Das Paradies liegt in Afrika
und der junge Bursche sie behutsam aufs Bett sinken lieÃ.
Karoline wartete, bis sie mit Madeleine allein war, dann setzte sie sich neben das Bett. »Wieso bist du gekommen?«
Ein knappes Schulterzucken war die einzige Antwort.
»Madeleine! Jahrelang hast du nichts von dir hören lassen. Das Letzte, was wir von dir wussten, war, dass du Summerset verkauft hast. Warum, steht auÃer Frage: Du wolltest uns schaden!«
Die verhärmt wirkende Frau auf dem Bett hob langsam den Blick. »Ihr wart so erfolgreich â¦Â« Sie hustete, und entsetzt bemerkte Karoline, dass ein kleiner Blutfaden aus ihrem Mundwinkel lief. »Und ich ⦠ich hatte nur Pech. Immer nur Pech â¦Â« Sie richtete sich auf. »Das Geld hat es mir ermöglicht, noch einmal nach England zu reisen. In schönen Hotels zu wohnen, elegante Kleider zu tragen ⦠all das zu tun, was mir so lange verwehrt war.«
»Du hast uns gehasst.« Leise, fast traurig kamen die Worte über Karolines Lippen.
Madeleine gab keine Antwort.
7
D avid! Sind Sie hier?« Aufgeregt sah sich Karoline in dem halbdunklen Weinkellergewölbe um. In einer Nische brannten fünf Kerzen und spendeten mehr Licht. Dort saÃ, vor sich etliche Flaschen Wein und ein Probierglas in der Hand, der Kellermeister.
»Was ist geschehen?« Er stand auf und kam auf Karoline zu. »Kann ich helfen?« Sein Blick war voller Sorge, doch auch verhaltene Zärtlichkeit lag in den dunklen Männeraugen.
»Was soll ich nur tun? Ich kann sie doch nicht aus dem Haus weisen!« Karoline biss sich auf die Lippen. »Sie ist eine Verwandte, dazu sehr krank. Es wäre unmenschlich, sie fortzuschicken. Aber ⦠ich ertrage es kaum, sie anzusehen. Vier Tage ist sie jetzt hier, und sie wird von Stunde zu Stunde bösartiger. Je wohler sie sich fühlt, umso offener zeigt sie ihren Hass.« Sie schlug die Hände vors Gesicht, ihre Schultern bebten vor verhaltenem Schluchzen.
David erwiderte nichts, aber in seinem gutgeschnittenen Gesicht arbeitete es; deutlich war zu sehen, wie der Mann mit sich rang. Dann hob ein tiefer Atemzug seine Brust, er machte noch zwei Schritte auf Karoline zu â und schloss sie in die Arme.
»David â¦Â« Wie ein Hauch nur kam sein Name über ihre Lippen, und sein Griff wurde fester. Sie spürte seinen Herzschlag, fühlte seine Hände, die ihre Schultern streichelten. Sein Mund liebkoste ihr Haar, und Karoline schmiegte sich fester in diese Umarmung. Endlich, endlich fühlte sie sich wieder sicher und geborgen. Hier, in Davids Armen, durfte sie sich gehenlassen, durfte einmal eine Schwäche zeigen.
Lange standen sie so, und Karoline, die schon viel zu lange allein war, genoss die Wärme des Männerkörpers. Seit beinahe vier Jahren war Christopher jetzt tot, sie wusste, immer würde er einen Platz in ihrem Herzen einnehmen. Doch das Leben ging weiter.
Noch einmal liebkoste David ihre Schläfe mit seinen Lippen, dann schob er die junge Gutsherrin mit einem tiefen Atemzug von sich. Sein Blick umfasste sie liebevoll, als er den Kopf schüttelte. »Es geht nicht.«
Karoline sah ihn trotzig an. »Und warum nicht?«
Der Mann lächelte. Es war ein wehmütiges Lächeln, das ihr ins Herz schnitt. »Sehen Sie mich an. Meine Haut ist dunkel. Das allein ist Grund genug.«
»So ein Unsinn!« Vehement schüttelte Karoline den Kopf. Dabei war auch ihr bewusst, dass Davids dunkle Hautfarbe sie noch stärker voneinander trennte als der Standesunterschied. Sie hob die Hände und streichelte seine Wange, die von einem leichten dunklen Bartschimmer bedeckt wurde. »David, hilf mir. Ich brauche dich.«
»O Karoline! Du weiÃt nicht, was du mir antust!« In seinen Augen lag Wehmut, als er sie erneut an sich zog und sein Gesicht in ihrem duftenden Haar verbarg.
Mehr. Ich will mehr, dachte Karoline und schmiegte sich inniger an ihn. Doch weil er sie nur weiterhin festhielt, ohne auf ihre dezenten Avancen einzugehen, hob sie sich auf die Zehenspitze und küsste ihn.
In der folgenden Nacht bekam Madeleine einen so schweren Hustenanfall, dass der Arzt gerufen werden musste. Es dämmerte schon, als Dr. van Houwen eintraf. Ãber den östlich gelegenen Weinbergen ging, einen rotgoldenen Schimmer vorherschickend, die Sonne auf.
Karoline empfing den Arzt in der Halle. »Danke, dass Sie sich die Mühe gemacht haben und noch in der
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