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Das Parsifal-Mosaik

Titel: Das Parsifal-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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denken Sie daran.«
    »Ich vergesse es nicht. Ich habe keine Lust, in einen Kugelhagel zu geraten.« Rostow ging zur Tür und drehte sich, die Hand auf der Klinke, um. »Vor ein paar Minuten sagten Sie, der Köder sei zu auffällig, sein Gestank ist penetrant. Erzählen Sie Washington, wir nehmen ihn auch nicht an.« »Hinaus!«
    Die Tür schloß sich. Havelock stand fast eine Minute reglos da und versuchte, sich die Augen des Russen vorzustellen. Sie hatten zuviel Wahrheit enthalten. Über die Jahre hatte Michael gelernt, die Wahrheit zu erkennen, besonders bei seinen Feinden. Rostow hatte nicht gelogen, er hatte die Wahrheit gesagt oder das, was er für die Wahrheit hielt. Und das bedeutete, daß dieser mächtige KGB-Stratege von seinen eigenen Leuten in Moskau manipuliert wurde. Den einflußreichen Abwehroffizier, Pjotr Rostow, hatte man ausgeschickt, um Kontakt mit dem Feind herzustellen. Er hatte Informationen in seinem Besitz, von denen er überzeugt war, daß seine Vorgesetzten sie nicht kannten. Nun sollte er einen Gegner dazu bringen, für die Sowjets zu arbeiten. Je höher der Rang des Offiziers, desto glaubwürdiger war seine Geschic hte -solange er die Wahrheit so wiedergab, wie er sie sah, jene Wahrheit, die sein Feind ihm vermittelte.
    Michael ging an den Tisch, wo er vor einer halben Stunde das Glas Whisky hingestellt hatte. Er leerte es und blickte auf das Bett. Bei dem Gedanken, wie anders der Abend sich entwickelt hatte, als er vor einer halben Stunde noch angenommen hatte, mußte er lächeln. Die sinnliche Kurtisane hatte ihn in eine geschickt inszenierte Falle gelockt. Wann würden sie endlich aufhören, ihm nachzustellen? Amsterdam, Paris, Athen.
    Wahrscheinlich würden seine Nachfolger ihm so lange auf den Fersen bleiben, solange er sich bewegte, ihn beobachten, ihn immer wieder in die Enge treiben, darauf wartend, daß er die Verbrechen beging, die sie ihm in ihrer Phantasie zutrauten. Allein schon in der Tatsache, daß er umherreiste, fanden sie die Berechtigung für ihren Argwohn. Ein Mann, der bisher jeden Schritt auf Befehl getan hatte, ließ sich nicht plötzlich ziellos treiben. Aus seinem Verhalten mußte man schließen, daß er anderen Befehlen folgte, neuen Befehlen; sonst würde er an einem Ort bleiben. Irgendwo. Vielleicht war es Zeit, anzuhalten. Die Odyssee seiner Rückkehr in das normale Leben hatte lange genug gedauert. Nun war es an der Zeit, ein Telegramm abzuschicken, eine Verpflichtung einzugehen, einen neuen Anfang zu machen. Ein fast vergessener Freund war wieder ein Freund geworden. Jener Mann hatte ihm ein neues Leben angeboten; er konnte sein altes begraben und gleichzeitig aus ihm Nutzen ziehen, konnte neue Verbindungen herstellen, konnte seine Erfahrungen weitergeben. Was wirst du lehren, Mikhail? Hör auf! Du bist kein Teil von mir! Du warst es nie! Morgen früh wollte er ein Telegramm an Harry Lewis schicken, anschließend einen Wagen mieten und nach Nordwesten fahren, an den Adriahafen Kerkyra. Dort würde er ein Schiff nach Gagliano del Capo in Italien nehmen. Er hatte das früher schon einmal gemacht, unter irgendeinem Namen und aus irgendeinem Grund. Jetzt würde er die Passage als Michael Havelock, Gastprofessor, buchen Von Gagliano würde er mit der Bahn nach Rom fahren, in die Stadt, in der er sich besonders wohl fühlte. Ein oder zwei Wochen plante er, in Rom zu bleiben. Das sollte die letzte Station seiner Odyssee sein, der Ort, wo er alle Gedanken an ein Leben begraben wollte, das vorbei war.
    Aber zu lange beabsichtigte er nicht, in Rom zu bleiben. Denn in weniger als drei Monaten begann seine Gastprofessur in Concord, New Hampshire. In der Zwischenzeit mußte er seine Vorlesungen vorbereiten und Lehrpläne studieren. Vielleicht hatte er noch Gelegenheit für einen kurzen Besuch bei Matthias, der ihm gewiß neue Eindrücke würde vermitteln können, vielleicht sogar bestimmte Konzepte, die sich für seine Lehrtätigkeit eigneten. Gleichgültig, wie beschäftigt er auch sein würde, Matthias würde sich die Zeit nehmen, weil Anton von allen Menschen am glücklichsten über seine neue Rolle sein würde. Sein alter Schüler war in die Welt der Wissenschaft zurückgekehrt. Dort hatte alles angefangen. So vieles gab es zu tun.
    Er brauchte eine Bleibe, ein Haus, Möbel, Töpfe, Geschirr und Bücher. Einen Stuhl, auf dem er sitzen konnte, ein Bett zum Schlafen. Bisher hatte er sich nie um so etwas gekümmert. Jetzt setzte er sich mit solchen praktischen Dingen

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