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Das Paradies liegt in Afrika

Das Paradies liegt in Afrika

Titel: Das Paradies liegt in Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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Cavendish ist mein Name. Bitte folgen Sie mir ins Büro.« Er bot ihr Platz an und schenkte ihr ein Glas eisgekühlte Limonade ein, ohne gefragt zu haben, ob sie diese Erfrischung wünschte. Nachdem er sich Madeleine gegenüber niedergelassen hatte, sagte er: »Kommen wir gleich zur Sache. Im Auftrag eines Klienten suche ich einen Landsitz hier am Kap. Wie man mir sagte, sind Sie bereit, Ihr Weingut zu veräußern.«
    Â»Das kommt darauf an, wie viel Sie beziehungsweise Ihr Auftraggeber zu zahlen bereit ist«, erklärte Madeleine unverblümt. »Und glauben Sie mir – ich weiß genau, was Summerset heutzutage wert ist, wo sich immer mehr Farmer in diesem Landstrich niederlassen.«
    Â»Gewiss ist Ihr Land einiges wert. Aber …« Er machte eine kleine, bedauernde Geste, »mir ist auch aufgefallen, wie schlecht das Gut geführt wurde in den letzten Jahren. Die Gebäude sind marode und – verzeihen Sie mir die offene Bemerkung – zum Teil schon abrissreif. Die Weinberge bringen kaum noch Ertrag, denn die Reben sind nicht gepflegt worden.«
    Madeleine senkte den Kopf. »Das ist mir bewusst. Aber ich bin nun mal ein schwaches Weib. Der Verwalter, den noch mein seliger Mann eingestellt hat, taugt nichts. Doch was soll ich ihm entgegensetzen? Wie ihn zur Verantwortung ziehen? Ich war lange nicht mehr hier, hatte keine Kontrolle.« Sie tupfte sich mit einem Spitzentuch über die Augen. »Es bricht mir das Herz, glauben Sie mir das, Mister Cavendish, aber im Interesse aller, die auf dem Gut leben, ist es besser, ich veräußere den Besitz.«
    Â»Daran tun Sie recht.«
    Â»Das wird sich weisen.« Madeleine gab sich nun wieder kühl und zurückhaltend. Unter gesenkten Lidern musterte sie den Makler. Der Bankier, bei dem sie ihr Geld deponiert hatte, hatte den Kontakt hergestellt. Cavendish war mit dezenter Eleganz gekleidet und gab sich souverän und weltmännisch. Er war ein gutaussehender Mann, hochgewachsen, das dunkle Haar an den Schläfen ganz leicht angegraut. Der anthrazitfarbene Anzug aus leichtem Wollstoff war nach der neuesten Mode gearbeitet, ein blütenweißes Hemd mit weinroter Krawatte vervollständigte sein distinguiertes Erscheinungsbild.
    Â»Madame Lammersburg – ich gestehe offen, dass ich nicht lange feilschen werde. Ich biete Ihnen zwanzigtausend Pfund Sterling und keinen Cent mehr.«
    Â»Das ist nicht viel«, stieß Madeleine hervor.
    Â»Es ist ein angemessener Betrag für Ihr Land.« Andrew Cavendish behielt seinen freundlichen Gesichtsausdruck bei, doch der Frau, die ihm so angespannt gegenübersaß, war klar, dass er nicht mit sich handeln lassen würde.
    Â»Also gut. Ich bin einverstanden.«
    Â»Das freut mich. Wenn es Ihnen recht ist, lasse ich gleich einen Vertrag aufsetzen. Morgen liegt er zur Unterschrift bereit. Ich darf Sie dann hier erwarten?«
    Â»Einverstanden.« Ohne ihm die Hand zum Abschied zu reichen, ging Madeleine zur Tür. Sie hatte Mühe, die Contenance zu wahren und ihre Enttäuschung nicht laut herauszuschreien. Summerset war mehr wert, das wusste sie. Aber es hatte sich bislang niemand gefunden, der bereit gewesen wäre, auch nur annähernd diesen Preis zu zahlen. Der Druck, der auf Madeleine lastete, wurde täglich größer; sie war schon viel zu lange in der Stadt. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie einem Bekannten von früher begegnete. Dieser peinlichen Situation wollte sie sich auf keinen Fall aussetzen!
    Ohne sich Rechenschaft über ihr Tun abzulegen, ging sie in Richtung Hafen. Vier Schiffe, unter anderem eine hölzerne Schraubenfregatte, lagen vor Anker. Unzählige kleine Boote fuhren hin und her und löschten die Ladung. Männer mit schweißglänzenden Oberkörpern, die Leinenhosen nur mit derben Stricken oder schmalen Ledergürteln gehalten, schleppten Kisten, Jutesäcke und Gepäckstücke an Land. Drei hölzerne Lagerschuppen, von Sonne und Seewind ausgeblichen, standen offen, hochbeladene Lastkarren fuhren dort ein und aus. Laute Kommandos dröhnten durch die Luft.
    Madeleine zuckte zusammen, als ihr bewusst wurde, wohin sie unbewusst ihre Schritte gelenkt hatte. Hier in der Gegend hatte sie monatelang gehaust. Elend wie ein Tier – so hatte sie sich gefühlt. Und so hatte sie sich auch vor der Gesellschaft, in die sie einst hineingeboren worden war, verkrochen.
    Einige Meter entfernt hielt

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