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Das Parsifal-Mosaik

Titel: Das Parsifal-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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während ihr prüfender Blick nicht von ihm wich. Schließlich lösten sich ihre Züge, und Staunen trat an die Stelle von Feindseligkeit. Langsam ließ sie die Waffe sinken. »C'est incroyable«, flüsterte sie. »Dann ist das doch die Wahrheit.« »Die Wahrheit.«
    Regine sah auf die Uhr. »Vite! Wir müssen hier weg! Meine Leute sind in ein paar Minuten hier. Sie werden alles absuchen.« »Wohin? Hier sind keine Taxis ...«
    »Die Metro«, unterbrach die Frau. »Wir fahren bis zur Station Rochereau. Dort ist ein kleiner Park, wo wir reden können.« »Was werden Sie Ihren Leuten sagen?«
    »Daß ich nur prüfen wollte, ob sie ihr Handwerk verstehen«, sagte die alte Frau und griff nach seinem Arm. »Daß ich sehen wollte, wie sie in einer konkreten Situation reagieren. Das ist plausibel genug.« »Und die Botschaft?«
    »Ich weiß; dazu muß ich mir etwas einfa llen lassen.« »Es könnte doch sein, daß ich überhaupt nicht aufgetaucht bin.« »Merci.«
    In dem kleinen Park in Denfert Rochereau säumten ein paar steinerne Bänke und gestutzte Bäume die Rasenfläche, und ein Kiesweg rührte rings um ein Becken mit einem Springbrunnen in der Mitte. Die einzige Lichtquelle war eine zehn Meter entfernte Straßenlaterne, deren Schein von den Zweigen gefiltert wurde. Sie setzten sich nebeneinander auf eine Bank und fröstelten in der kühlen Nachtluft.
    Michael berichtete der Frau, was er an der Costa Brava gesehen - und nicht gesehen - hatte. Dann mußte er die Frage stellen: »Hat sie Ihnen gesagt, was geschehen ist?«
    »Man hatte sie gewarnt, sie aufgefordert, gewissen Instruktionen zu folgen.« »Wer?«
    »Ein hoher Regierungsbeamter aus Washington.« »Wie konnte sie ihm Glauben schenken?«
    »Ein Mann, der sich als Leiter der Consular Operations in Madrid auswies, hat sie mit ihm zusammengebracht.« »Welche Instruktionen hat sie erhalten?«
    »Sie sollte sich in der Nacht mit einem Mann treffen und Barcelona mit ihm verlassen.« »Hat sie das getan?« »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Sie geriet in Panik. In ihren Worten gesprochen: Alles war für sie zusammengebrochen. Sie hatte das Gefühl, niemandem mehr vertrauen zu können. Also floh sie.«
    »Gott sei Dank. Ich weiß nicht, wer an der Costa Brava getötet wurde, aber es hätte Jenna sein sollen. In gewisser Weise macht es die ganze Geschichte noch widerlicher. Wer war die ahnungslose Frau? Als plötzlich auf sie geschossen wurde, muß sie gewußt haben, daß sie sterben würde. Was für Menschen sind das nur, die zu einem so kaltblütigen Mord fähig sind?«
    »Das finden Sie in Madrid heraus über den Attache von Consular Operations.«
    »Das kann ich nicht. Es gibt nämlich gar keine Cons-Op-Einheit in Madrid. Der Standort ist vielmehr Lissabon.« Regine sah ihn einen Augenblick lang schweigend an. »Was geht hier vor, Michael?«
    Havelock blickte zu dem Springbrunnen hinüber. Der Wasserstrahl wurde dünner, sank in sich zusammen, erstarb; irgendwo drehte jemand an einem Hahn, schaltete den Brunnen für den Rest der Nacht ab. »An exponierter Stelle in meiner Regierung sind abgefeimte Lügner am Werk. Sie sind in Machtbereiche eingedrungen, die ich bisher für uneinnehmbar hielt. Sie kontrollieren, töten, lügen. Und jemand in Moskau arbeitet mit ihnen zusammen.« »Moskau? Sind Sie sicher?«
    »Absolut. Ich glaube den Worten eines Mannes, der keine Angst hatte zu sterben, aber sich davor fürchtete, so zu leben, wie er zwangsläufig nach meiner Prophezeiung leben mußte. Jemand in Moskau - jemand, von dem die Kontrolleute des KGB nichts wissen - steht mit den Lügnern in Washington in Verbindung.« »Zu welchem Zweck? Um Ihre Glaubwürdigkeit zu zerstören und Sie dann zu töten? Um irgend etwas, das Sie in letzter Zeit geleistet haben, unwirksam zu machen, indem man den Ruf eines toten Mannes schlechtmacht?«
    »Es geht nicht um mich; ich bin nur ein Teil des Ganzen. Vorher war ich nicht wichtig; aber jetzt bin ich es.« Havelock wandte den Kopf und sah Regine Broussac an. »Weil ich Jenna gesehen habe, weil ich herausgefunden habe, daß sie lebt. Jetzt müssen sie mich töten. Und Jenna auch.«
    »Warum? Sie waren der Beste!«
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, daß ich an der Costa Brava nach der Antwort suchen muß. Dort fing das alles für Jenna und mich an ... dort sollte es enden.«
    »Jetzt ist sie es, die seelisch vor die Hunde geht. Mich wundert, daß sie überhaupt noch so funktionieren kann. Sie ist wirklich eine erstaunliche Frau.«

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