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Das Paradies liegt in Afrika

Das Paradies liegt in Afrika

Titel: Das Paradies liegt in Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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war, aber gegen die grobschlächtigen Männer kam sie nicht an.
    Â»Lasst sie los!« Der Wirt griff schließlich ein und zog zwei der betrunkenen Matrosen auf die Seite. »Sie ist Gast!«
    Â»Na, so was! Nennt ihr das am Kap jetzt so?«
    Â»Lass sie los, hab ich gesagt, sonst schmeiß ich euch alle raus!«
    Unbekümmertes Lachen war die einzige Antwort. Doch Madeleine nutzte die Minuten, in denen die Männer abgelenkt waren, und floh nach draußen.
    Die Sonne, die noch hoch am Himmel stand, blendete sie, und sie rannte wie blind die staubige Gasse entlang. Ein Straßenköter, ebenso hellbraun wie der sandige Boden, lief ihr zwischen die Beine, fast wäre sie gefallen. Im letzten Moment konnte sie sich an einem stinkenden Abfallkübel festhalten, dessen Inhalt ihr vor die Füße rollte.
    Madeleine taumelte weiter, dem kleinen, windschiefen Haus entgegen, in dem sie sich eingemietet hatte. Das Haus stand am Rand des Hafengebietes. Es war eine ärmliche Gegend, doch es gab kaum Wirtshäuser, kein Bordell, und die Menschen, die hier lebten, versuchten, so aufrichtig wie möglich durchs Leben zu kommen.
    Madeleines Vermieterin war die Witwe eines Sargschreiners, der im vorigen Jahr mit noch nicht einmal vierzig Jahren verstorben war. Seine Frau versuchte, sich und die drei Kinder durchzubringen, indem sie zwei der kleinen Zimmer unterm Dach vermietete. Die Werkstatt im Hinterhof wurde von einem jungen Mann betrieben, der das zweite Zimmer bewohnte und so wie Madeleine auch bei der Witwe aß.
    Seit mehr als einem Vierteljahr wohnte Madeleine jetzt hier. Sie hatte alles versucht, um ihr Weingut gewinnbringend zu veräußern, doch es gab kaum einen Interessenten für das heruntergewirtschaftete Anwesen. Mit dem Verwalter hatte sie sich mehrfach getroffen; es war ein ungehobelter Kerl, der ihr klipp und klar erklärt hatte:
    Â»Das Gut wirft nicht mehr ab. Die Leute müssen bezahlt werden, ich musste dringende Reparaturen vornehmen lassen …« Er hatte sie abschätzig gemustert. »Ja, wenn Ihr mehr investieren könntet! Wir brauchen neue Fässer, das Bewässerungssystem ist marode, das Dach im Haupthaus schon wieder undicht. Alles verschlingt Geld und …«
    Â»â€¦ und Ihr nehmt Euch mehr, als Euch zusteht.«
    Â»Was erlaubt Ihr Euch?« Er tat empört, doch Madeleine war sich sicher, dass er sie betrog. Aber wie wollte sie es ihm beweisen? Sie scheute sich davor, persönlich nach Summerset zu fahren. Die Sorge, einem der Ihren zu begegnen, war zu groß. Nein, niemand aus der Familie Ruhland durfte sie in diesem erbärmlichen Zustand sehen! Erst musste sie zu Geld kommen, dann würde sie nach Hopeland fahren! In einer eleganten Kutsche, gekleidet nach der neuesten Mode und wie eine wohlhabende Frau wirkend.
    Ihre Phantasie gaukelte ihr diesen glamourösen Auftritt oft vor, doch die Wirklichkeit war grau und an Tristesse nicht zu überbieten. Das merkte sie, als sie sich auf das knarrende schmale Bett fallen ließ, das an der linken Wand ihres Zimmers stand. Daneben befand sich ein wackeliger Stuhl, in der Mitte des Raums ein kleiner runder Tisch. Der Wandschrank besaß nur noch eine Tür und war halb so schmal wie das Bett. Doch für die wenigen Kleidungsstücke, die Madeleine besaß, reichte der Platz allemal.
    Es klopfte an der Tür, und ohne eine Aufforderung abzuwarten, trat die Vermieterin ein. »Endlich seid Ihr zurück. Ich hab schon zweimal nach Euch Ausschau gehalten. Die Miete war schon vor fünf Tagen fällig. Wenn Ihr nicht zahlen könnt, müsst Ihr ausziehen.« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich kann mir keine Almosen leisten.«
    Â»Ihr bekommt das Geld – spätestens übermorgen.« Madeleine machte sich nicht die Mühe, höflich vom Bett aufzustehen. »Und jetzt lasst mich allein.«
    Â»Ãœbermorgen. Keinen Tag länger.« Mit einem lauten Knall fiel die Tür hinter der schmalen Frau im grauen, schmucklosen Kleid zu.
    Â»Geld! Geld! Geld! Immer dreht sich alles um das verdammte Geld!« Madeleine hieb mit beiden Fäusten auf das fahlweiße Leinentuch, auf dem sie lag. »Ich kann’s mir doch nicht aus den Rippen schneiden! Jo Lammersburg, verflucht sollst du sein, tausendmal verflucht! Wohin hast du mich gebracht …«
    Still vor sich hin weinend, lag Madeleine eine geraume Weile da. Sie dachte an die Zeit zurück, da sie

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