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Das Parsifal-Mosaik

Titel: Das Parsifal-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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als würde man bei Ihnen einer Gruppe rechtsradikaler Eiferer offiziell den Status einer Unterabteilung des CIA verleihen.«
    »Bei uns gibt es - manchmal wenigstens - wachsame Gegenkräfte. Wenn eine solche Unterabteilung entstehen würde - was durchaus möglich wäre -, würde man sie ständig kontrollieren und öffentlich kritisieren und die Mittel, die man ihnen zuteilt, sorgfältig im Auge behalten. Und am Ende würde man die Gruppe hinauswerfen.«
    »Sie hatten auch Ihre Rückfälle, gerade in der McCarthy-Ära, als Säuberungsaktionen gegen Liberale und Linke gestartet wurden. Man hat Karrieren vernichtet und den Leuten das Leben unerträglich gemacht. Ja, Sie hatten auch Ihre düsteren Kapitel.« »Aber immer nur von kurzer Dauer. Bei uns gibt es keine Gulags, keine >Rehabilitationsprogramme< in einer Lubjanka. Und unsere freie, unabhängige Presse hat es immerhin fertiggebracht, die kriminellen Machenschaften eines Präsidenten aufzudecken und ihn zum Rücktritt zu zwingen. Bei Ihnen wäre so ein Fall undenkbar.«
    »Dann haben wir eben beide unsere wunden Punkte. Aber wir sind so viel jünger; der Jugend erlaubt man Fehler.« »Aber es gibt nichts«, unterbrach ihn Michael, »was man mit der paminjatschik-Operation des VKR vergleichen könnte. Die würde bei uns niemals toleriert und auch nicht von der gewissenlosesten Behörde finanziert werden.«
    »Das ist auch wieder eine Ihrer paranoiden Vorstellungen«, schrie der KGB-Offizier und fügte spöttisch hinzu: »Die paminjatschik s! Schon das Wort ist eine Lüge, ohne jeden Sinn. Diese Strategie war Jahrzehnte zurück aktuell. Sie glauben doch nicht im Ernst, daß sie immer noch Geltung hat.«
    »Vielleicht weniger auffällig als die Voennaja. Aber sie hat ganz bestimmt mehr Einfluß, als Sie vorgeben.«
    »Ach, hören Sie auf, Havelock! Sie stellen sich wohl tatsächlich vor, wir hätten russische Familien, als Emigranten getarnt, in die Vereinigten Staaten geschickt, um aus den Kindern fanatische Sowjetagenten zu machen. Wahnsinn! Denken Sie doch mal nach. Das ist einfach Unsinn. Die Mehrzahl dieser jungen Leute würden wir verlieren, sobald sie an Blue Jeans, Rockmusik und schnellen Autos Gefallen gefunden haben.«
    »Jetzt lügen Sie. Es gibt sie. Das wissen Sie genauso gut wie wir.« Rostow zuckte die Achseln. »Dann ist es eben eine Frage der Zahl ... der Bedeutung, möchte ich hinzufügen. Wie viele mag es noch geben? Fünfzig, hundert, höchstens zweihundert? Allesamt Amateure, die sich in ein paar Städten herumtreiben und in Kellern treffen, um Unsinn zu reden. Diesen Leuten schenkt man bei uns nur sehr wenig Glauben, das versichere ich Ihnen.« »Aber zurückgezogen haben Sie sie nicht.«
    »Wohin sollten wir sie tun? Nur wenige von ihnen sprechen Russisch; sie sind uns wirklich ein Klotz am Bein. Wir lassen sie einfach gewähren und nehmen sie nicht weiter ernst.« »Die Voennaja hat sie aber nicht abgeschrieben.« »Ich sagte Ihnen doch, daß die Männer im VKR fehlgeleiteten Phantasien nachhängen.«
    »Ich frage mich, ob Sie das selbst glauben«, sagte Michael und sah den Russen prüfend an. »Nicht alle waren Amateure.« »Wenn es augenblicklich von Seiten der paminjatschiks irgendeine Aktivität von Bedeutung gibt, so ist uns das nicht bekannt«, sagte Rostow entschieden.
    »Und wenn nun doch etwas in der Richtung läuft und Sie nichts davon wissen, hätte das doch sicherlich Folgen, nicht wahr?« Der Russe stand reglos da und schien zu überlegen; schließlich antwortete er mit leiser und ernster Stimme: »Das VKR gibt sich unglaublich geheimnisvoll. Das ist sicherlich bedeutsam.« »Jetzt habe ich Sie vielleicht auf etwas hingewiesen, worüber sich nachzudenken lohnt. Nennen Sie es ein Abschiedsgeschenk von einem pensionierten Feind.«
    »Auf solche Geschenke bin ich nicht scharf«, sagte Rostow kalt. »Die sind ebenso zufällig wie Ihre Anwesenheit hier in Athen.« »Sie sollten besser nach Moskau zurückkehren und dort Ihre Probleme klären. Die inneren Machtkämpfe im KGB interessieren mich nicht mehr. Und nun schlage ich vor, daß Sie gehen.« »Das ist ja genau der Punkt. Unsere Infrastruktur gliedert sich in einzelne Sektionen, die alle zusammen eine Einheit bilden. Da ist ganz oben das KGB. Ein Mann ... oder eine Frau ... kommt in die Voennaja Kontra Rozvedka, vollbringt dort vielleicht sogar hervorragende Leistungen, aber er ... oder sie ... muß aus dem KGB stammen. Zumindest muß irgendwo eine Dscherschinski-Akte angelegt sein.

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