast du die Information?«
»Aus einer Zeitschrift.« Victor lehnte sich in seinem Sessel zurück und steckte sich ein Zigarillo an. »Sie wird in Kalifornien herausgegeben, es war Zufall, dass ich auf den Artikel gestoÃen bin.«
»Aber es könnte unsere Rettung sein, nicht wahr?«, fragte Karoline. Sie war in diesen wenigen Tagen gealtert, Falten, die bisher nicht da gewesen waren, lagen um ihren schönen Mund.
»Vielleicht.« Victor nahm einen letzten Zug, dann stand er mühsam auf. »Bewiesen ist noch gar nichts, man hat wohl auch noch keine Versuche gestartet. Der Artikel liegt auf deinem Schreibtisch, Mutter. Gute Nacht.«
»Gute Nacht.« Karoline sah ihrem Sohn nach, wie er ins Haus ging. »Wenn es wirklich stimmt, was er gelesen hat â¦Â«
»Es wäre ein Hoffnungsschimmer.« David Bernhard erhob sich. Er war müde, seit dem ersten Sonnenstrahl war er auf den Beinen. »Wir sollten zu Bett gehen. Morgen werden wir die letzten Reben verbrennen.«
Drei Feuer gleichzeitig wurden entzündet, die Arbeiter warfen Tausende Rebstöcke ins Feuer. Hell loderten die Flammen auf, knisternd verbrannten die Reben, die noch vor Wochen den Reichtum von Hopeland dargestellt hatten.
David Bernhard ritt von einer Feuerstelle zur anderen und kontrollierte, ob die Männer auch sorgfältig arbeiteten und kein Wurzelstock vergessen wurde.
Inzwischen war klar, dass es im Umkreis kein Weingut gab, das verschont worden war. Es war eine Katastrophe, deren Ausmaà man noch nicht vorhersehen konnte.
»Wir werden, wenn nicht ein Wunder geschieht, noch einmal ganz von vorn anfangen müssen«, sagte Karoline mit Tränen in den Augen, als sie die gerodeten Hänge sah. »Ich weià nicht, ob ich das schaffe.«
Charlotte legte ihr den Arm um die Schultern. »Du schaffst es, Mama, da bin ich sicher. Du bist so stark, so tapfer ⦠du wirst auch diesen Schicksalsschlag überwinden.«
So, wie sie es versprochen hatte, half Charlotte auch an diesem Tag, so gut sie es vermochte. Sie war gerade auf dem Weg zu einem der Hänge, um den Männern Proviant zu bringen, als sie drei kleine Buben bemerkte, die Pechfackeln in Händen hielten.
»Hallo, ihr da!« Sie lenkte den leichten Landauer auf die drei kleinen Schwarzen zu, doch die rannten laut kreischend davon, die lodernden Fackeln immer noch in Händen.
Charlotte sah ihnen nach, bis sie hinter einer Baumgruppe verschwunden waren. Hoffentlich machen die drei keinen Unsinn, schoss es ihr durch den Kopf.
Ein paar hundert Yards hinter dem kleinen Eichenhain befand sich eine der groÃen Feuerstellen. Weithin sichtbar loderte das Feuer, Rauch erfüllte die Luft, das Kutschpferd wieherte angstvoll und war nur mit Mühe zum Weitergehen zu bewegen.
In gebührender Entfernung hielt Charlotte den Wagen an und sprang vom Kutschbock. Sie sah sich nach David Bernhard um, der auf seinem Apfelschimmel gut auszumachen war.
Als sie ihn entdeckte, winkte sie ihm zu. »Wollt ihr jetzt eine Pause machen?«, fragte sie. »Die
Weitere Kostenlose Bücher