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Das Parsifal-Mosaik

Titel: Das Parsifal-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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und sei es nur durch die Verbindung mit Ihnen.« »Der Quai d'Orsay.«
    »Naturellement. Aber in den Katakomben. Wo es ganz bestimmt ohne Kenntnis der Öffentlichkeit gewisse Einrichtungen für sie gab.« »Wenn so etwas tatsächlich existieren sollte, so weiß ich nichts davon. Ich hatte gelegentlich mit einer Anzahl von Leuten in den Ministerien zu tun, aber von den Katakomben habe ich nie gehört.« »Das britische Außenministerium nennt sie die Clearing Centers. Ihr State Department in Washington hat eine weniger subtile Bezeichnung für sie: Abteilung für diplomatischen Transfer.« »Immunität«, sagte Havelock. »Haben Sie etwas gefunden?« »Mein junger Freund hat die letzten paar Stunden damit verbracht, der Sache nachzugehen. Ich hatte ihm gesagt, daß es nur um eine kurze Zeitspanne ginge. Wenn etwas geschehen war, so konnte das nur heute gewesen sein. Also kehrte er nach dem Mittagessen unter irgendeinem Vorwand in seine kleine Höhle zurück und blätterte die Sicherheitsduplikate des Tages durch. Er glaubt, etwas gefunden zu haben, er ist jedoch nicht sicher. Aber Sie könnten vielleicht die Verbindung herstellen.« »Um was dreht es sich?«
    »Um Viertel vor elf heute morgen traf dort eine schriftliche Anforderung vom Ministere des Affaires Etrangeres ein, das sofort die Identität der folgenden Person wissen wollte: weiblich, weiße Hautfarbe, Anfang Dreißig, Sprachen: Slawisch, Russisch, Serbokroatisch. Nun ist mir klar, daß es Dutzende ... «
    »Welche Abteilung im Ministerium?« unterbrach ihn Havelock. »Die Abteilung vier.«
    »Regine Broussac«, sagte Havelock. »Madame Regine Broussac, Leiterin der Sektion vier.«
    »Da haben wir die Verbindung. Das ist der Name und die Unterschrift auf der Anforderung.«
    »Sie steht an vorletzter Stelle auf meiner Namenliste. Wir haben sie - ich habe sie vor beinahe einem Jahr kurz auf der Straße getroffen. Das gibt keinen Sinn; die Broussac kennt sie kaum, eigentlich gar nicht.«
    »Waren die äußeren Umstände Ihres Zusammentreffens vor einem Jahr von besonderer Art?«
    »Ich denke schon. Einer ihrer Leute war ein Doppelagent in der französischen Botschaft in Bonn. Er flog regelmäßig über Schönefeld in den Osten. Wir fanden ihn auf der falschen Seite von Berlin. Bei einer Sitzung des Staatssicherheitsdienstes.«
    »Nun, da würde ich schon von besonderer Art sprechen.« Gravet hielt inne, löste die Hände voneinander. »Diese Broussac ist doch schon älter, nicht wahr? Vor Jahren eine Heldin der Resistance?« »Sie und ihr Mann, ja. Die Gestapo hat ihn erwischt; was man von ihm noch gefunden hat, war nicht gerade angenehm.« »Aber sie hat weitergemacht.«
    »Ja.«
    »Haben Sie Ihrer Freundin vielleicht davon erzählt?« Havelock überlegte, während er an seiner Zigarette sog. »Wahrscheinlich. Regine ist nicht leicht zu nehmen; sie ist sehr impulsiv. Es gilt eine Menge Leute, die sie als bösartig bezeichnen.« »Dann lassen Sie mich noch eine Frage stellen, obwohl ich glaube, die Antwort zu kennen.« Der Kritiker faltete erneut die Hände. »Was hat denn Ihre Freundin dazu veranlaßt, ein solches Leben zu leben, wie sie es mit Ihnen verbracht hat und offenbar auch schon vor Ihnen?«
    »Neunzehnhundertachtundsechzig«, erwiderte Havelock ausdruckslos.
    »Meinen Sie die Invasion der Warschauer-Pakt-Staaten in der Tschechoslowakei?«
    »Ja. Ihre Eltern waren damals schon tot, und sie lebte mit ihren zwei älteren Brüdern in Ostrava, einer davon war verheiratet. Beide waren Dubcek-Anhänger; der jüngere war Student, der ältere Ingenieur. Das Novotny-Regime hatte ihm jede vernünftige Arbeit verboten. Als die Panzer kamen, wurde der jüngere Bruder auf der Straße getötet und der ältere zum >Verhör< geschleppt. Nachher war er ein Krüppel auf Lebenszeit. Er jagte sich eine Kugel durch den Kopf, und seine Frau verschwand. Jenna reiste nach Prag, wo niemand sie kannte, und ging dort in den Untergrund. Sie wußte, an wen sie herantreten mußte, und kannte ihre Ziele.«
    Gravet nickte, sein feingeschnittenes Gesicht wirkte in der schwachen Beleuchtung nachdenklich. »Die Menschen, die das tun, was Sie tun, unauffällig und effizient, sie alle haben unterschiedliche Lebensläufe, und doch sind sie alle vom gleichen Trauma geprägt: von Gewalt, von schmerzhaften Verlusten. Und in ihrem >Beruf< rächen sie sich für die erlittenen Demütigungen.«
    »Was haben Sie denn erwartet? Nur Ideologen können es sich leisten, ihre Überzeugung

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