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Das Paradies liegt in Afrika

Das Paradies liegt in Afrika

Titel: Das Paradies liegt in Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfie Ligensa
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Nacht losgefahren sind.«
    Â»Wenn Sie mich rufen lassen, ist es wichtig«, erwiderte der blonde Arzt. »Wegen einer Kleinigkeit würden Sie mich nicht herbitten. Wer ist denn krank?«
    Â»Eine Verwandte. Sie traf schon sehr elend hier ein, und in den letzten Stunden nimmt der Husten nicht ab.«
    Â»Ich sehe mir die Patientin sofort an.« Dr. van Houwen zuckte kaum merklich zusammen, als er das Gästezimmer betrat, in dem die Kranke, gestützt von mehreren Kissen, ruhte. Ihr Gesicht war eingefallen, die schütteren Haare klebten verschwitzt an dem kleinen Kopf. Man sah es genau, denn die spitzenbesetzte Schlafhaube war verrutscht. Madeleines Hände, ausgezehrt und Krallen nicht unähnlich, verkrampften sich in der Bettdecke, als ein neuer Hustenanfall sie schüttelte.
    Â»Ich möchte die Patientin untersuchen.« Dr. van Houwen sah die junge Gutsherrin auffordernd an.
    Â»Ich warte draußen.«
    Dr. van Houwen horchte Madeleine sorgfältig ab, er ließ sie husten und fühlte den Puls. Lange brauchte er nicht, um seine Diagnose zu stellen. »Wie lange haben Sie diesen Husten bereits?«, erkundigte er sich.
    Sie verzog leicht die schmalen Lippen. »Es begann in Schottland«, sagte sie. »Bei einem Picknick, das Freunde von mir ausgerichtet hatten, habe ich mir eine Erkältung eingefangen. Seither will der Husten nicht mehr fortgehen.« Sie zögerte, dann sah sie den Arzt offen an. »Es ist die Schwindsucht, nicht wahr?«
    Er zögerte mit der Antwort.
    Â»Stellen Sie sich nicht an, Doktor. Ich weiß Bescheid. Und es ist ganz gut, dass mein verpfuschtes Leben bald zu Ende ist.« Erschöpft ließ sie sich in die Kissen zurücksinken.
    Dr. van Houwen griff in seine Tasche. »Ich lasse Medizin da«, sagte er. »Die Tropfen werden Ihnen Linderung verschaffen. Dreimal am Tag je zwanzig bis fünfundzwanzig Tropfen, das wird genügen.«
    Â»Um mich umzubringen?« Ein bitteres Lachen, das eher wie ein heiseres Bellen klang, folgte.
    Â»Sie sollten sich nicht versündigen, Madame.« Mit eisiger Miene erhob sich der Arzt, deutete eine Verbeugung an und verließ den Raum.
    Â»Quacksalber«, murmelte Madeleine, dann fielen ihr die Augen zu.
    Draußen, im breiten Flur, der mit weinroten und zartgelben Veloursteppichen ausgelegt war, sah Karoline dem Arzt angstvoll entgegen. »Und? Was sagen Sie?«
    Â»Es ist so, wie Sie wohl schon vermutet haben, Missis Ruhland, die Patientin leidet an der Schwindsucht. Endstadium. Ich kann nichts mehr für sie tun.« Bedauernd sah er die blonde Gutsherrin an. »Ich habe Arznei dagelassen. Sie lindert die Schmerzen, und die Patientin wird schlafen können.«
    Â»Danke. Ich danke Ihnen für Ihre Mühe.« Karoline reichte ihm die Hand, doch der Arzt wehrte ab.
    Â»Ich möchte mich erst mit heißem Wasser waschen. Seien Sie auch sehr vorsichtig, damit sich niemand ansteckt. Vor allem: Lassen Sie die Kinder nicht ins Krankenzimmer, es wäre zu gefährlich.«
    Â»Ja, ich weiß. Umso dankbarer bin ich Ihnen für Ihr Kommen.«
    Fünf Wochen später starb Madeleine. Sie schloss an dem Tag für immer ihre Augen, an dem auf Summerset die ersten Pinot-Noir-Trauben geerntet wurden. Es war ein harter Kampf, den Madeleine Lammersburg gegen den Tod führte. Stundenlang quälte sie sich, haderte mit dem Schicksal, beschimpfte Karoline und die alte Josy, die an ihrem Sterbebett ausharrten.
    Â»Ungerecht! Alles ist so ungerecht! Aber irgendwann wirst auch du büßen müssen, Karoline.«
    Â»Wofür sollte ich büßen müssen?«
    Â»Du hast dir Summerset genommen. Mein Summerset ! Diebin!«
    Â»Aber …«
    Sanft legte Josy ihre Hand auf Karolines Finger. »Lassen Sie sie reden. Sie weiß nicht mehr, was sie spricht.«
    Â»Ich hasse euch! Ich hasse euch alle!« Mit einem Ruck richtete sich Madeleine auf. Ihr Blick flackerte, wie irre sah sie hinaus in den hellen Tag. »Jo …« Ein heftiger Hustenanfall nahm ihr den Atem. Das Tuch, das sie sich vor den Mund hielt, wies Blutflecke auf. »Jo … ich …« Schwer sank sie zurück in die Kissen, atmete noch zweimal tief ein und aus, dann war sie erlöst.
    Â»So ein trauriges Ende«, murmelte Karoline und drückte der Toten die Augen zu.
    Â»Sie hat sich dieses Leben selbst ausgesucht. Sie hat es genau so gewollt.« Josys Stimme klang

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