Das Parsifal-Mosaik
Leute auf den Gängen; wir haben alle unterschiedliche Essenszeiten, je nachdem, was gerade in welcher Zeitzone geschieht; aber niemand hat etwas Ungewöhnliches bemerkt. Tatsächlich war unsere Abteilung ziemlich vollzählig weg. Wir hatten eine Besprechung mit dem zentralen Schreibdienst um halb zwei, also waren die meisten von uns ... «
»Wer hat diese Besprechung einberufen, Mrs. Andrews?« »Der Vorsitzende für diesen Monat, aber dann sagte er, das hätte er gar nicht, also saßen wir herum und tranken Kaffee.« »Haben Sie keine schriftliche Ankündigung dieses Gesprächs bekommen?« »Nein, es wurde nur mündlich durchgegeben; das ist die Regel.«
»Vielen Dank. Sie waren mir eine große Hilfe.« »Das ist ein so schrecklicher Verlust für uns alle, Mr. Cross.« »Ich weiß. Auf Wiedersehen.«
Havelock legte auf. »Unser Mann trägt eine perfekte Maske«, sagte er zu Jenna.
»Sie konnte dir also nicht helfen.«
»Doch, das konnte sie. Bradford hat auf mich gehört. Er ging auf die Straße hinunter, suchte eine Telefonzelle auf und verlangte das, was er wollte. Die Nummer, die er anrief, ist nicht mehr auffindbar.« »Und sonst nichts?«
»Doch, etwas vielleicht.« Michael sah zu Jenna hinüber, sein Gesicht war umwölkt, er hatte die Stirn gerunzelt. »Sieh zu, ob du hier eine Zeitung von gestern finden kannst, ja? Ich möchte den Namen jedes höheren Beamten im Außenministerium, der am Morgen im Fernsehen interviewt wurde. Es ist verrückt. Das letzte, womit Bradford sich beschäftigt hat, war eine Fernsehsendung.« Jenna fand eine Zeitung. Niemand aus dem Außenministerium war an jenem Morgen im Fernsehen gewesen.
31
Talbot County besaß in Dr. Matthew Randolph nicht nur einen Mediziner von hohem Rang, sondern gleichzeitig auch einen außergewöhnlich unangenehmen Menschen. Schon dank seiner Herkunft gehörte er zum reichen Establishment der Ostküste. An Privilegien früh gewöhnt, hatte er die renommiertesten Schulen besucht und verfügte schon in jungen Jahren über unbegrenzte Mittel. Eitel und eigenwillig, wie er war, verstand er es, alle und jeden in diesen erlauchten Kreisen gegen sich einzunehmen.
Mit dreißig Jahren, nach einem mit magna cum laude abgelegten Examen an der Johns-Hopkins-Universität und einer Fachausbildung in Pathologie und Chirurgie im MassachusettsGeneral-Hospital in New York, gelangte er zu dem Entschluß, daß er seine Talente nicht in einem normalen Krankenhaus zur Entfaltung würde bringen können. Also entschloß er sich, sein eigenes medizinisches Zentrum mit fünfzig Betten zu eröffnen. Das nötige Kapital pumpte er sich zum Teil von Privatleuten, den Rest, zwei Millionen Dollar, steuerte er aus eigenen Beständen bei.
In seiner Privatklinik führte Randolph ein diktatorisches Kommando und sorgte mit einer einfachen Faustregel für florierende Profite: Die Reichen wurden schamlos geschröpft, während er den Armen erst dann finanziell entgegenkam, wenn sie sich der Peinlichkeit unterzogen hatten, unwiderlegbare Beweise ihrer Armut zu liefern und sich einen Vortrag über die Sünden der Trägheit anzuhören. Doch weder arm noch reich störte sich an diesen rüden Methoden, denn der Ruf des Randolph-Medical-Center wuchs ständig im Laufe der Jahre. Die Laboreinrichtung gehörte zu den modernsten; die großzügig bezahlten Ärzte waren die besten Absolventen der besten medizinischen Fakultäten im Lande; chirurgische und pathologische Spezialisten wurden aus der ganzen Welt eingeflogen; und die Talente der überbezahlten Techniker ebenso wie die des Pflegepersonals gingen weit über den normalen Standard an Krankenhäusern hinaus. Kurz gesagt: Eine Behandlung im Randolph-Center genügte höchsten medizinischen Ansprüchen. Die einzige Möglichkeit, die Versorgung noch zu verbessern, konnte nur darin bestehen -fanden manche -, den kantigen und herrschsüchtigen Matthew Randolph zu entfernen. Und da an einen plötzlichen Herztod bei dem vitalen 68jährigen Klinikchef nicht zu denken war - eher sah es so aus, als würde er leicht die Hundert erreichen -, hätte man ihn schon mit Gewalt aus der Klinik tragen müssen. Außerdem, wer sonst konnte schon unmittelbar vor einer Operation auf einen Neffen Rockefellers heruntersehen und fragen: »Wieviel ist Ihnen Ihr Leben wert?«
Havelock erfuhr diese Einzelheiten aus den Archiven des CIA, als er den Tod eines Beamten namens Stephen MacKenzie untersuchte, der die Operation an der Costa Brava inszeniert hatte. In
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