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Das Paradies liegt in Afrika

Das Paradies liegt in Afrika

Titel: Das Paradies liegt in Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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Zitronenlimonade und das Wasser sind noch kühl. Eine Erfrischung tut sicher allen gut.«
    David nickte und rief seinen Leuten einen knappen Befehl zu. Alle Männer, die jetzt auf den leichten Landauer zukamen, wirkten müde und erschöpft. Gesichter und Kleidung waren rußig. Dankbar nahmen sie die kühlen Getränke und die Sandwiches, die Charlotte vorbereitet hatte, entgegen.
    Â»Noch drei Tage, dann ist es geschafft«, sagte David und lehnte sich müde gegen eins der Wagenräder. »Wir können nur hoffen, dass wir dann alle Hänge gesäubert haben. Kimani ist drüben am östlichen Hang.«
    Â»Ich weiß. Victor ist dorthin unterwegs.« Sie legte David die Hand auf den Arm. »Mach für heute Schluss hier«, bat sie, »und komm mit mir aufs Gut zurück. Mutter braucht dich. Sie ist verzweifelt und glaubt nicht mehr an einen Neuanfang.«
    David schüttelte den Kopf. »Ich muss hier nach dem Rechten …« Er hatte noch nicht ausgesprochen, als einer der Männer einen lauten Schrei ausstieß und aufsprang. »Nicht, Tiago! Amaru – kommt da weg!« Er rannte auf das lodernde Feuer zu. Zwei der etwa siebenjährigen Jungen, die Charlotte eben getroffen hatte, versuchten, ihre Pechfackeln ins Feuer zu werfen. Viel zu nah kamen die kleinen Gestalten an die brennenden Reben heran.
    Noch ehe der Gutsarbeiter den kleinen Tiago erreicht hatte, stob ein dichter Funkenregen auf die beiden zu. Tiago, voller Panik, versuchte fortzurennen, doch er stolperte über einige Äste und fiel zu Boden. Sein Schrei mischte sich mit dem des Mannes, der verzweifelt versuchte, den Jungen aufzuheben.
    Â»Das ist sein Sohn«, sagte einer der schwarzen Arbeiter, und seine Stimme klang hohl vor Entsetzen.
    Ein Fuß des Jungen hatte sich im Geäst verkantet, es war nicht möglich, ihn einfach aufzuheben und davonzutragen. In die Schmerzensschreie des Jungen mischten sich die Hilferufe des verzweifelten Vaters.
    David Bernhard sprang auf und rannte zur Unglücksstelle. Ein zweiter Mann folgte. Rasch griff er sich den kleinen Amaru, der wie erstarrt dastand und zusah, wie das Hemd seines Freundes Feuer fing, und brachte den Jungen in Sicherheit. David Bernhard zog sich den Hut so tief wie möglich ins Gesicht, um sich vor den Feuerzungen zu schützen. Er zog die glühenden Scheite zur Seite und half dem Arbeiter, Tiago vom Boden hochzuheben. Gemeinsam gelang es ihnen nach einigen Sekunden, das Kind, das laut schrie vor Schmerzen, zu befreien. Tiagos Hemd hatte Feuer gefangen, mit bloßen Händen hatte sein Vater die Flammen erstickt.
    Charlotte stand wie erstarrt und sah der gespenstischen Szene zu. Erst als die Männer mit Tiago auf die Kutsche zurannten, kam wieder Leben in sie. Ohne zu zögern, riss sie sich die Bluse vom Körper, übergoss sie mit Wasser und wickelte den Jungen in das feuchte Leinen. Dass sie nur noch ein dünnes Unterkleid anhatte, störte in diesem Moment nicht.
    Â»Er muss zum Arzt.« David, mit rußgeschwärztem Gesicht, sank zu Boden. »Victor … wo ist er?«
    Â»Bei der Feuerstelle Richtung Summerset «, erwiderte einer der Männer. Er strich sich über das rußgeschwärzte Gesicht und atmete mühsam.
    Â»Holt ihn her. Nehmt mein Pferd …« David hustete, der beißende Rauch war in seine Lungen gedrungen und nahm ihm den Atem.
    Der Apfelschimmel, sonst nur von David zu reiten, ließ es in dieser Situation tatsächlich zu, dass ein junger Arbeiter in den Sattel sprang und in die östliche Richtung davongaloppierte. Spürte das Tier die Not, in der die Menschen waren? Das große Pferd raste dahin, und es dauerte nicht lange, dann sah Marlo, der junge Arbeiter, Victors Kutsche auf sich zukommen.
    Â»Mister Ruhland! Doktor! Hilfe!« Er winkte aufgeregt, und kaum war Victor in der Nähe, rief er ihm zu, was geschehen war.
    Einen Herzschlag lang zögerte Victor. »Nein!«, wollte er zurückschreien, »ich will nicht mehr Arzt sein. Ich kann nicht!« Doch nichts dergleichen tat er, sondern gab dem Kutschpferd die Peitsche und fuhr, so rasch es möglich war, zum Unglücksort.
    8
    F ast ein Jahr war vergangen. Die Rebhügel waren gesäubert und die Hälfte von ihnen bereits neu bepflanzt. Es war ein hartes Jahr für die Bewohner von Hopeland gewesen. In manchen Nächten hatte Karoline Ruhland in ihrem Arbeitszimmer gesessen und über

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