Das Paradies liegt in Afrika
zur Schule â es war schon ein groÃes Entgegenkommen der Lehrer, dass wir sie für ein paar Wochen vom Unterricht befreien konnten, denn sonst hätten wir die lange Reise gar nicht antreten können.« Charlotte griff nach der Hand ihrer Mutter. »Ich bin so froh, dass es euch gutgeht! Hoffentlich kommt es nicht zu ernsthaften Auseinandersetzungen zwischen den Buren und den Engländern. Peter hat da groÃe Sorge. Er sagt, die Diplomaten einiger Länder versuchen, den Konflikt zu bereinigen, doch er fürchtet, dass das nicht gelingen wird.«
»Da bin ich seiner Meinung.« Karolines Miene verdüsterte sich. »Die Engländer versuchen alles, um an die wertvollen Bodenschätze im Transvaal und am Oranje zu gelangen. Und deshalb werden sie immer weiter mit ihren Truppen in diese Gebiete vorrücken.«
»Und das wird sich Paul Kruger nicht gefallen lassen. Er hat es schon einmal geschafft, die Invasoren zu vertreiben. Dazu hat ihm sogar Kaiser Wilhelm aus Deutschland gratuliert.«
»Was ihm von den Engländern verübelt wurde.« Karoline zuckte mit den Schultern. »Ich war kürzlich beim Gouverneur eingeladen, da war diese Depesche natürlich ein groÃes Thema. Obwohl ⦠ich kann die Menschen verstehen, die hier einst alles aufgebaut haben, doch nach und nach aus ihrer Heimat verdrängt wurden. Die Farmer sind immer weiter nach Nordosten ausgewichen.«
Charlotte ging darauf nicht ein. Etwas anderes interessierte sie mehr. »Und â David? War er nicht eingeladen?«, fragte sie.
Karoline lächelte bitter. »Man wagt es nicht, ihn zu schneiden. Aber wir haben für uns beschlossen, dass er mich nicht immer begleitet. So gehen wir Konflikten aus dem Weg.« Sie straffte sich. »Es gibt allerdings einige Leute in Kapstadt, mit denen ich nicht mehr verkehre â und mit denen ich auch keine Geschäfte mehr machen werde. Ihr Verhalten nach unserer Hochzeit war zu beleidigend. Ich hasse Intoleranz, vor allem, wenn sie mit Dummheit und Arroganz gepaart ist.« Sie blies sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Zum Glück sind wir in einer Position, dass wir uns das leisten können.«
»Du opferst viel für deine Liebe.«
Karoline nickte. »David ist der beste Mann, den ich mir wünschen kann. Und es ist völlig egal, ob er dunklere Haut hat als ich. Sein Charakter ist lauter, er ist liebenswert und klug, nur das zählt für mich.«
»Ich stimme dir voll und ganz zu. Hoffen wir, dass diese albernen Vorurteile eines Tages bedeutungslos werden.« Charlotte griff nach einem Glas Wein und hielt es ins Licht. »Der Chardonnay ist und bleibt mein Lieblingswein«, sagte sie ablenkend, ehe sie genussvoll einen Schluck trank.
»Ich mag ihn auch. Aber ich trinke abends auch gern ein Glas Merlot. Er ist kraftvoll, aber auch im Abgang samtig weich, man schmeckt die SüÃe der Beeren heraus.«
»Damit habt ihr auch wirklich einen Spitzenwein kreiert. Kein Wunder, dass du so erfolgreich bist.« Charlotte sah sinnend hinüber zu den Rebhängen, die in hellem Grün leuchteten. »Die Arbeit auf dem Gut macht dir immer noch Freude, Mutter, nicht wahr?«
» Hopeland ist mein Leben. Seit es auf Summerset gebrannt hat, haben wir den gröÃten Teil der Produktion hierher verlegt. Aber ich möchte das Gut nicht aufgeben, zu viele Erinnerungen an Hannah und Frederic hängen daran.« Sie seufzte auf. »Ich habe die gröÃte Sorge, dass wir eines Tages in den Konflikt zwischen Engländern und Buren hineingezogen werden. Und Summerset liegt nur wenige Meilen von einer Burenfarm entfernt.«
»Hoffen wir, dass es nicht so weit kommt.« Charlotte seufzte leise auf. »Ich fahre wahrlich ungern zurück nach Berlin. Doch Peters Stellung erfordert es nun mal, dass wir in der Hauptstadt leben!«
»Du hast einen sehr liebenwerten Mann, mein Liebes. Er ist klug, doch auch sehr warmherzig, bei ihm weià ich dich gut aufgehoben.« Sie drückte Charlottes Hand. »Wir sehen uns im nächsten Jahr wieder. Zu Davids siebzigstem Geburtstag schenke ich ihm eine Reise nach Europa.« Sie lachte leise. »Es ist ein wenig Eigennutz dabei, gestehe ich, denn zu gern möchte ich nach Paris, zur Weltausstellung. Den Turm, den Herr Eiffel baut, möchte ich sehen. Und die Theater der Stadt erleben. Es soll auch eine unterirdisch verlaufende Bahn geben.«
»Ja, sie
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