Das Parsifal-Mosaik
kamen.« »Auf einem anderen Weg«, sagte Havelock.
»Egal, Sie richtete es jedenfalls so ein, daß sie Sie beobachten konnte. Wie gesagt, sie ist wirklich eine bewundernswerte Frau. Bei all dem Druck, bei all der Belastung so zu handeln, wie sie es getan hat, ohne in Panik zu geraten, ist schon erstaunlich. Ich glaube, Sie waren ein hervorragender Lehrmeister, Michael.« »Sie hatte zehn Jahre Ausbildung hinter sich, als ich sie kennenlernte. Sie konnte mir eine Menge beibringen ... und hat es auch getan Ich weiß, Sie haben ihr einen neuen Paß und Dip lomatenstatus verschafft. Wohin ging sie? Was haben Sie arrangiert?« »Wie haben Sie das erfahren?«
»Zwingen Sie mich nicht, die Summe zu bezahlen, die ich dem Informanten schulde. Erlauben Sie mir statt dessen, ihn zu Ihnen zu schicken. Nutzen Sie seine Be ziehungen und Kenntnisse.« »Einverstanden. Ich habe Bonn nicht vergessen.« »Wohin ist sie gegangen?«
»An den sichersten Ort auf der Welt, abgesehen von ein paar abgelegenen Pazifikinseln; in die Vereinigten Staaten.« Havelock starrte die alte Frau erstaunt an. »Wie haben Sie das herausbekommen?«
»Ich habe mir die Geheimtelegramme Ihres State Department angesehen und nachgeschaut, ob Jenna Karras erwähnt war. Das war einmal der Fall. In einem Telex vom zehnten Januar wurden kurz die Ereignisse an der Costa B-ava geschildert. Sie wurde als Doppelagentin beschrieben, die in Spanien in die tödliche Falle gegangen war. Ihr Tod wurde durch forensische Untersuchung blutbefleckter Kleider bestätigt. Die Akte war zur Zufriedenheit der Consular Operations abgeschlossen.«
»Wie einfach ist doch so was«, sagte Michael zynisch. »Das war natürlich alles andere als plausibel. Indizienbeweise können auf Irrtümern basieren, aber ein forensisches Labor muß mit Material arbeiten. Und doch konnten sie das unmöglich getan haben. Jénna Karras war nicht nur sehr lebendig, als sie in meinem Büro saß, sie war auch nie an jenem Strand an der Costa Brava gewesen. Die gerichtsmedizinische Bestätigung dafür war daher eine Lüge. Jemand wollte, daß die Lüge als Wahrheit akzeptiert wurde.«
Régine Broussac hielt kurz inne. »Ich nahm an, dieser Jemand wären Sie gewesen. Exekution planmäßig vollzogen. Wenn die Sowjets Sie gekauft hatten, konnten Sie dann einen besseren Beweis für Jennas Tod haben als das State DePartment? Und wenn Sie Instruktionen aus Washington ausgeführt hatten, durften Sie nicht zulassen, daß man dort glaubte, Sie hätten Ihren Auftrag nicht erfüllt.«
»Im Lichte dessen, was sie Ihnen gesagt hat, kann ich das verstehen, aber Sie haben meine Frage immer noch nicht beantwortet. Warum haben Sie Jenna in die Staaten geschickt?«
»Die Suche nach ihr - und jetzt auch nach Ihnen - konzentriert sich auf Europa. Rom, der Mittelmeerraum, Paris, London ... Bonn. Die Route weist nach Norden, man vermutet das Ziel im Ostblock. Das ist der Bereich, auf den sie sich konzentrieren, wo man die Agenten bereitgestellt und Quellen und Kontakte aktiviert hat.« »Wann ist sie abgereist?«
»Gestern nachmittag. Sie ist mit der Air France nach New York geflogen, mit Diplomatenstatus und einem makellosen Decknamen.« »Und welches sind die nächsten Schritte?«
»Sie soll einen Mann aufsuchen. Er wird die weiteren Arrangements treffen.«
»Regine. Bald verliere ich den Verstand. Jenna zu finden, ist jetzt greifbar nahe. Helfen Sie mir! Wen soll sie kontakten?« »Sie stellen eine Menge Fragen, Michael. Wenn ich Ihre Bitte erfüllen soll, müßte ich einen Schwur brechen und damit rechnen, einen wertvollen Mann zu verlieren.«
»Ich könnte sie verlieren! Schauen Sie mich an, und sagen Sie mir, ich würde nicht das gleiche für Sie tun! Wenn es sich um Ihren Mann handeln würde und ich wäre bei ihm gewesen, als die Gestapo ihn holte, meinen Sie, ich hätte nicht geholfen?« Regine Broussac schloß kurz die Augen, so als hätten seine Worte sie getroffen. »Sie sind meinem Mann sehr ähnlich ... Ja, Sie hätten geholfen.«
»Bringen Sie mich aus Paris raus. Sofort! Bitte!« Die Frau schwieg einen Augenblick lang und musterte sein Gesicht. »Es wäre besser, wenn Sie das selbst übernehmen. Ich weiß, daß Sie es können.«
»Dabei würden Tage draufge hen. Ich kann keine Zeit mehr verlieren. Mit jeder Stunde wird ihr Vorsprung größer. Sie könnte für immer verschwinden.«
»Also gut. Sie fliegen morgen mittag mit der Concorde nach New York, als Franzose und Mitglied der UNO-Delegation.«
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