Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Paradies liegt in Afrika

Das Paradies liegt in Afrika

Titel: Das Paradies liegt in Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
Vom Netzwerk:
eine Kutsche. Ein dunkelgekleideter Mann sprang heraus und half einer eleganten, ganz in Schwarz gekleideten jungen Frau aus dem Gefährt. »Christopher«, murmelte Madeleine und drückte sich in eine Hausnische. Dieses unerwartete Wiedersehen brachte ihr Innerstes in Aufruhr. Mit brennenden Augen sah sie, wie das Paar auf einen Schiffsanleger zuging. Etliche Passagiere stiegen aus einem der Tenderboote, die zwischen den drei Dampfschiffen und der Fregatte, die etwas außerhalb des Hafens ankerten, und den Landungsstegen hin und her pendelten. Noch war es nicht möglich, mit den großen Schiffen im Hafen von Kapstadt zu ankern. Erst wenn das neue Becken fertig war, würde das Anlanden leichter werden.
    Mit zitternden Fingern beschattete Madeleine die Augen, ihr Atem ging rascher, als sie sah, dass Christopher und seine Begleiterin auf das Boot zugingen, aus dem soeben ein Sarg getragen wurde. Und diesem Sarg folgte Sophie Ruhland!
    Â»Karl …«, murmelte Madeleine, und für ein paar Herzschläge wurde ihr das Atmen schwer. Sie sah, dass Sophie und Christopher sich umarmten, auch die schwarzgekleidete junge Frau schloss Sophie in ihre Arme, dann gingen sie langsam hinüber zu einem Leichenwagen, der etwas abseits gewartet hatte.
    Â»Karl ist tot.« Immer und immer wieder murmelte Madeleine es vor sich hin, während sie zusah, wie der Sarg auf die Kutsche, vor die zwei Rappen gespannt waren, gehoben wurde.
    8
    D arf ich Ihnen Gesellschaft leisten?« Die warme Männerstimme ließ Hannah zusammenzucken. »Bitte, Madame, ich möchte nicht aufdringlich erscheinen, doch ich beobachte Sie schon eine Weile und hatte den Eindruck, dass Sie ein wenig Aufmunterung gebrauchen könnten.«
    Hannah blinzelte und sah zu dem Mann hoch, der neben ihrem Deckstuhl stand. Schon vor einigen Tagen war er ihr aufgefallen. Er schien allein zu reisen, so wie sie, und grüßte stets sehr höflich, wenn sie sich auf dem Schiff begegneten. Er war groß, sicher um einen Kopf größer als sie. Dunkel war das leicht gewellte Haar, ein schmaler Bart zierte die Oberlippe. Die Seeluft hatte seine Haut gebräunt, dies ließ das Blau der Augen noch intensiver wirken. Seine Kleidung war von dezenter Eleganz, sein Betragen höchst ansprechend. Seit vorgestern hatte er beim Essen einen Platz ganz in ihrer Nähe, was sie zwar registriert hatte, doch sie hatte dieser Tatsache bislang keine allzu große Bedeutung beigemessen.
    Â»Gestatten Sie, dass ich mich vorstelle – Frederic Horseley. Ich komme aus London und bin auf dem Weg nach Kapstadt.«
    Â»Dort wollen wohl alle hin, die diese Schiffspassage gebucht haben.« Hannah lächelte verhalten.
    Â»Ihr habt Humor. Wie wundervoll!« In den blauen Männeraugen blitzte es.
    Â»Das ist einfach logisches Denken.« Hannah richtete sich auf. Der kleine Disput amüsierte sie. Und für Abwechslung war sie dankbar. Seit fünfzehn Tagen waren sie auf See, die Reise verlief endlich ruhig, das Meer war glatt und glänzte wie ein silberner Teppich im Sonnenlicht. Kurz nach dem Auslaufen war das Dampfschiff jedoch in einen Sturm geraten. Sie hatten die Themsemündung kaum verlassen und waren auf dem offenen Meer, da peitschten die Wellen hoch über die Planken. Tagelang konnten die Passagiere nicht an Deck, und viele litten an Seekrankheit.
    Davon war Hannah verschont geblieben, dennoch, sie war sehr erleichtert, als sich die See endlich beruhigte und man wieder an die frische Luft gehen konnte, ohne befürchten zu müssen, über die Reling gespült zu werden. Dabei sagte sie sich oft voller Selbstironie, dass sie in den letzten Monaten mehr Zeit auf See als an Land verbracht hatte. Sie musste ja fast so seefest sein wie die Matrosen an Bord des schnellen Dampfschiffes, auf dem sie nun wieder eine Passage gebucht hatte.
    Â»Verraten Sie mir Ihren Namen?«
    Â»Hannah Davenshire.«
    Â»Der Name ist mir bekannt. Das Bankhaus Davenshire hat einen exzellenten Ruf im Königreich.«
    Â»Ich weiß.« Sie presste für eine Sekunde die Lippen zusammen, was dem Mann, der immer noch neben ihrem Deckstuhl stand, nicht entging.
    Â»Ist es zu vermessen, wenn ich Sie bitte, auf einen Drink mit mir an die Bar zu kommen? Oder bevorzugen Sie Tee und Gebäck? Ich wäre froh, wenn Sie mich als Begleiter akzeptieren könnten.«
    Â»Warum nicht? Einen Tee würde ich gern trinken.« Hannah schwang die

Weitere Kostenlose Bücher