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Das Paradies

Das Paradies

Titel: Das Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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ist peinlichst auf Ordnung bedacht. Sie weiß ganz genau, wo alles zu finden ist. Ich habe sie schon oft gebeten, einmal zu mir zu kommen und meine Wäsche zu zählen. Ich muß gestehen, ich weiß noch nicht einmal genau, was alles in meinen Schränken ist!«
    »Ja, aber, Marijam,
ich
möchte es so wie Khadija tun«, erwiderte Alice und sah ihre Schwiegermutter, die mit einem Dienstmädchen von Zimmer zu Zimmer ging, alles auf das genaueste überprüfte, aussortierte, was repariert werden mußte, und die sauber zusammengelegten Wäschestapel zählte. »Ich beneide sie«, fügte Alice leise hinzu und begriff plötzlich, was ihr fehlte. Sie sehnte sich nach einem eigenen Zuhause. Deshalb konnte sie ihre Ängste nicht meistern. Deshalb fürchtete sie sich vor dem Abzug der Briten aus Ägypten und vor der Rückkehr zu den alten Lebensgewohnheiten. Sie würde für ihre Familie besser kämpfen, sie besser schützen können – sich und ihre Tochter vor der Sklaverei barbarischer Sitten –, wenn sie ein eigenes Haus hatte.
    Als sie mit Marijam durch die Haustür trat, dachte Alice aufgeregt: Ich werde heute abend mit Ibrahim darüber reden. Wir müssen unser eigenes Zuhause haben! Ich werde mit ihm über alles sprechen. Wir werden uns aussöhnen, und ich kann ihn dann wieder so lieben, wie ich das eigentlich auch möchte. Er muß mir nur versprechen, daß es außer mir keine andere Frau gibt. Ich möchte nicht in einem Harem leben!
     
    In Kairo kursierten die neuesten, sensationellen Nachrichten über den abgesetzten König. Mit dem Bekanntwerden der unglaublichen Verschwendung erhitzten sich die Gemüter. Ibrahims Familie, die nach dem Abendessen im Salon saß, war keine Ausnahme.
    »Wer hätte gedacht, daß Ihre Majestäten so ein ausschweifendes Leben geführt haben!« rief Doreja kopfschüttelnd.
    Da Farouk und seine Familie das Land Hals über Kopf hatten verlassen müssen, nahmen sie aus dem Palast in Alexandria nur soviel mit, wie sie tragen konnten. Die fünfhundert Räume im Abdin-Palast und die vierhundert in Qubbah zeigten der Welt, in welch unvorstellbarem Luxus Farouk gelebt hatte: Bäder mit in den Boden eingelassen Malachitbadewannen, Tausende von Anzügen in den riesigen Kleiderschränken, ganze Sammlungen kostbarster Edelsteine und Goldmünzen. In riesigen Safes lagerten Erotika, amerikanische Filme und Comics. Außerdem hatte man fünfzig Schlüssel für ebenso viele Wohnungen in Kairo entdeckt. Jeder Schlüssel hatte einen Anhänger mit dem Namen einer Frau und einer Beurteilung ihrer sexuellen Künste.
    Auch die Königin hatte vieles zurückgelassen, unter anderem das Brautkleid mit zwanzigtausend Diamanten, aber auch über hundert Spitzennachthemden, fünf Nerzmäntel und Schuhe mit massiven hohen Goldabsätzen.
    Der Revolutionsrat ließ Experten von Sotheby’s aus London einfliegen, um alles zu schätzen. Dann sollte eine Auktion stattfinden, deren Erlös den Armen zufloß. Man rechnete damit, daß der beschlagnahmte Besitz der königlichen Familie über siebzig Millionen ägyptische Pfund erzielen werde.
    »Ich finde dieses Gerede entsetzlich«, sagte Nefissa leise zu Ibrahim, der neben ihr saß und Kaffee trank. »Die Prinzessin war meine Freundin.«
    Ibrahim gab keine Antwort, denn er war beunruhigt. Alice hatte ihm sehr ernst gesagt, sie wolle mit ihm reden. Bei dem Gedanken an eine Aussprache wurde ihm flau. Würde sie ihn verlassen wollen?
    »Man stelle sich vor, aus dem Land gejagt zu werden«, redete Nefissa weiter und fuhr Omar, einem inzwischen kräftigen elfjährigen Jungen, mit den Fingern durch die dichten Haare. »Und dann werden alle privaten Dinge in der Öffentlichkeit breitgetreten. Ich möchte wissen, ob Faiza noch in Ägypten ist.« Sie seufzte. »Aber niemand kann mir das sagen.« Nefissa blickte zu Edward, dessen blonde Haare und blauen Augen sie an ihren Leutnant erinnerten.
    Ist er ebenso enttäuscht wie ich, daß wir nicht nach Alexandria fahren konnten? Seit zwei Wochen dachte sie darüber nach, wie sich eine andere Gelegenheit zu einem Rendezvous ergeben mochte. Wenn sie nicht in den Norden fahren konnten, dann eben in den Süden. Nefissa wußte, daß sich Edward für die Pyramiden in Saqqara interessierte. Das war nur eine Fahrt von zweiunddreißig Kilometern. Sie würde Edward noch heute einen Tagesausflug vorschlagen mit Picknick – nur sie beide.
    Plötzlich hörte man draußen im Flur einen Mann rufen: »Ja Allah! Wird hier ein Fest gefeiert?« Ibrahim freute

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