Das Parsifal-Mosaik
ging verloren. Die Broussac hat mir gesagt, daß es seit der Costa-Brava-Operation einen verschlüsselten Alarmbefehl gibt, dich unter allen Umständen festzuhalten.« »Sehr verschlüsselt«, sagte Jenna kopfnickend und drückte ihre Zigarette aus. »Und das könnte bedeuten, daß derjenige, der die Operation gestört und verändert hat, vielleicht gar nicht wußte, daß ich tatsächlich lebend aus Barcelona entkommen bin.« »Bis ich dich sah und dafür sorgte, daß jeder es erfuhr ... jeder, auf den es ankam. Und an diesem Punkt mußten wir beide sterben.«
»Wieder >Ambiguity«
»Ja. Niemand sonst hätte sich in die Strategie am Col des Moulinets einschleichen können.
Jenna sah ihn an, dann blickte sie zum Fenster hinüber; das orangerote Glühen begann zu verblassen, die Sonne ging unter. »Da sind immer noch zu viele Lücken.« »Wir werden einige davon füllen, vielleicht alle.« »Emory Bradford, natürlich.«
»Und noch jemand«, sagte Havelock: »Matthias. Vor vier Tagen versuchte ich ihn von Cagnes-sur-Mer aus über eine Geheimnummer zu erreichen, die nur wenige Leute kennen, aber er war nicht bereit, mit mir zu sprechen. Du kannst dir nicht vorstellen, wie verrückt das war, in gewisser Weise unglaublich. Ich dachte schon das Schlimmste: Der Mann, der mir am nächsten steht, hatte mir den Rücken gekehrt. Doch seitdem du mir von Bradford erzählt hast, beginne ich zu glauben, daß ich mich geirrt habe.« »Wie meinst du das?«
»Angenommen, Anton war gar nicht dort? Angenommen, andere hatten seine Hütte in den Bergen übernommen.« »Bradford?«
»Und wer sonst noch von seiner Sorte übriggeblieben ist. Sie alle sind machthungrige Technokraten, die jede Möglichkeit nutzen, um mehr Einfluß zu gewinnen. Nach dem, was ich in der Time gelesen habe, verbringt Matthias einen ausgedehnten Urlaub; aber was ist, wenn das nicht stimmt, wenn Anton irgendwo festgehalten wird, für niemanden zugänglich? In irgendeiner Klinik vielleicht.« »Dieser Gedanke ist für mich unvorstellbar, Mikhail. Ein Mann in Matthias' Position muß ständig mit seinem Büro in Verbindung bleiben. Täglich gibt es Besprechungen, Entscheidungen ...« »Das ließe sich auch durch Zweite oder Dritte erledigen, durch Leute, die im Außenministerium bekannt sind.« »Das ist zu absurd.«
»Vielleicht doch nicht. Als man mir sagte, daß Anton nicht mit mir sprechen wollte, konnte ich das nicht akzeptieren. Ich führte ein zweites Telefonat ... mit einem alten Mann, einem Nachbarn von Matthias, den er immer aufsuchte, wenn er sich auf seine Hütte im Shenandoah-Tal begab. Er heißt Zelienski und ist ein pensionierter Professor, den man vor ein paar Jahren aus Warschau in die Staaten geholt hat. Sie spielten immer Schach zusammen und unterhielten sich über die alten Zeiten. Der Kontakt mit dem Polen war sehr erfrischend für Matthias. Das wußten sie beide, ganz besonders Anton. Aber als ich mit Zelienski sprach, sagte er, Anton hätte in diesen Tagen keine Zeit für ihn. Keine Zeit!« »Das ist doch durchaus möglich, Mikhail.«
»Aber es würde nicht zu ihm passen. Matthias würde sich die Zeit nehmen; zumindest würde er mit einem alten Freund persönlich reden.«
»Wie meinst du das?«
»Ich erinnere mich noch ganz deutlich an Zelienskis Worte. Er sagte, er hätte Nachrichten für Anton hinterlassen, und dann wären Rückrufe von Leuten gekommen, die Matthias' Bedauern ausgedrückt und gesagt hätten, er würde nur mehr selten in seine Hütte fahren. Worauf ich hinauswill, ist, daß er vielleicht gar nicht dort war, als ich anrief.«
»Jetzt bist du inkonsequent«, unterbrach ihn Jenna. »Wenn das stimmt, was du sagst, weshalb haben die dann nicht einfach behauptet, er wäre nicht da?«
»Das konnten sie nicht. Ich habe die Geheimnummer angerufen, und nur Anton meldet sich auf diesem Apparat. Kein anderer darf ihn benutzen. Jemand hat einen Fehler gemacht und versucht, ihn zu vertuschen.«
»Jemand, der für Bradford arbeitet?«
»Auf jeden Fall jemand, der an einer Verschwörung gegen Matthias beteiligt ist, und da würde ich Bradford nicht ausschließen. Gewisse Leute in Washington stecken insgeheim mit gewissen Männern in Moskau unter einer Decke. Sie haben gemeinsam die Aktion an der Costa Brava geplant und Matthias davon überzeugt, daß du eine russische Agentin bist - seine Notiz an mich beweist das. Wir wissen nicht, ob alles aus der Bahn geraten ist oder nicht, wir wissen aber, daß Matthias nichts damit zu tun
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