Das Paradies liegt in Afrika
liebt dich sehr.«
»Und ich liebe und verehre sie. Es ist bewundernswert, wie sie für ihre Liebe zu David gekämpft hat. Nie hat sie sich von Repressalien beeindrucken lassen.«
Victor nickte und beugte sich ein wenig vor, um die kleine Lampe auf dem Nachttisch anzuknipsen. Seit drei Monaten gab es elektrischen Strom in Kapstadt, und der Arzt war einer der Ersten gewesen, die sich für diese Neuerung begeistert hatten. »Mutter war und ist eine Kämpferin. Zudem sehr tolerant, schlieÃlich hat sie gleich akzeptiert, dass wir bereits zusammenleben.«
»In aller Heimlichkeit«, warf sie ein und lächelte ihm zärtlich zu. »SchlieÃlich habe ich einen guten Ruf zu verlieren.«
»Ab heute wird alles anders sein, mein Herz.« Für einen Moment zögerte er, dann fügte er hinzu: »Ich wünschte, Mutter und David könnten endlich in Frieden zusammenleben. Er ist der beste Partner, den sie an ihrer Seite haben kann. Es hat leider eine Weile gebraucht, bis auch ich das eingesehen habe.« Er richtete sich auf und sah Olivia in die Augen. »Aber davon will ich nicht reden. Ich will nur eins ⦠dich.«
17
D er Altar der Groote Kerk war mit weiÃen und gelben Rosen geschmückt. Vier groÃe Buketts standen zudem auf den Altarstufen, Efeuranken bedeckten den roten Sisalteppich. Auch an den Kirchenbänken waren kleine RosensträuÃe befestigt. Lange weiÃe Schleifenbänder fielen bis zur Erde.
In den ersten Bänken saÃen Victors Familie und die engsten Freunde. Olivias Onkel war nicht eingeladen, und auÃer ihm hatte sie keine Verwandten.
Karoline hatte zu diesem Fest alle, die für ihre Familie arbeiteten, eingeladen. Es war ein ungewöhnlicher Akt, und nicht wenige der Gäste aus Kapstadt sahen etwas indigniert auf die schwarzen Frauen, die sich in ihren bunten Kleidern so stark von den eleganten Damen in ihren wertvollen Seidenroben unterschieden. Doch niemand wagte, laut etwas zu sagen, zu einflussreich war Karoline Ruhland. Die Winzerin war auch jetzt noch, da die Reblaus-Plage viele ihrer Rebhänge zerstört hatte, eine höchst wohlhabende Frau. Nur wenigen Weingut-Besitzern am Kap war es in so kurzer Zeit gelungen, alles wieder aufzubauen. Karoline war mit der Rotweinproduktion so erfolgreich wie kein anderer Gutsbesitzer in der Kapregion. Der samtige Pinot Noir und der edle Merlot waren sehr begehrt.
Victor, in einem eleganten dunklen Frack, stand am Altar und wartete ebenso gespannt auf die Braut wie alle anderen.
Karoline hatte es sich nicht nehmen lassen, Olivia beim Ankleiden zu helfen. Seit Wochen schon hing das Brautkleid bereit, ebenso der drei Meter lange Schleier aus Brüsseler Spitze.
Ein Raunen ging durchs hohe Kirchenschiff, als die Braut am Arm von David Bernhard hereinkam. Olivia sah bezaubernd aus in ihrem weiÃen Kleid aus schimmernder Seide. Das Oberteil war mit vielen kleinen Perlen bestickt, der lange gerade Rock endete in einer langen Schleppe. Ein breites, in sechs Falten gelegtes Seidenband betonte Olivias schmale Taille. Die schmal geschnittenen Ãrmel endeten in weiten Rüschenvolants. Diese sollten sich, so war es mit der Schneiderin verabredet, um den Brautstrauà legen können.
Im dunklen Haar steckte ein Kranz aus kleinen weiÃen Rosen, Myrtenzweigen und Perlen. Daran war der hauchzarte Schleier befestigt.
In Victors Augen leuchtete es auf, als David ihm Olivia zuführte. Gemeinsam knieten sie am Altar nieder und tauschten, nachdem der Priester die Trauformel gesprochen hatte, die schmalen goldenen Ringe.
Die Orgel jubelte auf, und schon dachten die geladenen Gäste, die feierliche Zeremonie sei zu Ende, da traten Karoline und David nach vorn.
Niemand, nicht einmal Olivia, ahnte, was jetzt geschehen würde. Allein Victor war eingeweiht. Er winkte einem der schwarzen Mädchen, das ihm ein Bukett aus roten Rosen reichte, in das hellgrüne Weinranken gebunden waren. Diesen Strauà legte er seiner Mutter in den Arm, die sich neben David vor den Altar kniete.
»Das glaube ich nicht«, flüsterte Olivia ihm zu. »Das ist â wundervoll! Und so mutig!«
»Hoffentlich gibt es keine gravierenden Zwischenfälle«, gab Victor leise zurück. »Ich hatte ihr vorgeschlagen, in aller Stille noch vor uns zu heiraten, doch Mutter wollte es genau so. Und â es sollte niemand wissen, sie wollte alle überraschen.«
»Einen gröÃeren
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