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Das Parsifal-Mosaik

Titel: Das Parsifal-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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... Da muß jemand sein.« »Was für einen Satz oder welche Beschreibung hat der Mann am Telefon benutzt? Die Worte, bei denen du glauben solltest, daß sie von mir kamen?«
    »Er sagte, es gäbe in der Stadtmitte von Prag einen Hof mit Kopf- Steinpflaster.«
    »Vefejna mistnost«, sagte Michael und nickte. »Die sowjetische Polizei in Prag. Ich habe in einem Bericht, den ich nach Washington geschickt habe, beschrieben, wie du dieses Gebäude verlassen hast, wie großartig du warst. Und wie ich fast dabei umgekommen wäre, als ich dich drei Stockwerke darüber beobachtete.« »Danke für das Lob.«
    »Weißt du noch? Wir wollten damals aus unserem beweglichen Gefängnis ausbrechen.«
    »Und du wolltest an einer Universität lehren.« »Geschichte.«
    »Und wir wollten Kinder haben ...« »Ich liebe dich ...« »Mikhail?«
    Die ersten Schritte waren tastend, unsicher, aber dann rannten sie aufeinander zu, umarmten sich, hielten sich fest umklammert. In dem Moment war alles vergessen, der Schmerz, die tausend Augenblicke der Angst. Und die Tränen, die ihre Augen befeuchteten, spülten die letzten Hindernisse fort, die die Lügner zwischen ihnen errichtet hatten, und die Männer, die den Lügnern dienten. Ihre Körper preßten sich aneinander, bäumten sich auf, als ihre Leidenschaft entflammte und ihre Lippen sich begegneten, tastend zuerst, dann immer fordernder. Eine gierige Lust durchflutete sie und drängte nach Entspannung ...
    Sie lag neben ihm. Ihr Gesicht berührte seine Schulter. Sie hatte die Lippen geöffnet, und ihr tiefer, gleichmäßiger Atem wärmte seine Haut. Strähnen ihres blonden Haars fielen über seine Brust, erinnern daran, daß sie selbst im Schlaf ein Teil von ihm war. Er drehte sich vorsichtig herum, um sie nicht zu wecken - und blickte auf sie herab. Da waren immer noch die dunklen Schatten unter ihren Augen, aber sie fingen an zu verblassen, und ihre bleiche Haut bekam langsam wieder Farbe. Es würde Tage dauern, Wochen vielleicht, bis die Furcht in ihren Augen ganz verschwand. Und trotzdem war da eine Stärke in ihr; sie hatte ihr geholfen, das Unerträgliche durchzustehen.
    Sie bewegte sich ... streckte sich ... wandte das Gesicht zur Decke. Die klaren Konturen ihres Gesichts zeichneten sich deutlich im Sonnenlicht ab, das durch die Fenster hereinströmte. Er betrachtete sie und dachte, welche Kräfte doch in dieser Frau ruhen mußten, Kräfte, von denen sie in schlimmen Momenten gezehrt hatte. Wo war sie gewesen? Wer waren die Leute, die ihr geholfen, ihr weh getan hatten? Es gab so viele Fragen, so viele Dinge, die er wissen wollte. Einerseits kam er sich vor wie ein unerfahrener Jüngling, der sich voller Eifersucht die quä lenden Bilder vorstellte, die er sich nicht vorstellen wollte; andererseits war er selbst ein Überlebender, der nur zu gut den Preis kannte, den man bezahlen mußte, um in ihrer ungeordneten, häufig so gewalttätigen Welt überleben zu können. Mit der Zeit wü rde er es erfahren, die Wahrheit würde langsam zutage treten oder in kurzen Abständen; aber er würde sie nicht bedrängen. Wieder bewegte sie sich, ihr Gesicht wandte sich ihm zu, ihr Atem war warm. Plötzlich wurde ihm bewußt, wie absurd seine Gedanken waren. Mächtige Männer forderten ihren Tod, eiskalte Killer waren hinter ihnen her. Wie konnte er es da wagen, überhaupt an die Zukunft zu denken?
    Jacob Handelman war tot. Und der, der ihn getötet hatte, war so gut wie identifiziert ... inzwischen ganz sicher den Lügnern in Washington bekannt. Er sah die Schlagzeilen in den Zeitungen vor sich. Ein von allen geschätzter Wissenschaftler war von einem geistesgestörten Beamten des Foreign Service brutal ermordet worden, von einem Mann, den seine Regierung wegen aller möglichen Verbrechen suchte. Gab es da überhaupt jemanden, der die Wahrheit glauben würde? Ein freundlicher alter Jude, der die Schrecken der Konzentrationslager erlitten hatte ... in Wahrheit ein menschliches Ungeheuer, der die Erschießungen in Lidice befohlen hatte. Wahnsinn!
    Die Broussac würde sich abwenden; alle von denen, auf die er vielleicht hätte zählen können, würden ihn jetzt meiden, sie meiden. Er sah auf die Uhr; es war 14.45 Uhr. Nun galt es, sich eine Strategie zurechtzulegen, in der Nacht wollte er an die Lügner herantreten. Und doch mußte irgend etwas für sie bleiben, nur für sie allein; etwas, das den Schmerz linderte, ihr wieder Kraft gab. Sonst würde sie zerbrechen.
    Er flüsterte ihren Namen. Und, als

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