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Das Paradies liegt in Afrika

Das Paradies liegt in Afrika

Titel: Das Paradies liegt in Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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zu anstrengend für dich. Aber bald kannst du dich ausruhen.« Behutsam strich sie ihm eine Haarsträhne aus der Stirn. Kalt war seine Haut, dazu schweißfeucht. Er atmete nur noch flach.
    Â»Schneller! Wir müssen zu einem Arzt!« Ungeachtet der Gefahr streckte Sophie den Kopf aus dem Fenster und versuchte, den Lärm der Straße zu übertönen. »Fahren Sie doch los, Mann!«
    Der Kutscher reagierte nicht, er schien sie nicht gehört zu haben. Drei, vier Kaleschen fuhren soeben ganz dicht an ihnen vorbei, aus einem großen Lokal drang Musik, eine Kapelle spielte die neuesten Kompositionen des Wiener Walzerkönigs Johann Strauß. Sophie registrierte es nur am Rand, all ihr Sinnen war auf Karl gerichtet.
    Ein leises Stöhnen kam jetzt aus seinem Mund, er riss die Augen auf, sah Sophie an – dann fiel sein Kopf zur Seite.
    7
    M adeleine Lammersburg atmete ein paarmal tief durch, als sie den Modesalon von Madame Antoinette verließ. Eine junge Angestellte hielt ihr devot die Tür auf, knickste und wünschte: »Auf Wiedersehen. Und beehren Sie uns bald wieder, Madame.«
    Ein leichtes Kopfnicken war die einzige Antwort der Kundin. Madeleine verließ das elegante Modegeschäft und schlenderte langsam die Long Street entlang. Endlich war es ihr wieder möglich, sich in diesem vornehmen Stadtteil Kapstadts zu bewegen, ohne Angst haben zu müssen, hämisch angestarrt oder gar angepöbelt zu werden!
    Seit vier Wochen wohnte sie in einer kleinen, aber adretten Wohnung nur zwei Straßenzüge weiter. Nicht einen Wimpernschlag lang bereute sie es, die wertvolle Brosche ihrer Patin verkauft zu haben. Im Gegenteil, sie schalt sich nun, dass sie Lady Gwendolyns Schmuckstück nicht schon viel eher zu Geld gemacht hatte. Wie viel Elend, wie viele Demütigungen hätte sie sich ersparen können! Wer arm war, durfte sich keine Sentimentalitäten leisten! Sie hatte für diese Erkenntnis viel zu lange gebraucht!
    Â»Heute sieht alles anders aus! Heute bestimme ich den Preis«, murmelte die Frau vor sich hin, während sie nach einer Kutsche Ausschau hielt. Nie wieder, das hatte sie sich geschworen, würde sie zu Fuß durch die engen, elenden Gassen des Hafenviertels gehen und sich von betrunkenen Matrosen und zerlumptem Gesindel anpöbeln lassen! Jetzt, da sie wieder Geld in den Händen hielt, da sie elegante Kleidung trug und sich ihrem Stand entsprechend bewegen konnte, war sie wieder die Tochter und Gattin eines bekannten und wohlhabenden Weinbauern.
    Himmel, wie hatte sie es nur so weit kommen lassen können? Was war geschehen mit ihr? Wieso war gerade ihr Leben so trübselig verlaufen? Alles hätte sie haben können, denn in ihrer Jugend hatten die Männer sie umschwärmt, und auch später, als sie mit Johannes schon in England gelebt hatte, war sie häufig Mittelpunkt vieler Feste gewesen, und die Verehrer hatten ihr mehr oder weniger direkt nahegelegt, sich von ihrem Gatten zu trennen, der dem Spielteufel verfallen war.
    Â»Johannes ist schuld, er allein«, murmelte Madeleine vor sich hin. Das immer noch hagere Gesicht wurde kantig, ihre Schritte beschleunigten sich, während sie sich der Straßenkreuzung, an der sie Lohndroschken wusste, näherte. »Und ich hab mich von ihm einwickeln lassen, immer und immer wieder. Viel früher hätte ich die Brosche zu Geld machen müssen, dann wäre ich nicht so tief gesunken. Aber irgendwo scheine sogar ich sentimental zu sein.« Sie lachte hart auf, so dass sich ein elegant gekleidetes Paar, das Arm in Arm an ihr vorüberging, indigniert umschaute.
    Madeleine warf den Kopf mit dem neuen Seidenhut in den Nacken. An diesem sonnigen Tag trug sie ein Kostüm aus violettem Satin. Der Rock war in drei Lagen abgestuft und endete in einem kleinen Volant aus Seide, die etwas dunkler war als das Kostüm. Das enggeschnittene Oberteil war in zierliche Biesen gelegt und besaß weite, ebenfalls in Falten gelegte Ärmel, die am Handgelenk von einer schmalen, dunkelvioletten Seidenborte begrenzt wurden.
    Aus demselben Stoff waren die langen Bänder, die den hellen Strohhut schmückten. Zarte, gehäkelte Handschuhe und ein gehäkelter Pompadour vervollständigten das elegante Ensemble.
    Der Makler, mit dem sie verabredet war, küsste ihr galant die Hand und sagte:
    Â»Es freut mich, dass unser Treffen so rasch zustande gekommen ist. Ich darf mich vorstellen: Andrew

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